Großeinsatz in Leverkusen 13 Verletzte bei Wohnungsbrand – Bewohner flüchteten über das Dach
Leverkusen · Zwölf Bewohner und ein Feuerwehrmann sind in der Nacht zum Dienstag bei einem Feuer in einem Wohnhaus an der Kölner Straße in Leverkusen-Opladen verletzt worden. Die Warnapp Nina gab Alarm. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und sucht Zeugen.
Dienstagvormittag spielt ein Musiker in der Opladener Fußgängerzone auf seinem Saxofon zwischen Gassenhauern von Evis Presley und Tom Jones das melancholische „Gloomy Sunday – trauriger Sonntag“. Nichts könnte besser passen als diese Melodie zu diesem Vormittag nach dem Brand. Wer für Besorgungen in der Stadt ist, dem fallen die Spuren der vorausgegangenen dramatischen Nacht nicht auf. Eine Wohnung und ein Holztreppenhaus waren in Flammen geraten. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und sucht Zeugen. Die Ermittler fragen: Wer hat zur Brandzeit verdächtige Personen in der Nähe des Tatorts beobachtet? Und: Wer hat im Umfeld Überwachungskameras installiert und kann Aufnahmen der Fußgängerzone aus der Nacht zur Verfügung stellen?
Dienstagmorgen hängt ein Schild an der Eingangstür des Schuhauses Röseler: „Liebe Kunden, leider hat es bei uns gebrannt. Die Filiale bleibt vorerst geschlossen.“ Durch die Scheiben wirkt im Laden alles relativ normal. Am Hauseingang daneben nicht. Ruß zieht sich um die Eingangstür und an Wand und Decke entlang, der Boden zeigt Spuren des nächtlichen Einsatzes. In der ersten Etage sind die Fenster der Räume der Schülerhilfe weit geöffnet, auch im Dachgeschoss geben geöffnete Fenster den Blick auf pechschwarze Wände frei.
Gegen 22.47 Uhr am Montag erreichten die Leitstelle der Feuerwehr mehrere Anrufe, die einen Brand in einer Wohnung an der Kölner Straße meldeten. Die Zentrale schickte die Kräfte beider Wachen der Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Opladen zum Brandort. Noch auf dem Weg dorthin gingen weitere Notrufe ein und die Meldung, dass sich noch mehrere Bewohner im Gebäude befinden. Die Wehr erhöhte die Alarmstufe und forderte weitere Einheiten aus Wiesdorf, Bürrig, Steinbüchel und Lützenkirchen an.
Als die Einsatzkräfte an dem brennenden Haus eintrafen, wurde schnell die ganze Dramatik des Einsatzes klar: Der Durchgang zum Hof im Erdgeschoss stand bereits im hellen Flammen. Auf der Rückseite des Hauses brannte im ersten und zweiten Obergeschoss das Holztreppenhaus, schreibt die Feuerwehr in ihrem Einsatzbericht. Mehreren Bewohnern war der Fluchtweg durch Rauch und Flammen versperrt. Mit dem Mut der Verzweiflung retteten sie sich aus dem zweiten und dritten Obergeschoss über das Dach in Nachbargebäude. Durch das angrenzende Haus mit Zugang zur Straße brachten die Retter mehrere Bewohner in Sicherheit. Die Feuerwehr führte einen Löschangriff von der Kölner Straße und von der Gerichtsstraße über einen Hinterhof. An der Kölner Straße brachten Feuerwehrleute eine Drehleiter in Stellung, auf der Rückseite nutzten sie eine tragbare Leiter, um ins zweite Obergeschoss zu gelangen.
Der Einsatz mehrerer Trupps unter Atemschutz und weitere Löschmaßnahmen brachten das Feuer unter Kontrolle. Während des Einsatzes verletzte sich ein Feuerwehrmann und wurde ins Krankenhaus transportiert. Weiterhin wurden zehn Anwohner, die Rauchgase eingeatmet hatten, in die Krankenhäuser gefahren.
Den Grundschutz für die Stadt stellten während des Großeinsatzes die Freiwillige Feuerwehr Schlebusch und dienstfreies Personal des Führungsdienstes sicher.
Die Bevölkerung wurde über eine Mitteilung der Warn-App Nina gewarnt, auch um auf Verkehrsbehinderungen in Opladen aufmerksam zu machen. Der Einsatz wurde gegen 0.15 Uhr beendet. Die Feuerwehr war mit 72 Kräften und 19 Fahrzeugen beteiligt, der Rettungsdienst mit fünf Fahrzeugen und zehn Einsatzkräften.
Rückblick: In der Nacht auf den 5. Januar 2015 war es im Wohn- und Geschäftshaus Nummer 99 an der Kölner Straße während eines Brandes zu einem extrem harten Löscheinsatz gekommen. Neun Einsatzkräfte waren teils schwer verletzt worden, weil sie im Treppenhaus von einer „Rauchdurchzündung“ überrascht worden waren. Ein Feuerwehrmann musste in eine Spezialklinik. Im Haus wurde Brandbeschleuniger gefunden. Mangels hinreichenden Tatverdachts stellte die Staatsanwaltschaft später die Ermittlungen ein. Mittlerweile steht an der Stelle ein großer Neubau.