Düsseldorfer SPD Frauen kämpfen um die Macht

Düsseldorf · Nach dem Rücktritt von Fraktions-Chef Günter Wurm brodelt es bei den Genossen. Partei-Chefin Karin Kortmann versucht, den Streit vor der Bundestagswahl zu verhindern, denn sie fürchtet um Stimmen.

Hier hat Kortmann gewonnen
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Foto: AP

Einen Tag nach dem Rücktritt von SPD-Fraktions-Chef Günter Wurm versuchen Teile der Parteispitze der Genossen, einen neuen offenen Personalstreit zu verhindern. Vor allem mit Blick auf die Bundestagswahl in knapp vier Wochen will man nach außen nicht schon wieder das Bild einer zerrissenen Partei bieten.

Fraglich, ob diese Strategie haltbar ist, denn es gibt einige verbitterte Sozialdemokraten, die durch das schlechte Abschneiden ihrer Partei ihre Ämter verloren haben. Und die machen aus ihrem Zorn kein Geheimnis. Folgende Fragen beschäftigen die SPD derzeit:

Wie ist die Rolle von Bürgermeisterin Gudrun Hock derzeit, warum ist sie nicht, wie ihr parteiinterner Widersacher Günter Wurm, nach dem schlechten Ergebnis zurückgetreten? Eine Reihe von Parteimitgliedern hatte erwartet, dass sie einen klaren Schnitt machen und ebenfalls zurücktreten werde, aber sie sieht dazu keinen Anlass. Gudrun Hock hat immer betont, dass sie Bürgermeisterin bleiben will. Am Dienstag sagte sie, letztlich entscheide das die Fraktion, ob sie als Kandidatin antrete. Dass sie in der Partei nicht unumstritten ist, weiß sie: "Ein paar sind immer unzufrieden!"

Gäbe es Gegenkandidaten gegen Hock ums Amt der SPD-Bürgermeisterin? Darüber ist bisher offen nach außen noch nicht gesprochen worden — aber intern agieren starke Kräfte, die gegen die erneute Kandidatur Hocks sind. Sie wollen Helga Leibauer vorschlagen, und angeblich ist mit der erfahrenen SPD-Ratsfrau darüber auch schon gesprochen und Einigkeit erzielt worden. Leibauer gilt als Vertraute des ausgeschiedenen Günter Wurm.

Hätte Leibauer eine Chance, die Mehrheit der Fraktion zu bekommen? Das ist schwer abzuschätzen. Ungefähr die Hälfte der 22-köpfigen Fraktion gilt als Hock-Lager, die andere Hälfte stand zu Wurm und würde Leibauer stützen. Wie das am Ende dann ausgeht, falls es zu einer Kampfabstimmung in der Fraktion käme, lässt sich nicht sagen. Einige hoffen, dass Hock sich zurückzieht, um einen erneuten Streit zu verhindern. Sie bekommt allerdings auch Rückendeckung von der langjährigen Landtagsabgeordneten Claudia Scheler (früher Nell-Paul), die sich gestern im Gespräch mit unserer Redaktion eindeutig für Hock aussprach. Scheler: Man müsse jetzt nach vorn schauen und eine Person wählen, die in diese Stadt passt und unterschiedliche Gruppen anspricht.

Welche Rolle spielt Partei-Chefin Karin Kortmann? Eine entscheidende. Kortmann hat in internen Runden nie einen Hehl daraus gemacht, dass sie von Gudrun Hock nicht viel und sie vor allem für einen Teil des Personalproblems der SPD hält. Sie hat aber derzeit, knapp vier Wochen vor der Bundestagswahl, kein Interesse daran, dass die SPD schon wieder in aller Öffentlichkeit einen Streit um Personen präsentiert. Daher wird sie auf jeden Fall versuchen, den Streit zu vermeiden.

Ist Kortmanns Position als Düsseldorfer SPD-Vorsitzende stabil? Kortmann hat 2008 als Spitzenkandidatin im Kampf gegen Elbers ein respektables Ergebnis erzielt, aber dennoch deutlich verloren. Nach innen, so ist von SPD-Spitzenleuten zu hören, hat sie ihr Amt als Vorsitzende an ihr Abschneiden bei der Bundestagswahl am 27. September geknüpft. Sie tritt im Wahlkreis Düsseldorf-Süd an, den sie bei der letzten Wahl direkt gewann. Ob ihr das noch einmal gelingt, ist längst nicht sicher. Ein Genosse dazu: "Wenn Kortmann den Wahlkreis nicht holt, tritt sie als Vorsitzende zurück." Das jedenfalls soll sie angekündigt haben.

(RP)
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