Studie Immer mehr Alte haben Suchtprobleme

Düsseldorf · Wenn eine Gesellschaft altert, altern auch die Suchtkranken mit ihr. Das geht aus dem neuesten Gesundheitsbericht der Stadt hervor, der heute vorgestellt wird. Jahre nach der "Entdeckung" der Demenz-Erkrankungen für Stadtplanung und Wirtschaft kommt damit ein neues Thema aus dem Pflegebereich hoch: Was tun mit alten, pflegebedürftigen Menschen in Heimen, die abhängig sind von Alkohol, Nikotin, Medikamenten? Nach vorsichtigen Schätzungen könnte jeder vierte Deutsche suchtkrank sein.

Wichtige Fragen zum Drogen- und Suchtbericht 2009
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Foto: AP

Ein Ergebnis der Studie, für die Mitarbeiter von Pflegediensten, aus Altenheimen und gesetzlich eingesetzte Betreuer befragt wurden: 80 Prozent der Betreuer kommen häufig mit Patienten zusammen, die ein Suchtproblem haben. Die Mitarbeiter von ambulanten Pflegediensten stehen in dieser Rangliste auf Platz zwei, während etwa die Hälfte der Altenheim-Mitarbeiter von "Begegnungen" mit alten Suchtkranken berichtet.

Typische Alterserscheinung?

"Es gibt eine wahnsinnig hohe Dunkelziffer, da sind sich alle sicher", sagt Trudpert Schoner, Leiter der Fachstelle für Suchtprävention bei der Caritas. "Das Problem ist, dass viele nicht unterscheiden können zwischen typischen Alterserscheinungen wie Schwanken und Stürzen und Symptomen für Alkoholsucht."

Zudem werde Sucht totgeschwiegen. "Wir hören oft: Ach, lasst ihm doch noch die paar Jahre seinen Spaß", so Schoner. Deshalb gebe es wenige Hilfsangebote, kaum ein Angebot sei auf die Bedürfnisse der suchtkranken Alten zugeschnitten.

So gibt es inzwischen zwei Abteilungen in zwei Heimen, die sich besonders um Pflegebedürftige mit Suchtgeschichte kümmern — ausreichend ist das deswegen nicht, weil die vielen, die heute noch ambulant betreut werden, morgen womöglich nicht mehr allein zurecht kommen.

Für den Bericht wurden Fragebogen an 96 Heime geschickt. In ihnen standen 6400 Plätze zur Verfügung. Darüber hinaus erhielten die 83 Pflegedienste in der Stadt die Aufforderung, sich an der Erhebung zu beteiligen — ebenso wie die Betreuungsvereine und der Bezirkssozialdienst. Auch die Berufsbetreuer konnten in die Befragung eingebunden werden.

Der Anteil der über 60-Jährigen steigt auch in der Landeshauptstadt rasant an. Derzeit sind 145.558 Düsseldorfer älter als 60. Bei einer um 4,2 Prozent steigenden Bevölkerungszahl, von der die Statistiker derzeit ausgehen, wird der Anteil der über 80-Jährigen im Jahr 2020 um fast 35 Prozent steigen. "Auch für Düsseldorf stellt sich somit die Aufgabe, auf die demografischen Veränderungen angemessen zu reagieren", heißt es im Gesundheitsbericht.

(RP)
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