Spontane Podiumsdiskussion Elbers und Kortmann erstmals gemeinsam

Düsseldorf · Die Überraschung war perfekt: Eigentlich hatten die Wirtschaftsjunioren die beiden Spitzenkandidaten für die OB-Wahl, Karin Kortmann (SPD) und Dirk Elbers (CDU), eingeladen, um sie nacheinander zu interviewen. Elbers hatte ein Zwiegespräch bislang stets abgelehnt. Gestern entschied er anders: "Wenn wir schon in einem Raum sitzen, können wir es zusammen legen." Kortmann willigte ein. So kam das geladene Publikum in den Genuss der ersten Podiumsdiskussion der beiden aussichtsreichsten Kandidaten für den Posten des Stadtoberhaupts.

Das ist Dirk Elbers
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Und so standen sie nebeneinander auf der Bühne. Kortmann mit dunklem Rock und grau gestreiftem hellen Blazer, Elbers zwei Köpfe größer in grauem Anzug mit orangefarbener Krawatte. Robert Lamers, Chef der Wirtschaftsjunioren, arbeitet mit Josef Timmermans in eineinhalb Stunden einen umfangreichen Fragenkatalog ab.

Beim Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf plädierte Kortmann für Job-Sharing ("wer aus dem Berufsalltag ganz aussteigt, ist ein Stück weit draußen") und flächendeckende Kinderbetreuung. Betriebskindergärten wolle sie als OB jedoch nicht finanziell fördern. Elbers sagte Zuschüsse zu, falls sich mehrere kleine Unternehmen zusammenschließen würden, um einen Betriebskindergarten einzurichten. Das war auch der erste Moment, bei der Konfrontation in der Luft lag. "Wir diskutieren eine ideologische Frage", sagte Kortmann.

In verblüffend vielen Punkten waren sie einer Meinung: Existenzgründer müssten unterstützt werden, Düsseldorf habe einen hervorragenden Branchenmix und müsse sich bei der Expo in Shanghai präsentieren, für alle Schichten sei Wohnraum nötig, weitere städtische Töchter dürften nicht verkauft werden. "Die sind sich viel zu einig", fand Zuhörer Daniel Bach.

Von Uni bis Stadtwerke-Rückkauf

Doch es gab auch Reibungspunkte: Während Kortmann für den Rückkauf der Stadtwerke-Mehrheit plädiert, damit die Kommune Einfluss auf die Energieversorgung nehmen kann, hält Elbers den Verkauf für richtig, um konkurrenzfähig auf dem Markt zu bleiben. Während Kortmann der Uni zu internationalem Ruf verhelfen will, hält Elbers das gar nicht für nötig. Beide zeigten sich souverän, spontan — und durchaus humorvoll. Die Neutralität der Moderatoren bezweifelte Kortmann jedoch: "Sie sagen mit Ihren Fragen, was Sie denken, wir kommen nicht auf einen Nenner."

Dem Publikum gefiel's trotzdem: "Gut und spannend", fand es Beate Schwinges. IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann kündigte an: "Egal, wer bei der Wahl als Sieger hervorgeht: Einige der Themen werden wir danach noch vertiefen."

(RP)
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