Verkaufsrekorde bei Reisemobilen und Wohnwagen Caravan Salon 2018 in Zeiten des Booms

Düsseldorf · Der Düsseldorfer Caravan-Salon präsentiert sich als Abbild eines nicht enden wollenden Booms der rollenden Eigenheime und kann daher auch mit einem erneuten Rekordbesuch rechnen. Bei der Neuheiten-Show der Caravaning-Branche rückt neben einem Ausblick in die Zukunft des mobilen Reisens vor allem der Wettkampf an der Basis in den Fokus – in zweierlei Hinsicht.

Caravan Salon 2018 - die Wohnmobil-Neuheiten
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Caravan Salon 2018 - die Wohnmobil-Trends

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Foto: dpa-tmn/Hymer GmbH & Co. KG

Über 600 Aussteller, davon allein 130 Reisemobil- und Caravan-Marken, mehr als 2100 Freizeitfahrzeuge – ein Rundgang durch die 13 Ausstellungshallen des 57. Caravan-Salons in Düsseldorf ist eine echte Herausforderung für die erwarteten mehr als 200.000 Besucher. Das achte Rekordjahr in Folge bei den deutschen Reisemobil-Zulassungen rüttelt auch die letzten Schlafmützen wach, zumal ein Ende des Booms nicht in Sicht ist.

Wurde im vergangenen Jahr erstmals die 40.000er-Marke für neu angemeldete Reisemobile geknackt, so kündigen bereits 31.000 Einheiten in den ersten sechs Monaten dieses Jahres das nächste Allzeithoch für 2018 an. Kein Wunder, dass da neue Mitstreiter angelockt werden oder bisher eher zurückhaltende Big Player ihr Engagement verstärken.

So ist denn ein verschärfter Wettbewerb um die Basis-Fahrzeuge entbrannt. Über alle Klassen hinweg dominiert zwar weiterhin unangefochten der Fiat Ducato mit einem Anteil von über 60 Prozent, aber seine bislang eher unterbelichteten Geschwister von Citroen und Peugeot drängen jetzt mehr in den Vordergrund und vor allem die hoch modernen Mercedes Sprinter, VW Crafter und sogar dessen Ableger MAN TGE mischen die Szene auf. Letztere wollen mit einer Armada von Assistenzsystemen, umfassender Konnektivität und einem Pkw-nahen Cockpit dem Lkw-Feeling in der Kommandozentrale der Wohnmobile den Garaus machen.

Der VW Crafter, immerhin schon gut eineinhalb Jahre am Start, tauchte bisher nur vereinzelt als Wohnmobil-Ableger auf, etwa bei Knaus und Schwabenmobil. Was möglicherweise daran lag, dass die in Hannover beheimatete Nutzfahrzeugsparte ihr eigenes Ding machen wollte und nach der XXL-Studie aus dem vergangenen Jahr nun die Serienversion des Grand California präsentiert.

Dabei handelt es sich um ein vollwertiges Reisemobil der Sechs-Meter-Klasse mit Nasszelle. Im Gegensatz zur Studie ist im Heck statt der Längs-Einzelbetten nur ein Quer-Doppelbett eingebaut, womit allerdings auch die unschöne, bürzelartige Karosserieverlängerung nach hinten wegfällt. Für Kinder soll es noch eine weitere Schlafmöglichkeit vorn unter dem Hochdach geben. Preise sind noch nicht bekannt. Man darf gespannt sein, ob der große California eine ähnliche Erfolgsstory schreiben wird wie der kleine Bruder auf T6-Basis als Campingbus-Bestseller.

Caravan Salon 2018 - die neuen Wohnwagen-Modelle
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Foto: SP-X/Hersteller

Einen Crafter-Ausbau mit einem Raumbad im Heck wird der Messebesucher bei Reimo entdecken. Und der Teilintegrierte Knaus Van TI Plus vertraut ebenfalls auf die Vorzüge des modernen Basisfahrzeugs, eröffnet allerdings mit dem baugleichen MAN TGE dem Brummi-Hersteller aus München den Einstieg ins Reisemobil-Geschäft.

In ganz anderen Dimensionen denkt die Van-Abteilung von Mercedes-Nutzfahrzeuge, die bei der Sprinter-Entwicklung sogar die Reisemobil-Spezialisten von Hymer mit ins Boot holte. So hat die Kernmarke der Erwin-Hymer-Gruppe zwar die integrierten und teilintegrierten Modelle der B-Klasse Modern Comfort als erste Sprinter-Aufbauten schon vor der Publikums-Premiere in Düsseldorf präsentiert und bringt auch den beliebten ML-T sowie den Hymercar Grand Canyon S auf der neuen Mercedes-Basis mit an den Rhein, insgesamt dürften aber gut ein Dutzend weitere Sprinter-Neulinge in den Messehallen zu finden sein. Kastenwagen wie bei CS Reisemobile der Encanto, bei HRZ der Longus oder bei der hessischen Manufaktur La Strada der Regent S. Teilintegrierte wie Frankias M-Line oder der Silverdream mit einem Monocoque-Aufbau von Wanner. Oder Integrierte wie der Platin, ebenfalls von Frankia.

Schließlich wird am Mercedes-Stand ein ganz besonderer Sprinter zu sehen sein: Das Concept F-Cell ist ein teilintegriertes Reisemobil mit Brennstoffzelle, das rein elektrisch fährt. Genau genommen, wird hier Brennstoffzellen- und Batterietechnik zu einem Plug-in-Hybrid-Fahrzeug verbunden. Dank dreier Wasserstoff-Tanks im Unterbau sollen Langstreckeneinsätze bis 300 Kilometer möglich sein, die sich mit batterieelektrischem Antrieb und Lithium-Ionen-Akkus um weitere 30 Kilometer verlängern lassen.

Die Technik wird mit einer Leistung von 147 kW/200 PS schon im nächsten Jahr im SUV GLC in Serie gehen, dürfte aber wegen der hohen Kosten und der mangelhaf-ten Verbreitung an Wasserstoff-Zapfsäulen für den Reisemobil-Sektor eher ein sehr weiter Blick in die Zukunft sein. Zumal 200 Kilogramm Mehrgewicht den Kampf um die wichtige 3,5-Tonnen-Grenze deutlich erschweren. Mit einer Vernetzung von Ba-sis-Fahrzeug und Wohnaufbau, dem Multimediasystem MBUX und einer selbst ent-wickelten App will Mercedes zudem seine Vorstellung vom „Smart-Camping“ darle-gen.

Aktuell führt bei den Reisemobilen allerdings kein Weg am Diesel vorbei. Was zu-mindest bei den mit SCR-Kat und AdBlue gereinigten Fahrzeugen auch kein Problem sein dürfte. Die gibt es beim Fiat Ducato bisher aber nur in den Pkw-Versionen, nicht als Reisemobil-Basis, weshalb die Angst vor Fahrverboten manch einen eher zu einem Peugeot Boxer wie bei Weinsberg oder einem Citroen Jumper wie bei Pössl treibt. Aber auch Renault ist mit dem Master und der verstärkten Kooperation mit dem Speyerer Hersteller Ahorn gut im Geschäft. Die Transit-Modelle von Ford werden vor allem bei Eura, Karmann und anderen Marken aus der Trigano-Gruppe angeboten.

Caravan Salon 2018 - fünf Reisemobil-Konzepte im Vergleich
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Caravan Salon 2018 - fünf Reisemobil-Konzepte im Vergleich

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Foto: SP-X/Hersteller

Neben mehr Vielfalt bei den Basis-Fahrzeugen geht es auch bei einem anderen großen Trend in der Branche um die „Basics“, denn die Kompaktfahrzeuge bleiben weiterhin die Treiber des extremen Wachstumskurses. Das gilt schon für die handlichen Camper, die mit dem Karmann Danny auf Basis des Fiat Talento (ebenfalls neu als Basisfahrzeug) einen neuen Wettbewerber erhalten, der ab 42.500 Euro zu haben ist. Das gilt aber noch mehr für die ausgebauten Kastenwagen, die zwar nur bedingt alltagstauglich sind, in keine Tiefgarage mehr passen, aber immer noch wesentlich handlicher und einfacher zu fahren sind als viele teil- und voll integrierte Fahrzeuge.

Hier wird durchaus auch experimentiert. Bürstner beispielsweise versucht mit dem strikt auf zwei Personen ausgelegten City Car 603 durch das Ersetzen der Zweier-bank mit einem Sideboard das enge Raumgefühl zu verbessern. Und Knaus-Tabbert präsentiert seinen ganz eigenen Blick auf die Zukunft der mobilen Kastenwagen, die bei den Jandelsbrunnern ja nur noch CUV (Caravaning Utility Vehicle) heißen. Die beiden Showcars setzen vor allem in der Außendarstellung Akzente. Der Knaus CUVision auf MAN-Basis und der Weinsberg CUVolution als Fiat-Ausbau sollen mit 22-Zöllern, Dach- und Heckspoilern sowie auffälligem Design etwas Sportwagen-Flair in die Szenerie bringen.

Bei den Integrierten, Teilintegrierten und Alkoven werden vor allem die Möbeldekore heller, dominiert bei Schubladen und Schranktüren immer häufiger die Farbe Weiß und sorgen ausgeklügelte Lichtkonzepte für eine wohnlichere Atmosphäre. Nach der Rundumsitzgruppe im Heck, die allerdings nur in Kombination mit Hub- oder Alkovenbetten verwirklicht werden kann, wird aktuell der Lounge-Grundriss mit zwei gegenüberliegenden Längsbänken im vorderen Wagenteil immer beliebter. Und in den Dusch- und Waschräumen kann es gern etwas komfortabler zugehen.

Auch dem Außendesign widmen die Hersteller verstärkt ihre Aufmerksamkeit. Mit markanteren Fronten, harmonischen Formen, Zierstreifen und vor allem mit LED-Leuchten sowie dynamischen Lauflichtblinkern wie bei Knaus, Hobby und LMC sucht man die automotive Nähe.

Bei den Teilintegrierten zählt neben den erwähnten Hymer- und Knaus-Modellen der Bürstner Ixeo T, der in vier Grundriss-Varianten ab 65.000 Euro angeboten wird, zu den wichtigsten Neuheiten. Ein außergewöhnliches Innenleben offeriert der Challenger Genesis 274 mit modularen Staukästen im Heck, die mehr Ladevolumen schaffen sollen. Dafür gibt’s hier nur noch Hub- anstelle von fest installierten Betten. Ein optisches Highlight setzt der Niesmann Smove mit seiner Volllackierung in orangener BMW-Metallic-Farbe, die allein mit 14.000 Euro zu Buche schlägt.

Das bietet der Caravan Salon 2018
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Das bietet der Caravan Salon 2018

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Foto: Daniel Zangerl/Dethleffs/dpa-tmn

Die Freunde der voll integrierten Modelle und Luxusliner bekommen noch mehr Neuheiten geboten. Dethleffs führt die neue Pulse-Baureihe (ab 66.000 Euro) mit „mehr Wohlfühlambiente“ ein und verpasst dem Trend ein Facelift; beide Baureihen werden auch in teilintegrierten Varianten für gut 10.000 Euro weniger angeboten. Eura Mobil platziert die neue Integra Line in der Mittelklasse und bietet den kleinen Bruder des Integra ab 72.500 Euro an. Carthago hat den Liner for Two mittlerweile zu einer kompletten Baureihe ausgebaut. Und mit den beiden neuen, über neun Meter langen Niesmann-Flair-Grundrissen bewegt man sich längst im sechsstelligen Preisbereich. Am anderen Ende bieten die baugleichen Carado I339 und Sunlight I69 Integrierten-Komfort schon ab 53.500 Euro.

Alkoven-Modelle spielen bei einem Marktanteil von nur noch sechs Prozent fast nur noch im Mietgeschäft eine Rolle. Dennoch halten einige Hersteller dem Konzept die Treue, und Eura bietet mit dem One 570 HS sogar einen neuen Grundriss mit einer klassischen Hecksitzgruppe an.

Bei den Wohnwagen ragen aus der Fülle der Novitäten, die im Wesentlichen Möbeldekore und Raumaufteilung betreffen, zwei Premieren heraus: Einmal die Serien-Ausführung des Ultraleicht-Caravans Dethleffs Coco, der schon im Vorjahr als Studie für Furore sorgte. Er kostet ab rund 19.000 Euro und beeindruckt mit seiner Sonnensegel-Terrasse und dem Innenraum im luftigen Loft-Stil.

Und mit einer innovativen Idee überrascht der Adria Adora 673 PK. Er hat zwei Türen und zwei getrennte Eingänge zum vorderen und hinteren Bereich des 6,75 Meter langen Aufbaus. Wenn die Teenies vielleicht nächtens ein bisschen länger auf der Rolle sind und die Eltern im vorderen Teil des Wohnwagens bereits sanft in ihrem Doppelbett schlummern, kann der Nachwuchs durch die hintere Türe das Schlafgemach betreten, ohne Papa und Mama zu stören. Das Adria-Doppelhaus am Haken wird zu einem Grundpreis von 28.699 Euro angeboten.

Der Caravan-Salon ist vom 25. August bis 2. September jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Tagestickets gibt es an der Kasse für 18 Euro. Online (caravan-salon.de) kosten sie nur 15 Euro und gelten sogar für die eingetragene Person zwei Tage lang. Für Einsteiger in die Caravaning-Welt empfiehlt sich ein Besuch der „Starterwelt“ in Halle 18, in der ein Expertenteam interessierte Gäste auch individuell berät und in diesem Jahr erstmals auch Tipps zum Mieten und Vermieten von Reisemobilen und Caravans gibt.

(csr/SP-X)
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