Düsseldorfer engagiert sich Wie deutsche Feuerwehrleute ihren Kollegen in Afrika helfen

Düsseldorf · Ein Düsseldorfer Feuerwehrmann hilft Kollegen in Kenia und Tansania. Wo es nicht an Ausrüstung fehlt, mangelt es am Training.

 Der deutsche Ausbilder Andre Kauffeld trainiert den Löschtrupp der Feuerwehr in Baringo County.

Der deutsche Ausbilder Andre Kauffeld trainiert den Löschtrupp der Feuerwehr in Baringo County.

Foto: European Support Team

Kabarnet ist eine junge Stadt. 30 Jahre jung, um genau zu sein, und 92 Quadratkilometer groß. Knapp 12.000 Menschen leben in der Hauptstadt des Baringo County in Kenia, es gibt 20 Grund- und drei Oberschulen, zwei Berufskollegs, sieben Kindergärten – und eine Feuerwache. In der arbeiten vier haupt- und 20 ehrenamtliche Feuerwehrleute. Mehr dürften es auch gar nicht sein: Wenn’s brennt, passen sie so schon kaum in die zwei (!) roten Autos, die mit einem Krankenwagen den Fuhrpark der Kleinstadt komplettieren.

 Markus Fahlbusch beim Löschtraining mit einem kenianischen Kollegen in Baringo County

Markus Fahlbusch beim Löschtraining mit einem kenianischen Kollegen in Baringo County

Foto: European Support Team

Unvorstellbar nennt Oliver Elsner die Arbeitsbedingungen der afrikanischen Kollegen. Er ist Berufsfeuerwehrmann in Düsseldorf, wo es nicht bloß Rüst- und Löschfahrzeuge in allen Größenordnungen gibt, sondern auch noch Drehleitern und Sonderfahrzeuge, sogar eins, das Ölspuren von der Straße saugt. Das Schutzziel in Düsseldorf heißt: Acht Minuten nach dem ersten Notruf muss mindestens ein Feuerwehrteam am Brandort sein. Im Baringo County alarmieren sich die Feuerwehrleute nach einem Notruf gegenseitig per Telefonkette , bevor sie kilometerweit fahren.

„Schutzziele gibt es da nicht“, sagt Elsner. Sie wären auch gar nicht einzuhalten. Und wo es so kompliziert ist, Feuer zu löschen, hat natürlich viel mehr Sinn, daran zu arbeiten, dass erst gar keine entstehen. „Brandschutz ist ein wichtiges Thema, in den Grundschulen, aber auch in den Oberschulen, die als Internate geführt werden.“ Mit Material für den Brandschutzunterricht unterstützen Elsner und Feuerwehrleute aus ganz Deutschland die Kenianer dabei. Und nicht nur die.

Der 2017 gegründete Verein European Support Team (EST), dem noch überwiegend Feuerwehrleute und Rettungsdienstler angehören, hat auch in Tansania ein Hilfsprojekt gestartet, in Karagwe, wo die „Fire and Rescue Force“ auch für den Bezirk Kyerwa mit seinen insgesamt rund 600.000 Einwohnern zuständig ist. Wenn alle im Dienst sind, hat Bezirksfeuerwehroffizier Peter Mmbare stolze sechs Feuerwehrleute am Start, die mit einem alten japanischen Löschfahrzeug ganze 1000 Liter Wasser transportieren können. „Hydranten oder Löschwasser-Entnahmestellen wie bei uns gibt es nicht“, sagt Elsner. Bei einem Großbrand sind die tansanischen Feuerwehrleute deshalb gezwungen, immer wieder wegzufahren, um den Löschtank aufzufüllen. Eine Bauingenieurin aus dem Siegerland, die sich in der humanitären Hilfe engagiert und als Mitglied einer freiwilligen Feuerwehr auch Interesse am Brandschutz hat, hat den Verein kontaktiert. „Wir helfen auch dort bei der Materialbeschaffung, haben Schutzkleidung und – mit Hilfe eines Sponsors – auch Brandschutzhandschuhe hingeschickt“, sagt Elsner. Im Dezember war ein Kollege in Karagwe, um sich ein Bild davon zu machen, was gebraucht wird. „Material allein nutzt ja nichts, wenn es nicht einmal ein richtiges Haus gibt.“

 Feuerwehrmann Oliver Elsner sucht Unterstützer für den Verein.

Feuerwehrmann Oliver Elsner sucht Unterstützer für den Verein.

Foto: Geilhausen

Die ehrenamtlichen Afrika-Helfer zahlen solche Reisen aus eigener Tasche. Auch die Hilfsprojekte finanziert das European Support Team selbst. Nicht zuletzt deshalb ist der junge Verein auf Spenden angewiesen und setzt auch auf Sponsoring von Herstellern.

Gegründet hat den Verein Christian Hagedorn aus Osnabrück. Auf ihn stieß Oliver Elsner, als er selbst nach Möglichkeiten suchte, sich zu engagieren. Elsner ist mit einer Kenianerin verheiratet, hat durch sie Land und Leute kennen- und liebengelernt, aber auch die Schattenseiten selbst erlebt. „Gerade in Kenia ist die Kluft zwischen den Großstädten und dem Land groß.“ Die einen haben Rauchmelder in modernen Wohnungen, die anderen kochen in Hütten auf offenem Feuer.

Natürlich interessiert sich Elsner, der sich vorstellen kann, seinen Ruhestand in Kenia zu verbringen, besonders für die Feuerwehr. „Es gibt viele Hilfsprojekte für Afrika, aber die sind nichts für mich. Ich bin ein gut ausgebildeter Feuerwehrmann – das ist, was ich kann und wo ich helfen kann“, sagt er.

Auf das Projekt in Kenia ist inzwischen auch der Energieversorger des Landes aufmerksam geworden. Die Kenia Petrol Company will mit dem EST eine zentrale Feuerwehrschule für Ostafrika aufbauen. Die ersten Verträge sind unterzeichnet. „Was uns jetzt fehlt, ist noch mehr Feuerwehr-Knowhow“, sagt Elsner. Höhenretter, Taucher und andere Spezialisten aus der Feuerwehr-Praxis sind gefragt. „Wir brauchen Menschen, die helfen wollen und können – und die Interesse daran haben, das Land ganz anders kennenzulernen, als das als Tourist möglich ist.“

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