Einsatz in Düsseldorf Polizei löst Blockaden bei rechter Demo auf

Düsseldorf · Rund 300 Rechtsextreme demonstrierten am Samstag auf dem Johannes-Rau-Platz gegen den UN-Migrationspakt. Mindestens ebenso viele Gegendemonstranten versuchten, einen Zug durch Unterbilk zu verhindern.

Düsseldorf: Demo von "PÜatrioten NRW" und Gegenproteste
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Demo von Rechtsextremen und Gegenproteste in Düsseldorf

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Es ist schon eine bizarre Zusammensetzung an Menschen, die sich am Samstagnachmittag auf dem Johannes-Rau-Platz versammelt hat. Alte Männer, junge Frauen, tätowierte Glatzköpfe, die von der Gegenseite als „Hardcore-Nazi-Hooligans“ bezeichnet werden. Dazwischen zum Beispiel aber auch gut gekleidete Damen mittleren Alters, denen man eine rechtsextreme Gesinnung niemals zutrauen würde. Knapp 300 Teilnehmer aus ganz Deutschland dürften es schon gewesen sein, die dem Aufruf der „Patrioten NRW“ gefolgt sind, um gegen den geplanten UN-Migrationspakt zu demonstrieren, der im Dezember in Marrakesch unterzeichnet werden soll. In Reden fordern die Rechten „Meinungsfreiheit“ ein, rufen zum „Widerstand“ auf. Auf Plakaten wird Merkel mit Hitler verglichen.

Hinter den Absperrungen versuchen mindestens ebenso viele Gegendemonstranten die Reden lautstark mit Trillerpfeifen und Vuvuzelas zu stören. Alte und Junge, Grüne und Rote, Frauen und Männer, das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ bildet einen Querschnitt der Bevölkerung ab. Es werden Fahnen der Antifa geschwenkt, aus den Boxen dröhnt der Ärzte-Song „Schrei nach Liebe“. Die Protestierenden rufen „Wir sind mehr“, die Rechten antworten mit „Wir sind das Volk“ und kontern musikalisch mit „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen. Mehrmals kommen sich die Gruppen gefährlich nahe, doch der Polizei gelingt es dank eines Großaufgebots, beide Lager voneinander fernzuhalten.

Nach drei Stunden verschärft sich die Situation. Die Rechten wollen durch die Innenstadt ziehen, die Gegendemonstranten denken nicht daran, „die Düsseldorfer Straßen den Nazis zu überlassen“, wie sie sich ausdrücken. Die Polizei muss mehrere Sitzblockaden auflösen, es kommt zu einem Geschubse und Geschiebe, die Stimmung droht zu kippen, doch es bleibt kontrollierbar. Die Rechten ziehen bis zur Kronprinzenstraße und wieder zurück, es kommt zu kurzfristigen Verkehrsbeeinträchtigungen, gegen 17.30 Uhr hat der Spuk ein Ende.

Dass es am Ende eben doch nicht die gesamte Zeit friedlich verlief, beweist am Abend die Bilanz der Polizei. Es wurden zwei Personen in Gewahrsam genommen und insgesamt sieben Strafanzeigen gefertigt. Wie eine Sprecherin erklärt, seien Gegendemonstranten mehrfach von Personen aus dem Umfeld der „Patrioten NRW“ körperlich angegangen und geschlagen worden. Ein besonders aggressiver Teilnehmer, der partout seinen Mundschutz nicht abnehmen wollte, wurde vorläufig in Gewahrsam genommen.

Wie „Düsseldorf stellt sich quer“ vermeldet, seien mindestens zwei Personen durch Schläge schwer verletzt worden. Auch seien beim Zug durch Unterbilk immer wieder Passanten angepöbelt und beleidigt worden. Zudem hätten die rechten Anmelder angekündigt, ab 2019 monatlich nach Düsseldorf kommen zu wollen. „Es braucht einen breiten gesellschaftlichen Widerstand gegen diese Rassisten“, erklärt Christian Jäger vom Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“.

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