Sport im Verein Fitnesstraining für Senioren mit Muskelkatergefahr

Wer immer dachte, dass der Polizei-Sport-Verein nur etwas für Polizisten ist, irrt. Sport für Menschen ab 50 ist nur eines von vielen Angeboten des Vereins. Den Teilnehmern ist auch der Zusammenhalt untereinander wichtig.

 Sport zu treiben mit der „Renaissance“-Gruppe des Polizei SV, hält jung.

Sport zu treiben mit der „Renaissance“-Gruppe des Polizei SV, hält jung.

Foto: Anne Orthen (ort)

Bei dieser Gruppe muss niemand eine Frauenquote einführen, denn die Damen sind deutlich in der Überzahl. „Frauen sind eben gesundheitsbewusster als Männer. Besonders, wenn sie über 50 sind“, stellt Klaus Schunk fest. Er gehört zur kleinen Minderheit in der Seniorengymnastik-Gruppe „Renaissance“ beim Polizei Sport-Verein. Wobei Gymnastik ist eigentlich nicht die korrekte Bezeichnung, denn das Sport und Bewegungsangebot, das Übungsleiterin Sabine Neuhaus anleitet, ist deutlich vielfältiger. „Wir machen alles“, stellt Neuhaus fest. „Auch Step-Aerobic, Tai Chi, wir spielen mit sieben verschiedenen Bällen, machen Kick-Boxen, Sturzprophylaxe oder Yoga. Selbstverständlich alles sanft, in altersgerechten Umfängen und ohne Körperkontakt.“

So vielseitig wie die Bewegungsformen in der Seniorengruppe ist auch das ganze Angebot des Polizei SV. 15 verschiedene Sportarten stehen auf der Liste, darunter so „Exoten“ wie Hundesport und Motorsport. „Unsere Hundesportler sind wettbewerbs- und leistungsorientiert. Auf unserer Hundesportanlage ist jeden Tag etwas los“, erläutert Polizei SV-Vorsitzender Konrad Goliasch.

Jeden Dienstag um 18 Uhr treffen sich bis zu 24 bewegungswillige und fitnessbewusste Senioren in der Turnhalle der Gemeinschaftsgrundschule Beckbuschstraße, um die Muskulatur zu stärken und dehnbar zu halten, die Gelenke beweglicher zu machen und das Herz-Kreislauf-System leistungsfähiger. „Wir tun Vieles, was älteren Menschen körperlich gut tut. Bewegung fördert ja auch durch den höheren Sauerstofftransport und durch die hohen koordinativen Ansprüche das Gehirn“, erläutert Sabine Neuhaus. „Aber es muss Spaß machen. Es muss sogar in erster Linie Spaß machen, sonst kommen sie nicht mehr.“

Sie sind zwischen 60 und 83 Jahre alt, aber sie wirken alle noch irgendwie jung. Wohl auch, weil die Übungsleiterin ganz genau weiß was sie tut. Neuhaus hat drei Übungsleiterscheine gemacht. Sie ist Übungsleiterin für Breitensport, für Seniorensport und für Prävention, Haltung und Bewegung. Ihr Fundus an bekannten und neuen Übungsformen im Seniorensport ist nahezu unerschöpflich. Ihr fällt immer etwas Neues ein, sie integriert auch neue Bewegungstrends, erstarrt nicht in Routine – und dass obwohl sie bereits seit zehn Jahren die Übungsstunden leitet.

Es ist kein Leistungstraining, obwohl erhöhte Muskelkatergefahr und leichte Erschöpfungszustände drohen. Es ist Fitnesstraining zur positiven Unterstützung des Alltags. „Jeder will doch möglichst lange beweglich bleiben, aktiv am Leben teilnehmen und es genießen. Und wenn es nur darum geht, problemlos in die Straßenbahn einsteigen zu können“, so Neuhaus. „Wir unterstützen es, möglichst lange selbstbestimmt und in eigener Wohnung leben zu können.“

Ihre Selbstbestimmung, bzw. Selbstbehauptung können Frauen beim Polizei SV in sechswöchigen Kursen stärken. „Die Selbstbehauptungskurse bietet unsere Judo-Abteilung an. Es geht nicht darum, in einer Kampfsportart eine Gürtelprüfung zu bestehen, sondern zu lernen, sich schnell und effektiv aus bedrohlichen Situationen zu befreien“, so Goliasch. „Das Spektrum reicht von forscher Ansprache bis zu einfach anzuwendenden Griffen und Tritten zur Abwehr körperlicher Übergriffe.“ Die Kurse sind schnell ausgebucht. „Die Nachfrage ist größer als unser Angebot. Wir würden gerne mehr anbieten, aber uns fehlen dafür leider die qualifizierten Übungsleiter“, ärgert sich Goliasch.

Im Gegensatz dazu hat die „Renaissance“, die „Gruppe der rüstigen Damen mit Männerunterstützung“ eine qualifizierte Übungsleiterin. Und dennoch sind nicht immer alle gleichzeitig in der Halle. Andere Verpflichtungen, Aktivitäten und auch mal Krankheiten verhindern die volle Besetzung. Gerade, wenn es jemandem nicht gut geht, zeigt sich der Zusammenhalt der Seniorenriege. „Man besucht und hilft sich gegenseitig. Bei uns ist niemand allein“, erklärt Neuhaus. Das merkt man auch an den weiteren gemeinsamen Aktivitäten. Der Sport in dieser Gemeinschaft ist gleichzeitig ein Aktionsprogramm gegen die Vereinsamung im Alter.

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