Verein Die Bewahrer des Düsseldorfer Platt

In der „Hans-Müller-Schlösser-Akademie“ der Mundartfreunde können Interessierte Düsseldorfer Platt lernen.

 Engelbert Oxenfort (v.l.), Gisela Piltz und Gerd Schlüter von den Mundartfreunden setzen sich für den Erhalt des Düsseldorfer Platt ein.

Engelbert Oxenfort (v.l.), Gisela Piltz und Gerd Schlüter von den Mundartfreunden setzen sich für den Erhalt des Düsseldorfer Platt ein.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Das Düsseldorfer Platt wollen sie bewahren, verhindern, dass es verschwindet, weil es keiner mehr spricht. Diese Befürchtungen haben sie schon, die Mundartfreunde Düsseldorf. Ehrenbaas, also Ehrenvorsitzender, Engelbert Oxenfort, malt ein wenig rosiges Bild. „Vielleicht kommt es so, dass man unser Düsseldorfer Platt in 20, 30 Jahren hier nicht mehr kennt.“ Nun, die Gegenwart ist noch weitaus erfreulicher. Es gibt eine Fülle von Veranstaltungen auf und über Platt. Und in Gefahr sah man die Mundart schon bei Gründung des Vereins. Der wird schließlich im kommenden Jahr 50 Jahre alt.

Gleichwohl sieht Gisela Piltz, die dem Verein seit März 2016 vorsteht, die Notwendigkeit etwas zu tun. Als der Verein 1969 aus der Taufe gehoben wurde, taten sich rund 60 Interessierte zusammen, um, wie es hieß, dem schleichenden Verfall des heimischen Dialekts entgegenzuwirken. 560 Mitglieder haben die Mundartfreunde heute, es waren aber schon mal mehr. Doch Piltz, die im Hauptberuf Rechtsanwältin ist und bis 2013 für die FDP im Bundestag saß, sagt, man sähe durchaus, dass sich auch Jüngere noch für den Dialekt erwärmen könnten. Andererseits sei den Mundartfreuden natürlich klar, dass in einer Stadt, in die viele von auswärts ziehen und sie dann nach einer Weile auch wieder verlassen, der heimische Dialekt keinen leichten Stand hat.

Was bedeutet das Düsseldorfer Platt denjenigen, die es sprechen, die es pflegen? „Für mich bedeutet Platt ein Stück Heimat, ein Stück Geborgenheit und auch Bodenständigkeit“, sagt Piltz, die zwar in Köln geboren wurde, aber in Düsseldorf aufwuchs. Und da stimmen ihr Engelbert Oxenfort und Vizebaas Gerd Schlüter zu. Vieles, sagt Piltz, klinge auf Platt netter, vor allem dann, wenn weniger Nettes gesagt wird. Und Engelbert Oxenfort, der den Verein von 1982 bis 2002 leitete, ergänzt. „Wenn meine Frau und ich uns auf Platt streiten, dann müssen wir am Ende beide immer lachen.“

Es gibt Stadtführungen auf Platt, es gibt zahlreiche Lesungen und Vorträge. Und in der fünften Jahreszeit erlebt das Platt ein Revival, nicht nur bei der Sitzung der jecken Mundartfreunde. Karneval und Mundart, das passt zusammen. Und Engelbert Oxenfort erzählt, dass er es 1978 als Prinz Karneval war, der den Anstoß dazu gegeben habe, eine Messe auf Platt zu feiern. Man habe diese Idee jedenfalls vor den Kölnern gehabt. Die Amtskirche sei zunächst nicht so amüsiert gewesen. Heute feiern die Mundartfreude zwei Mal im Jahr eine Messe in der Altstadtkirche St. Lambertus, natürlich auf Platt.

Im Oktober 1987 wurde als Ableger des Vereins „en Scholl för Düsseldorwer Platt“ gegründet. Die „Hans-Müller-Schlösser-Akademie“ trägt den Namen des Dramatikers und Dichters im Regionaldialekt, von dem unter anderem die Figur des Schneidermeisters Wibbel stammt. Dort versucht man in Kursen den Heimatdialekt zu erhalten und neu zu beleben. Es kämen solche, die bisher kein einziges Wort auf Platt könnten, die „Imis“ also, und solche, die ihr Wissen auffrischen wollten. Für den Besuch der Akademie-Abende ist das von Vorteil, denn dann heißt es stets „Mer spreche Platt“. So lautet auch der Titel des vierteljährlich erscheinenden Vereinshefts. Das Motto der Mundartfreunde gibt Ehrenbaas Oxenfort so wieder: „Ons Mottersproch darf nit ongerjonn, mer müsse se fleje, erhalde on wiederjäwe.“ Ralph Kohkemper

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