Dormagen Zu viele Dormagener kaufen auswärts ein

Dormagen · Das hätten sich die Dormagener auch nicht träumen lassen, dass ausgerechnet der Rhein als ein Grund dafür ist, dass die Stadt kein Magnet für Einkaufswillige aus dem Umland ist. Genauer gesagt von rechtsrheinischer Seite. Auch in der Folge dieser natürlichen Grenze schneidet Dormagen in der Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein im Vergleich der Kommunen des Rhein-Kreises schlecht ab: nur Rang sechs unter den acht Städten und Gemeinden.

 Mit Veranstaltungen wie dem beliebten Michaelismarkt kann die Stadt punkten und auch Besucher aus dem Umland anziehen.

Mit Veranstaltungen wie dem beliebten Michaelismarkt kann die Stadt punkten und auch Besucher aus dem Umland anziehen.

Foto: Hans Jazyk

Weist der Wert für eine Stadt eine Zahl von unter hundert Prozen aus, so geht viel Kaufkraft in andere Städte verloren. Dormagen kommt nur auf einen Wert von 75,7 Prozent. Zum Vergleich: Das etwa gleich große Grevenbroich hat eine so genannte Zentralitätskennziffer von 119 (Neuss: 114). So unattraktiv ist Dormagen als Einkaufsstadt? Stadtsprecher Harald Schlimgen bringt es salopp formuliert auf den Punkt: "Mit unserer Innenstadt wären wir im Bergischen Land der König." Andree Haack, Geschäftsführer der IHK, erklärt, warum Dormagen eine vergleichsweise geringe Kennziffer aufweist: "Es liegt an der Lage von Dormagen: Zwischen Neuss und Düsseldorf im Norden und Köln im Süden sowie dem Rhein als Grenze ist das Einzugsgebiet kleiner als bei anderen Städten. Rommerskirchen zum Beispiel kann von allen Seiten aus angefahren werden." Trotz dieser "Sandwich-Position" habe Dormagen, so Haack, "für seine Größe ein ganz attraktive Innenstadt".

Die IHK hat unlängst die Kaufkraft von Städten mittlerer Größe untersucht. Dort liegt Dormagen mit 21 412 Euro je Einwohner unter elf Städten auf Rang zwei; vor Grevenbroich, Dinslaken und Velbert. Diese Kaufkraft stärker an die Stadt zu binden, sieht auch Gabriele Böse, Wirtschaftsförderin der Stadt, als eine Hauptaufgabe an. "Zwar kommen die Kundenströme kaum von außerhalb zu uns", sagt sie, "daher müssen wir das Angebot in der Stadt attraktiv halten und weiter entwickeln." Dazu gehört, den Leerstand in der City so gering wie möglich zu halten und überregionale Anbieter anzuziehen. Böse glaubt an positive Effekte für die Innenstadt, wenn das Fachmarktzentrum auf dem ehemaligen Gelände der Zuckerfabrik kommt, "vor allem für die südliche Kölner Straße". Das bezweifelt Frank Lemke, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Dormagen. "Durch das Fachmarktzentrum gewinnen wir keinen einzigen Kunden mehr für die Innenstadt." Er hofft auf baldige Klarheit, wie das Fachmarktzentrum konkret aussieht, welche Läden kommen, dann werde sich auch in der City etwas tun. "Viele Interessenten warten ab."

Lemke fordert mehr Solidarität: "Alle Innenstadt-Akteure müssen an einem Strang ziehen — in die gleiche Richtung." Dass es Probleme gibt über Zuständigkeit und Verantwortung, zeigen die Beispiele Weihnachtsmarkt und -beleuchtung. Beides ist für eine Stadt wie Dormagen stark verbesserungswürdig. "Beim Frühlingsfest und Michaelismarkt machen wir alles richtig."

(NGZ/ac)
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