Dormagen Karneval: Jugend vor Alkohol schützen

Dormagen · Vor und während der Karnevalstage trinken auch unter 18-Jährige zu viel Alkohol. Kontrollen werden verstärkt.

Wurden im Jahr 2006 noch 34 Kinder und Jugendliche mit Alkoholvergiftung im Neusser Lukaskrankenhaus stationär aufgenommen, waren es 2012 bereits 65. "Allerdings", erklärt Lukas-Sprecher Andreas Kremer, "können wir für die Karnevalstage keine extreme Steigerung feststellen. Die Aufnahmen sind recht gleichmäßig übers Jahr verteilt."

Studien belegen, dass fast jeder zweite Schüler im Rhein-Kreis bereits Erfahrungen mit dem Komasaufen, dem Alkoholtrinken bis zur Bewusstlosigkeit, gemacht hat. Dass der Konsum von Alkohol im Karneval auch bei Jugendlichen eine nicht unwesentliche Rolle, wissen Polizei, Ordnungs- und Jugendämter nur zu gut — besonders dann, wenn mit dem mit dem Altweiber-Donnerstag die heiße Phase des Straßenkarnevals startet. "Natürlich werden wir auch in diesem Jahr verstärkt Einsatzkräfte zur Kontrolle bereit stellen", sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold, und das nicht nur in den Stadtzentren, sondern auch dort, wo Festzelte stehen.

Auch die Stadt Dormagen wird gerade an den Karnevalstagen ihre regulären Kontrollen verstärken. "Wir werden sicher wieder an Altweiber auf dem Rathausplatz vertreten sein", erklärt Fredo Schröder vom Dormagener Ordnungsamt. In Abstimmung mit der Polizei und den Karnevalsvereinen wird das Amt auch einige Veranstaltungen in den Stadtteilen aufsuchen.

Das Thema "Jugend und Alkohol" generell wurde bereits vor anderthalb Jahren bei der ersten Jugendschutzkonferenz aller Kreiskommunen thematisiert. Der Plan: gemeinsame Aktionen auf den Weg bringen. Doch erst vor gut drei Wochen wurde unter Federführung des Kreisjugendamtes mit den Gemeinden Jüchen und Rommerskirchen sowie der Stadt Korschenbroich in Kooperation mit der Caritas Neuss und dem Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz das Projekt "ProJugend statt proMille" initiiert. Dabei geht es um Vorbeugung.

"Geplant", sagt Kreisjugendamtsleiter Norbert Dierselhuis, "sind Info-Veranstaltungen für Brauchtumsgruppen, Schützen- und Sportvereine, Wirte von Vereinsheimen und für Eltern." Denn Eltern seien Vorbilder und spielen so eine wesentliche Rolle für Verhaltensmuster von Kindern und Jugendlichen. "Sie haben schließlich eine Erziehungsverantwortung. Sie müssen hin- und dürfen nicht wegsehen", fährt er fort.

Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) wird vor den "tollen Tagen" seine Mitglieder noch einmal auf die Jugendschutzbestimmungen hinweisen. "Obwohl", meint Rainer Spenke, "die das ganze Jahr über beachtet werden müssen." Dennoch weiß der Dehoga-Geschäftsführer, dass viele Betriebe ihr Personal vor Festen wie Karneval nochmals schulen. Außerdem würden verstärkt Türsteher eingesetzt, die das Alter kontrollieren.

Wenn am Samstag mit der ersten Prunksitzung die Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß "Löstige Jonge" Nievenheim in die 2013-er Session startet, erwartet der Vorsitzende, Josef Brodda, keine Jugendschutzprobleme, da es ganz junge Gäste bisher nicht gab: "Das Publikumsalter beginnt bei 20 Jahren." Falls doch Jugendliche Alkohol bestellen sollten, würden die Verantwortlichen eingreifen: "Das ist wie beim Preiskostümball am Rosenmontag: Da achten die Leute an der Kasse auch auf das Alter der Gäste."

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