Dormagen Viele Fragen - keine Meinung

Dormagen · Die Bürgerversammlung zu den Moschee-Plänen verlief friedlich. Rechte Gruppierungen kamen dank eines massiven Polizeiaufgebots nicht zum Zuge. Bürger stellten sachliche Fragen.

 Rund 130 Bürger, Politiker und Mitglieder der Aktion „Dormagen - Ort der VielfalT waren zur Bürgerversammlung zur geplanten Moschee in das Bürgerhaus in Horrem gekommen. Trotz angekündigter Demonstrationen von Rechts blieb es friedlich.

Rund 130 Bürger, Politiker und Mitglieder der Aktion „Dormagen - Ort der VielfalT waren zur Bürgerversammlung zur geplanten Moschee in das Bürgerhaus in Horrem gekommen. Trotz angekündigter Demonstrationen von Rechts blieb es friedlich.

Foto: NGZ

Horrem Nurettin Ötztürk ist die Anspannung ins Gesicht geschrieben. Das SPD-Ratsmitglied betreut im türkischen Kulturverein Diyanet Isleri Türk Islam Birgligi (DITIB) das Moscheeprojekt.

Auf kritische Fragen der Bürger ist der Verein eingerichtet. Aber was ist mit den angekündigten Aktionen von Rechtspopulisten? Sie stehen bei der Bürgerversammlung vor dem Bürgerhaus in Horrem mit moschee-feindlichen Transparenten.

Sie haben im Vorfeld zur Kundgebung aufgerufen. Unruhe. Doch die Polizei ist mit rund 20 Beamten vor Ort. Umsichtig sprechen sie mit Veranstaltern und Demonstranten. Es bleibt friedlich: kein Transparent im Saal, keine ausfallenden Redebeiträge, keine Beschimpfungen.

Die energische Moderatorin Ayse Aydin, Pressereferentin des DITIP-Dachverbandes in Köln und Tochter des Dormagener DITIP-Vorsitzenden Ali Aydin, hat die Veranstaltung im Griff. Sie ist vielleicht zu streng, wenn sie nur Fragen zulässt, Stellungnahmen als "unproduktiv" zurückweist.

Alle halten sich dran, auch aus Köln angereiste Aktivisten der rechten Gruppierung Pro NRW, die lediglich informative Fragen stellten und sie beantwortet bekamen. Dennoch: Die Anspannung bleibt den ganzen Abend über ein bestimmendes Element.

Rund 130 Menschen sind in den Saal des Bürgerhauses gekommen. Viele Bürger, die sich betroffen fühlen, die in der Nähe wohnen. Sie interessieren sich zunächst für das große Moscheegebäude. Eine Sorge: Vom Ruf des Muezzin vom Minarett gestört zu werden. Die Moschee, so Architekt Cavit Sahin, wird ein Minarett erhalten. "Das hat nut symbolischen Wert."

Im Klartext: kein Muezzin-Ruf, kein Tonband. Schwierigkeiten sehen vor allem einige der Ratspolitiker bei den Parkplätzen. "Für ein Gebäude dieser Größenordnung sind 47 Stellplätze zu wenig", sagen die Planungspolitiker Hermann Harig (CDU) und Horst Löchelt (UWG). Doch der Architekt hat die Stellplatzverordnung der Stadt auf seiner Seite.

Viele Fragen ranken sich um die Finanzierung des schätzungsweise 1,5 Millionen teuren Bauwerks. Laut Nurettin Ötztürk und Mehmet Günul vom DITIB-Dachverband ist die gesichert. Das Wie allerdings bleibt vielen unklar: Spenden der Mitglieder, Eigenleistung, Zuschüsse des Kulturvereins... nach den Prinzipien der hierzulande üblichen festen Rechnungslegung ist diese Art des Finanzierung zumindest ungewohnt.

Doch alle Beteiligten betonen: "Wir beginnen erst, wenn die Finanzierung steht." so der Architekt. Und Ayse Aydin hebt hervor: "Es ist in Deutschland noch jede begonnene Moschee zu Ende gebaut worden." Sie nahm damit Angst vor einer Bauruine.

Bürgermeister Heinz Hilgers stellte heraus, dass es "keinerlei öffentliche Zuschüsse für den Bau der Moschee gibt". Auch bei dem benachbarten Betonwerk an der Roseller Straße werde sich nichts ändern.

Aus baurechtlichen Gründen sei die Moschee nur in einem Gewerbegebiet und nicht wie eine Kirche in einem normalen Wohngebiet möglich. Eine Ablehnung des Moscheebau sei nicht möglich, wenn die Pläne dem Bebauungsplan entsprechen. Dazu Architekt Cavit Sahin: "Wir sind in allen Festsetzungen deutlich unter den Maßgaben des Bebauungsplans geblieben."

Einige Bürger wollten Details zur Außengestaltung und zur Inneneinrichtung wissen. Fragen wurden beantwortet, kritische Stellungnahmen gab es nicht.

Neben den Bürgern aus den angrenzenden Wohnvierteln waren auch viele Teilnehmer der Aktion "Dormagen - Orte der Vielfalt" gegen rechtspopulistische Strömungen in der Stadt gekommen. Sie waren vor allem erschienen, um mit ihrer Anwesenheit ein Gegengewicht zu den potenziellen Störern von rechts zu bilden.

Ob die Bürger den Plänen der Moschee zustimmen oder weiterhin ablehnen, war nicht erkennbar. Offenen Beifall für die Pläne gab es jedenfalls nur von den Bürgern, die nicht direkt betroffen sind.

(NGZ)
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