Dormagen Streit um die Ortsgrenzen

Dormagen · Delrath Aufstand in Delrath. Der Ort fordert die beiden stattlichen Güter Laourshof und Sülzhof zurück. Am Donnerstag nächster Woche soll der Stadtrat darüber entscheiden. In Delrath selbst sind die Würfel längst gefallen. Initiator und Heimatforscher Günter Blank: "Wir haben 515 der 2300 wohlberechtigten Bürger befragt. 99,2 Prozent der Bürger wollen eine Veränderung des Grenzverlaufs zwischen Delrath und Nievenheim." Im Rat übergeben die Brüder Günter und Walter Blank Listen mit den 515 Unterschriften, darunter die komplette Prominenz des Ortes.

 Das Ortsschild steht noch dort, wo es nach dem Willen der Delrather stehen sollte: Vor dem Latourshof. Die Delrather reklamieren Latours- und Sülzhof für sich, die Stadt sieht die Bahnlinie als Grenze . Jetzt muss der Stadtrat entscheiden.

Das Ortsschild steht noch dort, wo es nach dem Willen der Delrather stehen sollte: Vor dem Latourshof. Die Delrather reklamieren Latours- und Sülzhof für sich, die Stadt sieht die Bahnlinie als Grenze . Jetzt muss der Stadtrat entscheiden.

Foto: NGZ

Delrath Aufstand in Delrath. Der Ort fordert die beiden stattlichen Güter Laourshof und Sülzhof zurück. Am Donnerstag nächster Woche soll der Stadtrat darüber entscheiden. In Delrath selbst sind die Würfel längst gefallen. Initiator und Heimatforscher Günter Blank: "Wir haben 515 der 2300 wohlberechtigten Bürger befragt. 99,2 Prozent der Bürger wollen eine Veränderung des Grenzverlaufs zwischen Delrath und Nievenheim." Im Rat übergeben die Brüder Günter und Walter Blank Listen mit den 515 Unterschriften, darunter die komplette Prominenz des Ortes.

Die Geschichte gibt den Delrathern Recht: Der Latourshof gehört seit 715 Jahren nachweislich zu Delrath, der Sülzhof seit 659 Jahren. Auch die neue Stadt Dormagen, die mit der Kommunalen Neugliederung 1975 begann, hielt sich an diese angestammten Grenzen. Günter Blank: Am 12. Juni 1990 hat der Rat der Stadt Dormagen diese Zugehörigkeit nochmals mit dem historischen Grenzverlauf begründet, bestätigt, beschlossen und diesen Beschluss im Amtsplatt 24/1990 veröffentlicht."

Die Wende kam 2004. Die Stadtverwaltung beantragt am 18. Oktober 2004 die Bahnlinie als Grenzverlauf zwischen Delrath und Nievenheim festzulegen. Der Stadtrat stimmt dem Ansinnen mit 26 zu 20 Stimmen zu. Zur Begründung heißt es unter anderem, "angestrebtes Ziel der Stadt sei es, zu einem Stadtgefüge zusammen zu wachsen". Die neue Grenze führe zu einer Verwaltungsvereinfachung und "greift das Zusammenwachsen der Stadtteile Nievenheim und Delrath vor dem Hintergrund der bekannten Baugebiete auf". Schließlich könnten mit der neuen Grenze vermessungstechnische Probleme gelöst werden.

"Diese Argumente ziehen nicht", so die Blank-Brüder. "Grenzveränderungen", so ihre Begründung, " haben nichts mit dem Zusammenwachsen von Städten zu tun." Vielmehr sei es gerade beim Zusammenwachsen von einem Stadtgefüge gewollt, dass die Orte ihre Identität nicht verlieren. Im übrigen: "Zwischen der Bahnlinie und der alten Ortsgrenze gibt es überhaupt kein Baugebiet. Da haben wir nur die beiden Bauernhöfe mit ihren Obstplantagen."

Vermessungsprobleme seien im übrigen mit den modernen Hilfsmitteln wie GPS oder SAPOS nicht mehr relevant. Und sie weisen darauf hin, dass die Vermessung der Grenze zwischen beiden Orten auch in früheren Jahrhunderten keine Probleme bereiteten, zum Beispiel war der bekannte Kartograph Tranchot 1803 unter Napoleon in der Lage, ohne GPS das Gebiet einwandfrei zu kartieren.

Von der Stadtverwaltung war gestern keine Stellungnahme zu erreichen. Bürgermeister Heinz Hilgers und Erster Beigeordneter Ulrich Cyprian geben keine Beschlussempfehlung für den Stadtrat, sondern stellen die Angelegenheit zur Diskussion. Der Rat muss in seiner Kompetenz entscheiden, wo die Grenze verlaufen soll. Günter Blank: "Wir sind uns sicher, dass in einer jungen und modernen Stadt wie Dormagen geschichtlich gewachsene Strukturen sowie Werden und Sein auch der kleineren Stadtteile wie Delrath bestehen bleiben sollen." Er führt auch an, dass die Eigentümer der beiden Höfe stets an maßgeblicher Stelle in Delrath gewirkt haben.

"Der Rat wird zusammenfügen, was zusammen gehört", schreibt Oberst Manfred Blank. Sein Vorgänger Herbert Stodden: "Wir sind Dormagener, und wir sind auch Delrather geblieben. Das ist kein Widerspruch." Der frühere Berliner Polizeipräsident und Delrather Bürger , Klaus Hübner, warnt vor "Geschichts- und Gesichtslosigkeit". "Sülzhof und Latourshof gehören seit Jahrhunderten zu Delrath", sagt Urgestein Harry Knabe.

(NGZ)
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