Dormagen Stadt weitet Netzwerk auf Jugendliche aus

Dormagen · Mit dem Projekt "Kein Kind zurücklassen" wird das Netzwerk für Familien in Dormagen von Kindern auch auf Jugendliche ausgeweitet. Damit wird Dormagen die erste Stadt in NRW mit einer durchgängigen Präventionskette.

 Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche ist das Ziel der Netzwerke: vom Babybegrüßungspaket (u.) bis zum Firmenberufsparcours (o.).

Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche ist das Ziel der Netzwerke: vom Babybegrüßungspaket (u.) bis zum Firmenberufsparcours (o.).

Foto: Stadt/Jazyk

Die Stadt hat im Präventionsbereich für Kinder mit dem so genannten Dormagener Modell bundesweit eine Vorreiterrolle übernommen: Von der Schwangerschaft an über die ersten Lebensjahre des Kindes begleiten Mitarbeiter des Jugendamtes gemeinsam mit Fachkräften anderer Einrichtungen die Familien bis zum Übergang zur Grundschule. Jetzt wird dieses Präventionsangebot auch auf ältere Kinder und Jugendliche ausgeweitet. "Darauf kann Dormagen stolz sein, dann ist es die erste Stadt in NRW mit einer durchgängigen Präventionskette bis zum Berufseinstieg", betonte Carsten Schymik von der Düsseldorfer Staatskanzlei.

Dormagen: Stadt weitet Netzwerk auf Jugendliche aus
Foto: Stadt Dormagen

Mit einer Auftaktveranstaltung in der Kulturhalle wurde in Dormagen nun das Netzwerk für Familien II (NeFF II) gestartet. Vor rund 90 Fachleuten der Jugendarbeit, Politikern und anderen Interessierten wurden die Ziele und die Ansprechpartner vorgestellt. Das Modellvorhaben "Kein Kind zurücklassen — Kommunen in NRW beugen vor" der Landesregierung und der Bertelsmann-Stiftung, für das Dormagen als eine von 18 teilnehmenden Städten und Kreisen ausgewählt wurde, lenkt den Blick vor allem auf Hilfen für ältere Kinder und Jugendliche, für die Chancengleichheit ungeachtet der sozialen Stellung der Eltern erreicht werden soll. "Politik der Vorbeugung erspart spätere Sozialausgaben", sagte Carsten Schymik von der Staatskanzlei. "Alle Jugendlichen sollen eine Chance für ein gutes Leben erhalten, dazu müssen wir helfen, Potenziale zu aktivieren und früh und niederschwellige Hilfen anbieten", erklärte Schymik. Das auf zwei Jahre angelegte Projekt könne auch zur Dauereinrichtung werden.

Sozialdezernent Gerd Trzeszkowski wies darauf hin, dass die Stadt Dormagen nun das erfolgreiche Netzwerk für Kinder auf Jugendliche erweitern könne: "Mit der Vernetzung und Weiterentwicklung von bestehenden Beratungs- und Hilfsangeboten können wir den Zehn- bis 16-Jährigen helfen, einen besseren Start in den Beruf zu erhalten." Wichtig sei dabei, dass es immer um die Menschen und nicht um Institutionen oder Richtlinien gehe. Durch die geförderte Zusammenarbeit aller Fachkräfte im Kinder- und Jugendschutz könne der Übergang von Grundschule auf weiterführende Schule sowie von dort in Ausbildung besser bewältigt werden.

Ingo Roden, Studienleiter Sozialforschung am Sinus-Institut, näherte sich mit einem interessanten Vortrag der Frage, wie Jugendliche ticken: "Den Jugendlichen gibt es nicht, sondern nur vielfältige Lebensformen und Milieus der Jugendlichen", sagte Roden. Dabei wäre allen 15- bis 17-Jährigen der enorme gestiegene Leistungsdruck bewusst, sie gingen nur unterschiedlich damit um. "Viele Jugendliche leiden an der unübersichtlicher gewordenen Perspektive für ihr Leben, sie stehen unter Druck, frühzeitig die richtigen Entscheidungen treffen zu müssen", sagte er. Wie sie damit umgehen, erläuterte er an zahlreichen Beispielen. Zuvor hatten Uwe Sandvoss, Kathrin Kramer und Angelika Fernhomberg von der Stadtverwaltung ihre Arbeit für NeFF II erläutert und die ersten Vernetzungs-Ideen vorgestellt.

(NGZ/ac)
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