Dormagen Imker rechnen mit 70 Prozent weniger Honig

Dormagen · Weil das Frühjahr kalt und nass war, konnten die Bienen den Stock nur selten verlassen. Sie leiden zudem an der Monotonie der Landschaft.

 Die Imker Franz Hartmann und Michael Dellschau in der Kleingartenanlage in Horrem. Sie beklagen, dass es in diesem Jahr weniger Honig gibt.

Die Imker Franz Hartmann und Michael Dellschau in der Kleingartenanlage in Horrem. Sie beklagen, dass es in diesem Jahr weniger Honig gibt.

Foto: Hans Jazyk

Sobald es draußen warm genug ist, verlassen Honigbienen zum ersten Mal im Jahr ihren Stock. In der Natur sammeln die fleißigen Insekten Nektar, aus dem sie unterschiedliche Varianten der süßen Delikatesse produzieren. Auch für Imker beginnt dann die heiße Zeit des Jahres. Doch bis es soweit ist, müssen die Bienenvölker samt Königin allerdings über den Winter gebracht werden — in diesem Jahr selbst für den Fachmann ein schwieriges Unterfangen. Ein Volk (15 000 bis 80 000 Tiere) benötigt 30 Kilo Honig und 30 Kilo Pollen (Eiweiß), um sich zu ernähren.

Den Verlust von drei Völkern, also einem Drittel seines Bestandes, hat Michael Dellschau, Vorsitzender des Imker- und Bienenzuchtvereins G 1818 Bayer Dormagen, zu beklagen. Der sei glücklicherweise nicht auf eine Infektion mit der Amerikanischen Faulbrut, einer bösartigen Erkrankung der älteren Bienenbrut, nämlich der Steckmaden, zurückzuführen. Diese bakterielle Erkrankung grassiert derzeit in Kaarst, der Bereich wurde großflächig zum Sperrgebiet erklärt. "Das hat auf andere Städte keine Auswirkungen. Ich habe lediglich mit der langanhaltenden Kälte zu kämpfen, aber auch die Marder haben reges Interesse an meinen Bienen. Für die Hautflieger, zu denen auch die Honigbiene zählt, ist das Leben sehr schwierig, und Schuld ist das Wetter: Das Frühjahr war kühl und nass, die Bienen konnten ihren Stock deshalb nur selten verlassen", erklärt der 70-Jährige. Aber: "Gegen das Wetter kann man nichts machen."

Bereits jetzt stellt er einen Rückgang bei seinen Honigerträgen von 70 Prozent fest. Ohnehin haben sich die Bedingungen für die Bienen in den vergangenen Jahren stetig verschlechtert, weiß der erfahrene Bienenzüchter. Der Grund dafür liegt besonders in der Monotonie der Landwirtschaft in der Region. Das Angebot an nektar- und pollenreichen Pflanzen ist durch die fortschreitende Kultivierung der Landwirtschaft eingeschränkt.

Michael Dellschau züchtet seit 1976 Bienen und hat in den vielen Jahren auch viele Erfahrungen sammeln können. "Ein Volk sammelt im Monat rund 30 Kilo Pollen, also Eiweiß, und 140 bis 150 Liter Nektar, also Kalorien", erklärt Dellschau. Nektar und Pollen werden zu einem Vital-Krafttrunk gemischt, um die jungen Bienen zu Flugbienen großzuziehen. Doch zunächst muss es warm sein, Hasel und Weidenkätzchen geben den Bienen das Signal zum Brüten. Dabei verbrauchen die Bienen rund 2,5 Kilo Honig pro Monat, denn der Stock benötigt eine Temperatur von 30 Grad.

Seine Bienen stehen in seinem Heimatort Bergheim an einem speziellen Waldstück und dort ernähren sie sich auch. Gerade am Wochenende waren die Waben gut gefüllt und mussten "geerntet" werden. Dazu werden die Bienen mit speziellen Abdeckungen weggelockt und die Waben in die Honigschleuder gesetzt. Die ist vergleichbar mit einer Wäscheschleuder. Der Honig setzt sich an der Außenwand ab und läuft durch ein Sieb in einen Behälter. Fertig ist der Honig — ohne jeden Zusatz.. "Unser Honig ist geschmacklich mit dem industriell gefertigten Produkt nicht zu vergleichen. Süße und Würze sind einzigartig — durch die Pflanzenvielfalt."

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort