Analyse Hochwasserschutz ist nur gemeinsam umzusetzen

Dormagen · Lagerbildung im Spitzengremium des Deichverbands Dormagen/Zons erschwert Prüfung der Verbandsgebietserweiterung

 Deichgräf Eduard Breimann bei der Erbentagssitzung am Dienstag.

Deichgräf Eduard Breimann bei der Erbentagssitzung am Dienstag.

Foto: LH

Der Deichverband Dormagen/Zons steht vor schweren Entscheidungen: Eine Umlage der Hochwasserschutzkosten nicht nur auf die Rheinanlieger, sondern auf alle Dormagener Grundstückseigentümer wird gerade auf wirtschaftliche Machbarkeit und juristische Durchsetzung geprüft. Zugleich wird die Sanierung des teilweise maroden Deiches von der Planungsphase ab etwa 2018 in die Bauphase übergehen, bei der Pfusch am Deich ausgeschlossen werden muss.

Das alles soll vom Spitzengremium des Deichverbandes, vom Erbentag, und dem Deichamt um Deichgräf Eduard Breimann vorangetrieben werden. Kaum vorstellbar, dass dies geräuschlos erfolgen wird. Denn auch die dritte Sitzung des Ende Februar neu gewählten Gremiums, das erstmals öffentlich tagte, drehte sich in langen Phasen um den gestörten Umgang miteinander - trotz vorheriger guter Ansätze der Zusammenarbeit. So verständlich erbitterte Reaktionen auf Angriffe und Auflaufenlassen sind, so wenig dienen sie der Sache, nämlich dem Hochwasserschutz. Den haben alle 14 Erbentagsmitglieder und das Deichamt übereinstimmend als größtes Ziel angegeben. Damit scheinen die Gemeinsamkeiten jedoch erschöpft.

Die Erbentagsmitglieder teilen sich offensichtlich in die vier bisherigen Mitglieder und die zehn für die IG Deich angetretenen Kandidaten: So haben diese zehn jetzt allein einige Anträge gestellt. Diese Lagerbildung lässt die übrigen vier Mitglieder außen vor, worüber diese sich beschweren. Gleichzeitig bemängeln die zehn Mitglieder die zurückhaltende Informationspolitik des Deichgräfen, der sich wiederum persönlich von Schriftstücken der IG Deich angegriffen fühlt und sich aus dem neuen Arbeitskreis "Recht und Finanzen" selbst zurückgezogen hat, bevor er - wie von zehn Erbentagsmitgliedern beantragt - zur "Entlastung" daraus entfernt werden konnte. Da fehlte dem Arbeitskreis der Tagungsort.

Um den Teufelskreis aus Missverständnissen, Angriffen und Zurücksetzung zu durchbrechen, müssen sich alle Beteiligten dringend an einen Tisch setzen und zur Zusammenarbeit ohne Anklagen durchringen. Dieses Friedensgespräch hat der Deichgräf angekündigt. Alle Seiten tun gut daran, es nicht bei Lippenbekenntnissen zu belassen. Wer die Deichgebühren auf alle Dormagener umlegen will, muss neben der fachlichen Prüfung auch die Akzeptanz dafür schaffen. Das geht nicht mit Aggression.

(NGZ)
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