Dormagen Die Camper-Cliquen lieben "ihren" Rhein

Dormagen · Bei Stürzelberg gibt es gleich zwei Campingplätze, die jedoch immer im Oktober geräumt werden: Strand-Terrasse und Pitt Jupp.

 Die Schwestern Lea Heinen (l.) und Anna Heinen - Lea ist Schülerin, Anna macht eine Ausbildung zur Erzieherin - kellnern im Fährhaus Pitt Jupp, das auch einen großen Biergarten hat.

Die Schwestern Lea Heinen (l.) und Anna Heinen - Lea ist Schülerin, Anna macht eine Ausbildung zur Erzieherin - kellnern im Fährhaus Pitt Jupp, das auch einen großen Biergarten hat.

Foto: Linda Hammer

Der Rasen ist kurz geschoren, die Blumen am Rande des 250 Quadratmeter großen Grundstücks blühen in leuchtenden Farben, hier und da sind stilsicher einige Deko-Kugeln platziert. Das ganze Ensemble wirkt liebevoll gestaltet. Dass es sich dabei nicht um den kleinen Garten hinter einem Häuschen handelt, sondern um ein Campingplatz-Grundstück, verwundert den Betrachter - jedoch nur den, der selbst kein Camper ist. Ingrid Farber lebt während der Woche in Düsseldorf, freitags jedoch "reist" sie ins nur wenige Kilometer entfernte Stürzelberg auf den Campingplatz Pitt Jupp in ihre "Zweitwohnung". Seit 40 Jahren ist die 69-Jährige begeisterte Camperin - doch Herumreisen wollte sie damals schon nicht, als ihr Mann ihr das Campen schmackhaft machte.

 Auch Ex-Bundesliga-Spieler Günter Pröpper und Helga Preiss gehören zu den "Pitt-Jupp-Dauercampern".

Auch Ex-Bundesliga-Spieler Günter Pröpper und Helga Preiss gehören zu den "Pitt-Jupp-Dauercampern".

Foto: Hammer, Linda (lh)

"Camping ja, aber einen festen Platz wollte ich haben", sagt sie. Den hat sie bei Pitt Jupp. Ihr erstes Grundstück umfasste 84 Quadratmeter, mittlerweile sind es 250, und die wollen gepflegt sein. Zu tun ist immer etwas, aber immer an der frischen Rhein-Luft. Bei Pitt-Jupp lernte Ingrid Farber auch nach dem Tod ihres Mannes ihren Lebensgefährten Franz-Josef Pelkmann kennen, den alle nur Juppi nennen. Auch der Wuppertaler genießt die Ruhe und Idylle am Rhein - einfach dasitzen und auf den Rhein blicken, die vorbeifahrenden Schiffe beobachten und abends der Rückzug in den gemütlichen Wohnwagen - das ist für die beiden Erholung pur.

 Ingrid Farber und Juppi Pelkmann genießen die Zweisamkeit in ihrem Wohnwagen.

Ingrid Farber und Juppi Pelkmann genießen die Zweisamkeit in ihrem Wohnwagen.

Foto: Hammer, Linda (lh)

Die können sie allerdings immer nur bis Mitte Oktober genießen, denn dann müssen die Plätze geräumt werden, "da sich der Platz auf einem Vorflutgebiet befindet", sagt Manfred Wissdorf, der das Fährhaus (Gaststätte) und den Campingplatz gemeinsam mit seiner Frau Christa in der fünften Generation betreibt. Im vergangenen Jahr konnte die Familie 150-jähriges Bestehen feiern. Mit Sohn Marco, der zurzeit als Restaurantfachmann im Neusser Swissôtel arbeitet, wird die Tradition fortgesetzt. 130 Stellplätze kann Wissdorf anbieten, viele sind an Dauercamper wie das Paar Farber/Pelkmann vermietet, doch im Sommer kommen auch Urlaubsgäste. Dem Pfadfinderstamm Delrath-Nievenheim "Greifen" hat er ein 3000 Quadratmeter großes Grundstück zur Verfügung gestellt, damit die dort ihre Lager abhalten können. "Man muss die Jugend unterstützen", meint Wissdorf. Für seine Dauercamper bietet er einen besonderen Service an: Im Oktober werden die Wohnwagen zu einem Sammelstellplatz gezogen, wo sie bis März "geparkt" werden können. Dann werden sie wieder zurück auf die Grundstücke gebracht.

 Familie Koch aus Korschenbroich: Frank, Tobias, Kerstin und Lena.

Familie Koch aus Korschenbroich: Frank, Tobias, Kerstin und Lena.

Foto: Hammer, Linda (lh)

1863 wurde das Fährhaus mit Restaurant von dem Fischer Peter Josef Schimmelpfennig am Grind (heute Naturschutzgebiet) errichtet. Ein Jahr später wurde die Erlaubnis erteilt, den Fährbetrieb nach Benrath aufzunehmen. Der bestand bis 1988. Außerdem betrieb die Familie Schimmelpfennig zu damaligen Zeiten noch ein Strandbad mit Liegewiese und Umkleidekabinen. "Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir als Kinder im Rhein regelmäßig geschwommen sind", sagt Manfred Wissdorf. Das ist heute zwar nicht verboten, doch sollte wegen der starken Strömungen darauf verzichtet werden. Außerdem gibt es für die Camper genügend Abwechslung auch außerhalb des Platzes, wie Radtouren nach Zons oder Knechtsteden, Einkaufsbummel in Dormagen, Besuch des Tannenbuschs oder der Römer-Therme, um nur einige zu nennen.

Dormagen: Die Camper-Cliquen lieben "ihren" Rhein
Foto: Stephan Kaluza/Rheinprojekt-Edition

Auch Helga Preiss und Günter Pröpper aus Wuppertal gehören zu den Pitt-Jupp-Dauergästen, erkunden mit ihrem Wohnwagen aber auch schon mal andere Gegenden. Mit Pröpper hat der Campingplatz sogar einen Promi an Bord, denn der heute 72-Jährige spielte in den siebziger Jahren als Stürmer beim damaligen Bundesligisten Wuppertaler SV, wo er schnell den Spitznamen "Meister Pröpper" weg hatte und als Torjäger Fußballgeschichte schrieb.

Rund 80 Stellplätze bietet der Campingplatz Strand-Terrasse, den Hannelore Meuther mit ihrer Tochter Sonja Ullrich führt, mittlerweile auch schon in der vierten Generation. Auch dort läuft der Betrieb halbjährlich. Als "äußerst familiär" bezeichnen die beiden das Verhältnis zu den Gästen. Das zeigte sich auch nach dem Pfingststurm "Ela". Alle packten mit an, um die Schäden möglichst schnell zu beseitigen. Ihren Wohnwagen-Stammplatz am Grind 1, so die Adresse des Platzes, hat auch die Familie Koch aus Korschenbroich - Mutter Kerstin, Vater Frank sowie die Zwillinge Tobias und Lena. Bereits im fünften Jahr verbringen sie nahezu jedes Wochenende von April bis Oktober dort. "Das ist total erholsam", sagt Kerstin Koch. Wohnen mit Rheinblick- einfach cool, finden das auch die Kinder jedes Wochenende aufs Neue.

(NGZ)
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