Dormagen Pferdehalter fürchten das Jakobskreuzkraut

Dormagen · Dormagener Landwirte sehen ihre Tiere durch die Giftpflanze bedroht. Sie fordern radikale Bekämpfung des Krauts an den Straßenrädern.

 Thomas Braun von der Biologischen Station glaubt, dass zu seltenes Mähen der Grünflächen die Verbreitung des Jakobskreuzkrautes befördert.

Thomas Braun von der Biologischen Station glaubt, dass zu seltenes Mähen der Grünflächen die Verbreitung des Jakobskreuzkrautes befördert.

Foto: JAZYK

Jakobskreuzkraut hat eine gelbe Blüte und verbreitet sich sehr schnell. Bis zu 600 000 Samen kann eine blühende Pflanze ausbilden. Die Samen werden mit Hilfe des Windes weitergetragen. Diese Verbreitung wird zunehmend zum Problem: Das in der Pflanze enthaltende Gift schädigt die Leber der Tiere. Bauer Heinz-Peter Schmalbuch aus Delhoven erklärt: "Jakobskraut ist eine giftige Pflanze. 60 Milligramm reiner Wirkstoff reichen aus, um ein Pferd zu schädigen."

Zudem könnten Pferde nach dem Fressen der Pflanze in kürzester Zeit qualvoll verenden. Deshalb bekämpft der Bauer seit mehr als zehn Jahren die Jakobskreuzkrautpflanzen, die im ersten Jahr lediglich eine Wurzel ausbilden, um dann im zweiten Jahr die Triebe sprießen zu lassen und zur Blüte zu kommen.

Das Problem für die Bauern, die ihre Flächen sorgfältig in Handarbeit von der Pflanze befreien, sind die Samen aus der Umgebung, die vom Wind auf ihre Weiden getragen werden. Chemisch gibt es zwar Mittel gegen die Pflanze, allerdings nicht ohne Nebenwirkungen. So könne es Probleme mit der Folgefrucht auf dem Anwendungsgebiet geben, sagt Schmalbuch. Er pflückt das Kraut deshalb von Hand.

Auch die Tiere auf dem Bahleswinkelhof in Stürzelberg von Bauer Matthias Wißdorf werden durch mühsame Handarbeit geschont: "Wenn wir Heu machen, ziehen wir vorher das Kraut heraus." Auf dem Grind dürfe er sowieso keine Pflanzenschutzmittel einsetzen, weil dies ein Natur- und Wasserschutzgebiet ist. Er sät im Frühjahr Gras nach, damit die Grasnarbe dicht und die Vegetationsdecke möglichst geschlossen ist, weil die Pflanze sich auf freien Flächen verbreitet. "Die Straßenränder sind ein Herd der Verbreitung", sagt er und fordert: "Eine radikale Bekämpfung ist notwendig."

Thomas Braun, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station in Knechtsteden, berichtet, dass es in der Rheinaue viel Jakobskreuzkraut gibt - vor allem im Bereich Zons und Rheinfeld. "In den letzten fünf bis zehn Jahren ist das Kraut vermehrt aufgetreten." Braun sieht die Ursache in der Verteilung der Frei- und Grünflächen: So sei der Bund für Bundesstraßen, der Landesbetrieb NRW für Landstraßen, der Deichverband für die Grünflächen am Deich und speziell in Dormagen die Kommune für Feldwege verantwortlich. Zudem müsse die giftige Pflanze verbannt oder vergraben werden, weil sich die Samen sonst auch nach dem Pflücken verbreiteten. "Das Sparen beim Mähen ist möglicherweise ein Gunstfaktor für die Verbreitung des Jakobskreuzkrautes, weil die Pflanze dann zum Aussamen kommt", mutmaßt Braun.

Franz-Josef Schockemöhle, Geschäftsführer der Kreisstellen und Leiter des Berufskollegs der Landwirtschaftskammer NRW, sagt, dass das Kraut für alle Wiederkäuer gefährlich sei, jedoch für Pferde in besonderem Maße und sogar zum Tod führen könne. Bei Rindern könne es zu Fehlgeburten kommen. Er fügt an: "Gerade in der privaten Tierhaltung kommt das Kraut oft vor, weil der Viehbesatz zu hoch ist und es oft zu Trittschäden in der Grasnarbe kommt." Ferner seien "konsequente Weidepflege, rechtzeitige Mahd und frühzeitige Nach-Saat lückenhafter Bestände" die besten Methoden zur Vorbeugung.

(NGZ)
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