Buchempfehlung Die Literatur des Orients
Der Islam-Wissenschaftler und Sachbuchautor Stefan Weidner ist für seine Übersetzungen aus dem Arabischen ins Deutsche schon mit einer ganzen Reihe von Preisen bedacht worden.
Sein neues Sachbuch („1001 Buch“) ist ein ebenso anregender wie lehrreicher Streifzug durch die orientalische Literatur. „Orient“ meint dabei sehr viel mehr als nur die Welt des Islam, nämlich den Zusammenklang von (arabischer, persischer und türkischer) Sprache, von arabischer Schrift und arabischer Kultur, und meint geographisch einen Raum von Andalusien bis nach Indien und China.
Weidner beginnt mit dem Koran als dem Beginn der schriftlich überlieferten arabischen Literatur und weist an einzelnen Textstellen sehr überzeugend die Zeit-Verhaftung ebenso wie die Interpretationsbreite der Aussagen des Koran auf. Es folgen die erzählerischen und lyrischen Höhepunkte der klassischen arabischen und persischen Literatur: Eine für den westlichen Leser weithin unbekannte literarische Welt, die durch ihren Bilderreichtum und ihre Fabulierfreude ebenso besticht wie durch ihre durchgängig spirituelle Weltsicht.
Den Schwerpunkt des farbigen literarischen Panoramas bildet die Literatur des 20. Jahrhunderts, mit vielen Autoren, die aus dem orientalischen Kulturkreis kommen, aber zunehmend in europäischen Sprachen schreiben, vor allem natürlich in Englisch (wie Salman Rushdie), aber auch in Deutsch (wie zum Beispiel Rafik Schami). Dabei verbindet Weidner ein anschauliches Porträt der Autorinnen und Autoren mit prägnanten Kurz-Interpretationen der wichtigsten Texte.
Die spannend und anregend zu lesende und reich illustrierte Überblicksdarstellung über die orientalische Literatur ist meines Erachtens ein großer Wurf und eine höchst aktuelle Lektüre, die immer wieder Brücken schlägt zwischen der christlich-westlichen Welt und der Welt des Islam und des Orients.
Stefan Weidner: 1001 Buch. Die Literaturen des Orients, Edition Converso 2019
