Hünxe Polit-Talk: anregend, nicht aufregend

Hünxe · Neun Kandidaten - 250 Jugendliche: Hünxer Gesamtschüler fühlten Politikern auf den Zahn.

 Schulden, Bildung, Freizeit und das Freihandelsabkommen mit Amerika waren Themen beim Polit-Talk.

Schulden, Bildung, Freizeit und das Freihandelsabkommen mit Amerika waren Themen beim Polit-Talk.

Foto: Büttner

Eine politische Talk-Runde muss nicht aufregend sein. Es genügt, wenn sie anregend ist und nicht langweilig. So wie gestern in der Gesamtschule Hünxe. Rund 250 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe - darunter viele Erstwähler - hatten sechs Kandidaten für den Gemeinderat und fünf fürs Landratsamt aufs Podium geladen, um ihnen auf den Zahn zu fühlen und Entscheidungshilfen für die Wahl am 25. Mai zu bekommen. Das Ergebnis nach 90 Minuten: viele Fragen offen, einige beantwortet, viel Allgemeines, wenig Konkretes. Die Politiker lieferten Worthülsen, sattsam Bekanntes, aber auch einige interessante Aussagen, etwas zum Nachdenken, Überdenken, für die es von den Schülern teils kräftigen Zwischenapplaus gab.

Es war viel von Mitgestalten die Rede, von Transparenz und wie wichtig Bildung sei. Die größten Probleme in Hünxe und im Kreis Wesel? Die bereiten die Finanzen. Dr. Michael Wefelnberg (CDU) trat kräftig auf die Schuldenbremse. Jürgen Kosch (UWH) appellierte dafür, Wünsche herunterzuschrauben. Für Edelgard Wirxel-Komor (FDP) und Sascha Wagner (Linke) - beide kandidieren fürs Landratsamt - ist die Bekämpfung der Kinderarmut das Thema Nummer eins. Heike Kohlhase (Grüne) und Martin Kuster (VWG) würden gern den Flugplatz Schwarze Heide schließen. Und der Liberale Dr. Manfred Wüstemeyer plädierte gemeinsam mit Stephan Barske (SPD) fürs Sparen mit Augenmaß, wobei der Sozialdemokrat sich einen Extrabeifall verdiente. "Wenn wir Schulden machen, dann für Sie, für euch und eure Kinder." Überhaupt gab's immer dann Punkte, wenn die Politiker die Zuhörer direkt ansprachen: "Wählen Sie keine Partei, die Sie bevormundet, sobald Sie 18 sind und bis Sie ins Gras beißen" (Wirxel-Komor). Oder wenn sie auf konkrete Wünsche eingingen: "Wir müssen den ÖPNV verbessern, so dass mehr Busse raus aus Hünxe fahren" (Kohlhase).

"Wie sehen Sie das Freihandelsabkommen mit den USA?" startete ein Schüler die Fragerunde. Die Politik: kritisch. Und was ist mit der Kanalbrücke? Wefelnberg (CDU): "Das entscheidet Straßen NRW. Aber wir machen Dampf." Kosch (UWH): "Können wir gar nicht. Wir sind hier am Arsch der Welt." Widerspruch Wüstemeyer (FDP): "Wir sind hier im Zentrum der Welt!" Die Politik versprach nichts. Ausnahme: Ralf Lange (EBH). Er konterte den Vorwurf eines Schülers, vom Podium kämen viele gute Ideen, aber keine konkreten Umsetzungspläne, mit einem Angebot. Einige Jugendliche der Schule hatten den Wunsch nach der Einrichtung eines kostenlosen Wlan-Hotspots am Marktplatz geäußert. "Wenn das gewünscht ist, machen wir das", sagte Lange, sicherte sein Know-how zu und versprach, Leute mit ins Boot zu holen, die das realisieren. Die Begeisterung der Zuhörer hielt sich in Grenzen: "Was soll das bringen außer Kosten?" Den kräftigsten Applaus erntete am Schluss eine Mutter. Sie beschwerte sich, dass vor der Kita Buntspechte schon wieder das Wasser stehe. "Ich möchte nicht, dass mein Sohn zum vierten Mal umziehen muss." Riesenapplaus - und Hausaufgaben für Politik und Verwaltung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort