Terror-Prozess in Düsseldorf Salafisten erweisen erstmals Gericht etwas Respekt

Düsseldorf · Im Düsseldorfer Prozess gegen mutmaßliche islamistische Terroristen kommen private Details aus dem Vorleben des Hauptangeklagten ans Licht. Dessen Verteidiger versuchte vergeblich, die Aussage einer Ex-Freundin zu verhindern.

Bombe an Hauptbahnhof Bonn: Prozess in Düsseldorf
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Prozess nach Bombe an Bonner Hauptbahnhof gestartet

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Foto: dpa, htf

Im Düsseldorfer Prozess um zwei geplante islamistische Terroranschläge haben die Angeklagten ihre demonstrative Missachtung des Gerichts beendet. Erstmals standen am Montag alle vier mutmaßlichen Terroristen beim Eintreten des Senats und hatten die Kopfbedeckungen abgenommen.

Bislang waren drei von ihnen stets sitzengeblieben, zwei hatten sich geweigert, ihre Kopfbedeckungen abzunehmen. Das Gericht hatte deswegen an den vorhergehenden Verhandlungstagen Ordnungshaft gegen sie verhängt.

Um das Privatleben des Hauptangeklagten Marco G. zu beleuchten, hatte das Gericht eine Ex-Freundin des 27-Jährigen geladen. Die berichtete, dass der mutmaßliche Bombenleger mit ihr eine Tochter gezeugt hat, die inzwischen acht Jahre alt ist. Er habe seine uneheliche Tochter aber noch nie gesehen und bisher auch keinen Unterhalt für sie gezahlt. Als er von der Schwangerschaft erfahren habe, sei er wütend gewesen und habe ihr geraten, das Kind abzutreiben.

Er habe zunächst auch die Vaterschaft bestritten, bis ein von den Behörden verordneter Vaterschaftstest den Beweis erbrachte. Sie habe Marco G. in einer Disco in Oldenburg kennengelernt. Damals habe er noch keinen Vollbart getragen und sei ihr auch nicht sonderlich religiös erschienen. Seinen Vater, einen Ägypter, habe sie nicht kennengelernt.

Verteidiger Mutlu Günal hatte vergeblich Widerspruch gegen die Vernehmung der Zeugin eingelegt. Marco G. ist einer von vier Angeklagten im Prozess um geplante islamistische Terroranschläge im Rheinland. Er soll als fanatischer Salafist eine Bombe im Bonner Hauptbahnhof deponiert haben.

Gemeinsam soll das Quartett danach einen Mordanschlag auf einen rechtsextremen Politiker in Leverkusen vorbereitet haben. Nach Ansicht der Verteidiger hatte es sich bei dem Sprengsatz in Bonn lediglich um eine Attrappe gehandelt.

(lnw)
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