Solingen Säbelattacke: Mann muss nicht in Psychiatrie

Solingen · Beim Prozess gegen einen psychisch kranken Solinger, der vor einem Jahr mit einem Säbel auf mehrere Autos eingeschlagen hatte, ist am Donnerstag am Wuppertaler Landgericht das Urteil gefallen. Der 55-jährige muss nicht in eine psychiatrische Klinik untergebracht werden.

Damit folgte das Gericht den Ausführungen des Gutachters und des betreuenden Arztes des Angeklagten. Beide waren übereinstimmend zu dem Schluss gekommen, dass weitere erhebliche Straftaten vom Beschuldigten nicht zu erwarten seien.

Der Mann hatte am 10. Oktober 2010 gemeinsam mit seiner ebenfalls psychisch kranken Ehefrau versucht, sein eigenes Haus anzuzünden. Die Frau wurde von der Polizei aufgegriffen, als sie einen Benzinkanister gekauft und von der Absicht der Brandstiftung gesprochen hatte. Daraufhin versuchte der Angeklagte vergeblich, sich die Pulsadern aufzuschneiden, demolierte mit einem Säbel etwa 20 Autos in der Klingenstraße und schleuderte die Zierwaffe in Richtung eines Polizisten. Bei seiner anschließenden Verhaftung forderte er die Beamten auf, ihn zu erschießen.

Die Schäden an den Autos in Höhe von etwa 55.000 Euro sind inzwischen fast vollständig beglichen. Eine zwangsweise Unterbringung in eine psychiatrische Klinik wäre nur in Betracht gekommen, wenn dem Angeklagten fremdaggressives Verhalten mit Rückfallgefahr hätte unterstellt werden können. Dies sah das Gericht als nicht erfüllt an, da der Mann zu keinem Zeitpunkt beabsichtigte, einen Außenstehenden zu verletzen, sondern offensichtlich die Polizei dazu bewegen wollte, ihn zu töten.

Der Betreuer des Mannes hatte sich im Gespräch mit einer sozialpsychiatrischen Einrichtung dafür stark gemacht, den Angeklagten im betreuten Wohnen unter ärztlicher Kontrolle unterzubringen. Die Essener Klinik, in der der Mann seit Beginn des Jahres lebt, konnte dieser bereits am Donnerstag nach dem Urteil wieder verlassen.

Staatsanwaltschaft und Verteidigung sind mit dem Urteil einverstanden. Der Richter bezeichnete den 55-jährigen, der unter einer chronischen Psychose leidet, als "armen Mann" und wünschte ihm für die Zukunft ein Leben ohne Konflikte mit der Justiz.

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