Solingen Eine Spur der Verwüstung

Solingen · Der 54-Jährige, der am Sonntagabend mit einem Säbel auf 24 Autos losging, ist – wie seine Frau – in die Psychiatrie eingewiesen worden. Bei einem selbst gelegten Feuer im eigenen Haus entstand rund 50 000 Euro Schaden.

Kranker demoliert Autos mit Säbeln
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Der 54-Jährige, der am Sonntagabend mit einem Säbel auf 24 Autos losging, ist — wie seine Frau — in die Psychiatrie eingewiesen worden. Bei einem selbst gelegten Feuer im eigenen Haus entstand rund 50 000 Euro Schaden.

Maristella Antonacci kann immer noch nicht so recht fassen, was da am Sonntagabend direkt vor ihrer Wohnung an der Klingenstraße passiert ist. An ihrem Auto zeugen lange Kerben und einige Blutspritzer davon, dass ein 54-jähriger psychisch kranker Nachbar offenbar in Raserei mit einem Säbel auf ihren VW Polo eingedroschen hat.

"Nicht auszudenken, wenn ihm dabei Menschen in die Quere gekommen wären", sagt die Mutter von zwei kleinen Kindern. Die 29-Jährige kennt den Mann und seine Frau, die schräg gegenüber wohnen, vom Sehen. Sonderlich sei das Ehepaar gewesen. "Sie haben mit niemandem gesprochen und liefen selbst im Winter im Bademantel und teilweise barfuß zum Mülleimer", erzählt sie. "Aber sie haben noch nie jemandem etwas zuleide getan."

Mindestens 24 zum Parken abgestellte Autos hat der 54-Jährige nach Auskunft der Polizei mit einem 80 Zentimeter langen Säbel beschädigt. Darüber hinaus legte er in seinem Reihenhaus im Obergeschoss ein Feuer (wir berichteten). Allein durch den Brand ist nach Schätzungen der Beamten ein Schaden von rund 50 000 Euro entstanden. Der Schaden an den Autos sei noch nicht beziffert.

Der Mann, der unter gesetzlicher Betreuung steht, wurde gestern in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Nach der Tat war er zunächst in einem Krankenhaus behandelt worden, weil er sich durch den Säbel am Hals und den Unterarmen verletzt hatte.

Benzin an der Tankstelle gekauft

Auch die ebenfalls psychisch kranke und unter Betreuung stehende 50-jährige Ehefrau des Mannes wurde vom Ordnungsamt in die Klinik eingewiesen. Sie war am Sonntag bereits gegen 18 Uhr aufgefallen, als sie an einer Tankstelle einen Fünf-Liter-Kanister Benzin und ein Feuerzeug kaufte und dabei äußerte, damit ihr Haus anzünden zu wollen. Sie wurde durch die sofort alarmierte Streifenwagenbesatzung in der Nähe der Tankstelle in Gewahrsam genommen.

Das Ehepaar, dem es dem Vernehmen nach finanziell gut gehen soll, ist in den vergangenen Jahren mehrmals vom Ordnungsamt ins Landeskrankenhaus eingewiesen worden. "Die Situation ist jetzt zum ersten Mal eskaliert. Bislang haben die beiden nicht andere, sondern nur sich selbst gefährdet", berichtet Achim Weiser vom Stadtdienst Ordnung. Wie lange die beiden nun im Landeskrankenhaus bleiben müssten, entscheide der Richter.

Auch der Opel Meriva von Sebastian Quittmann wurde beschädigt. Angst vor dem Ehepaar hat er deshalb aber nicht. "Es ist nur ein Sachschaden, der reguliert wird", ist der 29-Jährige überzeugt. "Aber mir tut auch der Mann leid. Denn er wird einiges durchgemacht haben, dass er jetzt so Amok gelaufen ist."

Selbst für den gesetzlichen Betreuer, einen 40-jährigen Anwalt, kam die Raserei des 54-Jährigen völlig unerwartet. "Wir sind froh, dass kein Mensch zu Schaden gekommen ist", sagt er gegenüber unserer Zeitung. "Jetzt versuchen wir, die Ansprüche zu regeln." Er gehe davon aus, dass der Mann die Schäden selbst bezahlen könne, so dass keiner der Autobesitzer auf den Kosten sitzen bleibe.

(RP)
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