Solingen Dem Weltkulturerbe ein Stück näher

Solingen · Der erste Schritt für die Bewerbung des bergischen Städtedreiecks um Aufnahme der Müngstener Brücke in die Unesco-Liste der Weltkulturerbe ist getan. Die Bewerbung ist so gut wie fertig, um eines der beiden Projekte zu werden, die das Land NRW 2012 für die Bundesliste aufstellt.

Die Zeit läuft ab. Bis zum 1. November muss der förmliche Antrag beim Bauministerium sein, dass die drei bergischen Städte und die Bahn-Tochter DB unter der Federführung der Bergischen Entwicklungsagentur (BEA) mit der Müngstener Brücke Aufnahme finden wollen in die NRW-Liste zur Bewerbung fürs Weltkulturerbe. Bis auf ein paar letzte Kommata ist das Papier fertig, und auch die Unterschrift von Solingens Oberbürgermeister Norbert Feith ist nur noch Formsache, informierte die Stadtspitze und BEA-Chef Bodo Middeldorf gestern die Öffentlichkeit über den Stand der Dinge.

Der weitere Zeitplan sieht vor, dass das Land bis Ende dieses Jahres entscheidet, welche zwei Vorschläge aus NRW es auf die bundesweite Bewerbungsliste schaffen. Optimistisch, dass man diese erste Hürde nimmt, ist Feith vor allem, weil in der Unesco-Weltkulturerbeliste "Industriekultur bislang eher unterrepräsentiert ist. Wir hätten schlechtere Karten, kämen wir mit einem romantischen Schloss an".

In diesem Jahr hatte das Welterbekomitee der Unesco auf seiner Tagung im Juni in Paris 25 Stätten neu in die Liste des Welterbes aufgenommen, darunter aus Deutschland das Fagus-Werk in Alfeld — auch ein Stück Industriekultur. Doch der Weg bis zu solch einer Adelung der Brücke aus dem Jahr ist noch weit. Zehn Jahre könnten locker bis zu solch einem Augenblick ins Land ziehen. Doch für Middeldorf keine verlorene Zeit, sondern ein unschätzbar wertvolles Marketinginstrument, um für die Brücke über die Region hinaus zu werben. 2015 hat das Komitee die alte Liste abgearbeitet, ab da an werden neue Vorschläge aufgenommen.

Wissenschaftliche Begleitung

Wissenschaftlich wird die BEA begleitet von einem Städtebau- und Brückenexperten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule in Aachen. Professor Kunibert Wachten hatte für das Land Rheinland-Pfalz ein Gutachten zur Beurteilung der visuellen Auswirkungen der geplanten Rheinbrücke zwischen Wellmich und zu Fellen auf die Integrität des Welterbes 'Oberes Mittelrheintal gefertigt.

Was die Brücke so einzigartig macht, ist, dass sie als allererste im so genannten freien Vorbau gebaut wurde. Ein Wagnis, das gelang. Bis heute werden so Brücken gebaut. Das unterscheidet Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke auch von zwei ähnlichen Brücken-Bauwerken, die beide von Gustave Eifel geplant wurden: das Garabit-Viadukt in der Auvergne und die Ponte Maria Pia in der Nähe von Porto (Portugal). Diese wurden ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts nach dem alten römischen Prinzip von unten nach oben gefertigt. Obwohl der Müngstener Brücke mit den beiden Schwester-Bauwerken ein wenig die Einzigartigkeit im Aussehen verloren geht, sieht Middeldorf in den anderen beiden Bauwerken jedoch eine weitere Chance. Denn es gibt auch die Möglichkeit aller drei Brücken zusammen, ein "serielles transnationales Welterbe" zu werden, als Zeugnis für die Entwicklung der Mobilität.

(RP)
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