Essen Motor-Show Oldtimer im Trend bei Tuning-Messe - Blickfang und Wertanlage

Essen · Dem nagelneuen Wagen noch vor der ersten Ausfahrt schickere Felgen und mehr PS verpassen - das ist ein klassischer Tuningweg. Doch es geht auch anders: Mit über 30 Jahre alten Oldtimern, die mit Liebe über Jahre aufgebaut werden - und viel Geld wert sein können.

 Ein getunter Porsche 992 GT3 steht während der Vorschau zur Essen Motor Show vor einem Ford Ranger "Breitling".

Ein getunter Porsche 992 GT3 steht während der Vorschau zur Essen Motor Show vor einem Ford Ranger "Breitling".

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Bevor es losgeht, pumpt Patrick Horny erst mal das selbst eingebaute Luftfahrwerk seines 33 Jahre alten Fiat 126 hoch. Dann röhrt der 24-PS-Motor des lindgrünen Kleinwagens los - „der Auspuff ist umgebaut“, sagt der 35-jährige gelernte Autolackierer aus Oberhausen - wie fast alles an dem Auto von den Felgen bis zum Carbon-Panorama-Dach. „Hauptsache nicht von der Stange.“

Oldtimer - also mindestens 30 Jahre alten Autos - und Youngtimer, die mindestens 20 und bis zu 30 Jahre auf dem Buckel haben, liegen in der Tuning-Branche derzeit voll im Trend. „Das wächst stark. 35 bis 40 Prozent der Tuningszene arbeiten schon mit Old- und Youngtimern“, sagt Sven Schulz, der bei der europaweit renommierten Auto- und Tuningmesse „Essen Motor-Show“ (27.11.-5.12) die Sonderausstellung für getunte Privatwagen organisiert.

Die Gründe liegen auf der Hand: Jahrzehntealte Autos, die „Basismodelle“, wie Horny sie nennt, gibt es oft schon für kleines Geld zwischen 1000 und 4000 Euro - etwa Fiats, VW Golf oder 3-er BMWs. Dann können Autofans die Wagen über Jahre und je nach aktuellem Kontostand aufbauen: Mit Tieferlegung, Fahrwerk und Felgen gehe es meistens los, dann folgten oft Bremsen, edles Lederinterieur und nicht zuletzt eine Leistungssteigerung des Motors.

Den aktuellen Wert seines glänzend neu lackierten Fiats schätzt Horny auf etwa 40.000 Euro - nach entsprechenden Investitionen und vielen Arbeitsstunden. „Klar ist das auch eine Wertanlage“, sagt er, zumal wenn die Tuner gleich zu Beginn seltene Modelle als Grundlage nehmen. Im Fall des Oberhauseners war das ein Polski Fiat für den polnischen Markt, den es in dieser Form deutschlandweit nur noch in wenigen Exemplaren gibt.

Die Überholspur muss Horny mit dem Wagen allerdings vermeiden: Der 126-er fährt maximal 105, bestes Reisetempo ist 95. Für mehr müsste ein stärkerer Motor rein, doch dann würden die Trommelbremsen und die Luftkühlung nicht mehr reichen.

Die europaweit größte Tuningmesse „Essen Motor Show“ öffnet nach coronabedingter Schließung 2020 in diesem Jahr Ende November mit reduziertem Angebot. Rund 100 privat umgebaute Wagen sind zu sehen - darunter Raritäten etwa von Jaguar, Mercedes und Trabant und getunte Elektroautos zum Beispiel von Tesla. 2019 waren mehr als 300.000 Besucher gekommen, 2021 wären 120.000 Gäste ein „toller Erfolg“, sagt Messesprecher Tom Kraayvanger.

(top/dpa)
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