Wegen Überstundenrekord in JVA Besucher-Stopp im Strafvollzug?

Düsseldorf · Die Mitarbeiter in den Gefängnissen von NRW haben im vergangenen Jahr so viel Mehrarbeitsstunden leisten müssen wie nie zuvor. Nach Angaben des Bundes der Strafvollzugsbediensteten (BSBD) hat das Personal in den Justizvollzugsanstalten rund 549.000 Überstunden angehäuft – vor drei Jahren lag die Zahl noch bei 480.000.

 Auch die JVA Willich belegt einen Spitzenplatz bei der Zahl der Überstunden.

Auch die JVA Willich belegt einen Spitzenplatz bei der Zahl der Überstunden.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Mitarbeiter in den Gefängnissen von NRW haben im vergangenen Jahr so viel Mehrarbeitsstunden leisten müssen wie nie zuvor. Nach Angaben des Bundes der Strafvollzugsbediensteten (BSBD) hat das Personal in den Justizvollzugsanstalten rund 549.000 Überstunden angehäuft — vor drei Jahren lag die Zahl noch bei 480.000.

"Die Personaldecke im Vollzugsdienst reicht für die wahrzunehmenden Aufgaben nicht aus", kritisierte Peter Brock, Chef des BSBD in NRW. "Wir erwarten, dass das Justizministerium sofort handelt. Die Sicherheit in den Anstalten leidet unter der hohen Arbeitsbelastung", fügte Brock hinzu. Nach der Statistik des BSBD werden die meisten Überstunden in den Jugendhaftanstalten produziert.

In der JVA Heinsberg schiebt jeder Bedienstete im Schnitt 176 Überstunden vor sich her, in der JVA Wuppertal sind es 141. Im Erwachsenenvollzug belegen die Gefängnisse in Essen, Köln, Bochum und Willich Spitzenplätze bei der Anzahl der Überstunden. "Wir verlangen, dass als Gegenmaßnahme die Besuchszeiten an den Wochenenden stark begrenzt werden", sagte Brock. Wenn Haftanstalten Besuchszeiten an Wochenenden anböten, müssten etwa 15 Bedienstete zusätzlich arbeiten, die normalerweise bei ihren Familien sein könnten.

In den 37 Haftanstalten von NRW sitzen rund 16.100 Gefangene ein. Sie werden von rund 5800 Mitarbeitern im allgemeinen Vollzugsdienst betreut. Ein Sprecher von NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) räumte ein, dass in den Gefängnissen eine hohe Arbeitsverdichtung vorherrsche. Aus diesem Grund seien in den vergangenen Jahren im Strafvollzug 300 neue Stellen geschaffen worden.

2013 seien insgesamt 87.000 Überstunden ausbezahlt worden. "Sollte die Arbeitsbelastung für die Bediensteten außergewöhnlich hoch sein, steht es den Haftanstalten frei, selbst zu entscheiden, ob Besuchszeiten an Wochenenden reduziert werden oder nicht", erklärte der Sprecher.

(RP)
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