Ausflugstipps, Folge 17 Comics auf dem Bauch der Krüge

Raeren (RP). Fünf Jahrhunderte lang hat die Steinzeugtöpferei das Leben im belgischen Raeren geprägt. Im Töpfereimuseum des wenige Kilometer von Aachen entfernten Dorfes lässt sich das anhand von Exponaten und Szenen anschaulich nachvollziehen.

In der ehemaligen Küche der 600 Jahre alten Wasserburg Raeren lohnt sich ein Blick auf den Fußboden: Er wurde kunstvoll aus schmalen Keramikriemchen verlegt. Die kleinen Teile dienten früher als Abstandhalter der Tongefäße im Brennofen. Dafür konnten sie aber nur einmal verwendet werden, und damit man sie nicht wegschmeißen musste, verlegten man sie anschließend als haltbaren Bodenbelag.

Anders als die Töpfer zeichneten sich die Bewohner der Burg sonst nicht gerade durch Sparsamkeit aus: Tongefäße, die sie nicht mehr brauchten, warfen sie kurzerhand in den Burggraben. Die verschmähten Scherben buddelten Archäologen in den 80er Jahren sorgfältig aus. Teile davon finden sich heute in einem kunstvollen Obelisken im Töpfereimuseum wieder, das in der Burg eingerichtet wurde.

Vom 14. bis ins 19. Jahrhundert hat die Steinzeugtöpferei das wenige Kilometer von Aachen entfernte belgische Dorf Raeren und seine Umgebung geprägt. Auch daran wird im Museum erinnert. Ausgesprochen gelungen sind Hörszenen, die 16-jährige Schüler zum besseren Verständnis der Ausstellung entwickelten und aufnahmen. Aus Tonsäulen kann der Besucherhören, was sie über die alten Töpfer herausfanden, indem sie sich in den Alltag ihrer Ahnen versetzten.

Nach einem Kupferstich wurde eine Töpferwerkstatt rekonstruiert, in deren Mitte nicht die bekannte Töpferscheibe steht, sondern ein in den Boden eingelassenes Karrenrad, das mit einem Stock so angetrieben werden konnte, dass es sich bis zu einer Stunde lang unter den Händen des Töpfers drehte.

"Pötte" aus acht Jahrhunderten kann man in Vitrinen betrachten. Dabei werden nicht nur Ästhetik und Kunstfertigkeit vermittelt. Man erfährt auch etwas über die Lebensumstände, die politischen und gesellschaftlichen Einflüsse sowie die technische Entwicklung der Keramikherstellung. Geschirr aus Raeren war berühmt: Es wurde bis nach Übersee verkauft. Außerdem belegt die Ausstellung, dass die Comic-Kultur in Belgien des 17. Jahrhunderts Vorläufer hatte: Auf Bildfriesen rund um die zylindrischen Bäuche der Krüge sind Bauerntänze und biblische Szenen zu erkennen.

Info: Töpfereimuseum Raeren, Tel.: 087/85 09 03, Geöffnet täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, Eintritt 2,50 Euro , ermäßigt 1,50 Euro. Anfahrt: A 44 bis Aachen, dann Richtung Lüttich, Ausfahrt Eynatten. Mit dem Zug: bis Aachen. Vom Bahnhof aus mit der Buslinie 14 bis Eynatten, dann mit der Linie 22 bis Raeren.

(Rheinische Post)
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