Die Störenfriede (2) Herr Sieben lässt im Regal alles so stehen, wie es war

Sollten peinliche Bände im Regal versteckt werden? Verrät ein sortiertes Bücherregal kleinbürgerliches Denken? Darf man Bücher wegwerfen, und können sich Wintermäntel für Konsalik schämen? Die zweite Folge von „Goertz und Sieben“.

 „Die Rollbahn“ – Schicksalsstraße für Millionen. Frühwerk von Heinz G. Konsalik.

„Die Rollbahn“ – Schicksalsstraße für Millionen. Frühwerk von Heinz G. Konsalik.

Foto: Christian Sieben

Einmal in der Woche chatten die Redakteurs-Kollegen Christian Sieben und Wolfram Goertz miteinander, um sich nach dem Befinden des anderen zu erkundigen. Beide verbindet eine satirische Sicht auf die Dinge, ansonsten sind sie streng beim Sie. In ihren Gesprächen geht es oft um Alltägliches, gelegentlich um Grundsätzliches, und manchmal steht am Ende sogar eine Erkenntnis.

Goertz Wobei störe ich gerade?

Sieben Ich mache mir Gedanken. Ich könnte den Inhalt meines Bücherregals sortieren. Doch eigentlich lehne ich das ab.

Goertz Warum sollte er denn sortiert werden? Allein der Gedanke daran zeigt doch, dass es offenbar Unordnung gibt.

Sieben Konsalik steht neben Mann. Streng genommen geht das nicht.

Goertz  Wenn der Mann links vom Konsalik steht, stimmt etwas nicht. Aber immerhin ist er in der Nähe. Beide Bücher könnte man im Ernstfall wiederfinden.

Sieben Der Vorgang des Sortierens sendet das falsche Signal. Nach innen und außen. Haben Sie einen Kindle?

Goertz Wieso das falsche Signal? Wenn ich etwas suche und es nicht dort finde, wo ich es vermute, muss ich weitersuchen. Das ist orthopädisch ungünstig. Denken Sie nur an Ihren Hals! Ich habe Bücherregale und brauche keinen Kindle und keinen Tolino.

Sieben Aber wie oft im Jahr kommt es tatsächlich vor, dass man ein Buch sucht? Das Sortieren würde zwei Stunden dauern. Das kriege ich doch nie wieder rein.

Goertz Ihre Rechnung ist ein arg hypothetisches Gebilde. Ich vermehre übrigens die Zahl meiner Bücher nicht, auch wenn ich neue kaufe. Der Bestand an relevanter Literatur von Anouilh bis Zweig verändert sich nicht. Die neuen sind verderbliche Ware, die lese ich und verschenke sie wieder.

Sieben Wem ich Konsalik schenke, müsste ich mir noch überlegen. Haben Sie jemals Bücher weggeworfen?

Goertz Ja, natürlich habe ich Bücher weggeworfen. Mir schickte mal ein mir unbekannter Autor Gedichte im Stil vom Eugen Roth. Ungenießbar. Kamen ins Altpapier.

Sieben Darf ich Ihnen Konsalik schenken? Oder zumindest zur Aufbewahrung überlassen? Sie könnten ihn zu Ihren Wintersachen in den Keller legen.

Goertz Werden Sie bitte nicht albern. Was sollen meine Daunenmäntel denken?

Sieben Ich lasse einfach alles so, wie es war. Hatte Ihre Kontaktaufnahme noch einen anderen Anlass?

Goertz Brauche ich einen Anlass? Ich habe Ihnen geholfen, ohne dass Sie es merkten!

Sieben Nun ja. Ich melde mich!

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