Jagd auf den EHEC-Erreger Stammt der Keim aus Biogasanlagen?

Berlin (RPO). Bei der Suche nach der Ursache für die massenhaften EHEC-Erkrankungen gibt es offenbar noch keine heiße Spur. Am Wochenende wurde erst über ein Lokal in Lübeck spekuliert, dann über das Hamburger Hafenfest als möglichen Start der Infektionswelle berichtet. Einige Veterinär- und Labormediziner halten nun eine Herkunft des Erregers aus modernen Biogasanlagen für möglich.

Wie schütze ich mich vor EHEC-Erregern?
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Foto: dapd

Berlin (RPO). Bei der Suche nach der Ursache für die massenhaften EHEC-Erkrankungen gibt es offenbar noch keine heiße Spur. Am Wochenende wurde erst über ein Lokal in Lübeck spekuliert, dann über das Hamburger Hafenfest als möglichen Start der Infektionswelle berichtet. Einige Veterinär- und Labormediziner halten nun eine Herkunft des Erregers aus modernen Biogasanlagen für möglich.

In den Gär-Behältern der immer zahlreicher werdenden Biogasanlagen entstünden Bakterien, die es zuvor noch nie gegeben habe, sagte Bernd Schottdorf, Gründer des mit 1500 Mitarbeitern größten privaten europäischen Medizinlabors Schottdorf MVZ in Augsburg in einem Interview.

Die Bakterien kreuzen sich Schottdorf zufolge in den Anlagen und verschmelzen miteinander. "Was da genau passiert, ist weitgehend unerforscht." Diese noch nie da gewesene Mischung aus Krankheitserregern werde dann als Düngemittel auf die Äcker gebracht.

Schottdorf hält es deshalb für dringend nötig, die Biogasanlagen in Deutschland schnell auf mögliche Krankheitserreger zu untersuchen. Sonst drohe möglicherweise die Gefahr weiterer Epidemien. Der Leiter der Agrar- und Veterinärakademie in Horstmar-Leer, Ernst Günther Hellwig, hält dies der "Welt am Sonntag" zufolge ebenfalls für vorstellbar.

Vedacht in Lübeck

Bei der Suche nach der Quelle der Infektionen gehen die Experten derzeit Hinweisen in mehreren Bundesländern nach. Eine Spur führte laut Medienberichten in ein Lübecker Restaurant, wenngleich die Landesregierung in Schleswig-Holstein am Samstag vor einem vorschnellen Verdacht warnte.

Eine "heiße Spur" soll laut Bericht der "Lübecker Nachrichten" vom Samstag in ein Lübecker Restaurant führen. Insgesamt 17 Menschen, die zwischen dem 12. und 14. Mai in dem Lokal gegessen hätten, seien erkrankt. Eine Frau sei an den Folgen der EHEC-Infektion gestorben. Auch andere Medien hatten zuvor von dem Fall berichtet. Experten des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sind für Untersuchungen vor Ort.

Wie der Gaststätten-Besitzer dem ZDF sagte, erfuhr er am vergangenen Dienstag durch einen Besuch von Mitarbeitern des Gewerbeaufsichtsamtes von dem EHEC-Verdacht. Er schließt demnach nicht aus, dass eine Charge seines Lieferanten mit EHEC-Keimen belastet sein könnte.

Besitzer: Nichts gefunden

Er bezieht die Waren für sein Lokal den Angaben zufolge von einem Zwischenhändler aus Mölln, der wiederum von einem Großhändler aus Hamburg beliefert wird. Bei einer Untersuchung in seinem Lokal hätten die Behörden nichts gefunden, sagte der Mann dem ZDF.

Das Kieler Verbraucherschutzministeriums relativierte hingegen die Berichte, wonach das Restaurant Hinweise auf die EHEC-Quelle liefern könnte. Dies sei "derzeit durch die Faktenlage nicht gedeckt", sagte Ministeriumssprecher Christian Seyfert am Samstag.

Die Behörden gingen verschiedenen Hinweisen in mehreren Bundesländern nach. Ob einige davon zur Quelle der EHEC-Erkrankungen führen könnten, sei Spekulation, erklärte die Kieler Landesregierung.

Laut einem Bericht des "Focus" wird unter Experten ferner diskutiert, ob auch der Hamburger Hafengeburtstag Anfang Mai als möglicher Ursprung des Ausbruchs der EHEC-Welle in Frage kommt. Etwa eine Woche später waren im Hamburger Universitätskrankenhaus Eppendorf die ersten Patienten mit Durchfallerkrankungen registriert wurde.

(RTR/AFP)
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