Kampf gegen die EHEC-Keime Lieferanten von Lübecker Restaurant im Visier

Lübeck (RPO). Bei der Jagd nach der Ursache für die gefährliche EHEC-Krankheitswelle in Deutschland konzentrieren sich die Untersuchungen offenbar auf ein Restaurant in Lübeck. Nach einem Essen in dem Lokal erkrankten Medienberichten zufolge 17 Menschen. Die Betreiber des Hauses trifft wohl keine Schuld, glauben Experten. Jetzt werden alle Lieferanten genau unter die Lupe genommen.

Die wichtigsten Fakten zum EHEC-Erreger
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Foto: ddp

Lübeck (RPO). Bei der Jagd nach der Ursache für die gefährliche EHEC-Krankheitswelle in Deutschland konzentrieren sich die Untersuchungen offenbar auf ein Restaurant in Lübeck. Nach einem Essen in dem Lokal erkrankten Medienberichten zufolge 17 Menschen. Die Betreiber des Hauses trifft wohl keine Schuld, glauben Experten. Jetzt werden alle Lieferanten genau unter die Lupe genommen.

Bei der Suche nach dem Auslöser der EHEC-Infektionswelle haben Gesundheitsbehörden ein Lübecker Restaurant überprüft. Insgesamt 17 Erkrankte hätten dort zwischen dem 12. und dem 14. Mai gegessen, berichteten die "Lübecker Nachrichten" am Samstag.

Ein Sprecher des Kieler Gesundheitsministeriums bestätigte, dass Teilnehmerinnen eines Seminars der Steuergewerkschaft nach einem Besuch in Lübeck erkrankt seien. Mitarbeiter des Robert-Koch-Instituts (RKI) seien inzwischen in der Hansestadt gewesen.

Gäste aus ganz Deutschland

Der Zeitung zufolge hatte in dem Restaurant unter anderem eine dänische Besuchergruppe zu Mittag gegessen, die für einen Tagesausflug in die Hansestadt gekommen war. Acht Teilnehmer hätten sich infiziert. Zur selben Zeit hätten auch 30 Frauen einer Gewerkschaft in dem Lokal gespeist. Die Teilnehmerinnen, die aus ganz Deutschland stammten, seien zu einem Seminar in Lübeck gewesen.

"Bislang wissen wir von acht, teilweise sehr schweren Fällen. Eine Teilnehmerin aus Nordrhein-Westfalen ist verstorben", sagte Dieter Ondracek, Bundesvorsitzender der Deutschen Steuergewerkschaft in Berlin, der Zeitung.

Hinweise auf Lieferantenkette

"Das Restaurant trifft keine Schuld, allerdings kann die Lieferantenkette möglicherweise den entscheidenden Hinweis geben, wie der Erreger in Umlauf gekommen ist", wird Werner Solbach, Mikrobiologe am Universitätsklinikum Lübeck, zitiert.

Ein weiterer schwerer Infektionsfall scheint im Zusammenhang mit dem Lokal zu stehen. Ein erkranktes Kind aus Süddeutschland sei bei einer Familienfeier ebenfalls im betreffenden Zeitraum in dem Restaurant gewesen, sagte Solbach den "Lübecker Nachrichten".

Zahl der Neuinfektionen leicht rückläufig

Im Kampf gegen die gefährliche Darminfektion gibt es einen weiteren Hoffnungsschimmer. Zum ersten Mal ist die Zahl der Neuinfektionen bundesweit leicht rückläufig. Allerdings vermeldete das Berliner Robert-Koch-Institut in den vergangenen beiden Tagen noch immer knapp 200 Neuerkrankungen. Die Gesamtzahl der Menschen, die sich mit dem EHEC-Bakterium angesteckt haben, beträgt mehr als 2000, wenn man die Verdachtsfälle mitrechnet.

Rund 500 Patienten leiden an der besonders schweren Komplikation HUS, die durch den Erreger ausgelöst wird. Mittlerweile sind 18 Personen an den Folgen der Infektion gestorben, davon drei in Nordrhein-Westfalen.

Schule in Hagen geschlossen

Dort hat erstmals am Freitag in Hagen eine Grundschule geschlossen, weil eine Schülerin mit Verdacht auf die Infektion am Mittwoch in ein Krankenhaus eingeliefert worden war. Obwohl das Mächen bereits am Donnerstag wieder entlassen wurde,verfügte die Leitung der Grundschule eine eintägige Schließung. Das Gesundheitsamt der Ruhrgebietsstadt billigte das Vorgehen der Schulleitung.

In Nordrhein-Westfalen beträgt die Zahl der gemeldeten EHEC-Fälle inzwischen mehr als 250. Davon sind 71 Personen an HUS erkrankt. Seit Beginn des Monats sind damit 50 neue Fälle hinzugekommen.

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Münster haben inzwischen das Erbgut des EHEC-Keims entschlüsselt. Danach handelt es sich bei diesem Bakterium um eine völlig neue Form. Sie ist offenbar durch die Verbindung zweier Erreger geschaffen worden. Die Mediziner hoffen nach dieser Entdeckung auf neue Therapiemöglichkeiten.

"Wir erwarten im Laufe der nächsten Woche, Hinweise zur Verhinderung weiterer Infektionen zu erhalten", sagte Dag Harmsen vom Universitätsklinikum.

(apd/RP/RPO)
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