Gefahr durch EHEC-Bakterien RKI warnt vor Tomaten, Gurken und Salat

Berlin (RPO). Das Robert-Koch-Institut sowie das Bundesinstitut für Risikobewertung haben wegen des EHEC-Ausbruchs vor dem Verzehr von rohen Tomaten, Salatgurken und Blattsalaten gewarnt. Eine Studie in Hamburg habe ergeben, dass Patienten, die an der schweren Darminfektion durch den EHEC-Erreger erkrankt seien, diese Gemüsesorten deutlich häufiger gegessen hätten als gesunde Vergleichspersonen, sagte RKI-Präsident Reinhard Burger am Mittwochabend in Berlin.

Die wichtigsten Fakten zum EHEC-Erreger
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Foto: ddp

Daher werde empfohlen, vorsorglich bis auf weiteres diese Gemüse-Sorten insbesondere in Norddeutschland nicht roh zu verzehren. "Es ist nicht auszuschließen, dass auch andere Lebensmittel noch als Infektionsquelle infrage kommen", sagte Burger.

Waschen bietet keinen hundertprozentigen Schutz

Der Mikrobiologe Roger Stephan warnte, das seit Tagen empfohlene Waschen von Gemüse biete keinen hundertprozentigen Schutz vor dem EHEC-Erreger. Die Bakterien könnten sich nicht nur auf der Oberfläche von Obst oder Gemüse befinden, sondern bereits von der Pflanze aufgenommen worden sein, sagte der Leiter des schweizerischen Instituts für Lebensmittelsicherheit an der Universität Zürich dem Bielefelder "Westfalen-Blatt". In diesem Fall müsse das Gemüse konsequent durcherhitzt werden.

Laut Stephan gibt es zwei bisher bekannte Möglichkeiten, wie die Bakterien ins Gemüse gelangen könnten: "In Einzelfällen passiert es, dass Bakterien über eine verletzte Oberfläche des Gemüses eindringen. Entscheidender aber sind die Fälle, in denen Pflanzen das Bakterium über ihre Wurzeln aufnehmen, weil es sich im Boden befindet," sagte er der Zeitung.

Das Bundesverbraucherministerium begrüßte die Warnung als ersten Schritt, die Ursachen für die schweren Erkrankungen einzugrenzen. Das Ministerium habe am Abend die für die Lebensmittelüberwachung zuständigen Länderbehörden informiert, sie würden sich nun bei den weiteren Untersuchungen auf die verdächtigen Lebensmittel konzentrieren. Es gelte nun, die genaue Herkunft der belasteten Waren so schnell wie möglich zu klären.

Seit Mitte Mai breitet sich das Bakterium in Deutschland ungewöhnlich rasch aus. Bundesweit wurden laut RKI bis Mittwoch rund 140 Fälle des sogenannten hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS) gemeldet. Das durch die EHEC-Bakterien verursachte HUS kann zu akutem Nierenversagen führen. In Schleswig-Holstein starb eine 89 Jahre alte Frau, die aufgrund einer EHEC-Infektion in das Krankenhaus Oldenburg aufgenommen wurde. Auch in Niedersachsen starb möglicherweise eine Frau an den Folgen einer EHEC-Infektion. In Niedersachsen und Bremen waren bereits zwei Frauen vermutlich im Zusammenhang mit EHEC-Infektionen gestorben. Beide waren nach Behördenangaben mit dem Erreger infiziert.

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr zeigte sich zuversichtlich, dass es bald gelingen werde, die Infektionsursache einzugrenzen. Er betonte zudem, die bestehenden Mechanismen seien ausreichend, so dass er keinen Anlass zur Einrichtung eines Krisenstabs sehe. Die Bevölkerung rief Bahr auf, verstärkt auf Hygiene zu achten. "Obst und Gemüse sollten intensiv und sorgfältig gereinigt werden, die Hände sollten regelmäßig gewaschen werden."

Forscher wollen Erregerstamm bis Ende der Woche entschlüsseln

Forscher des Universitätsklinikum Münster (UKM) wollen bis Ende der Woche den für die Darminfektionen mit dem gefährlichen Bakterium verantwortlichen Erregerstamm identifizieren. "Wir haben ihn schon sehr weit eingegrenzt", sagte Direktor des Instituts für Hygiene am UKM, Helge Karch, am Mittwoch. Es kämen nur noch zwei von insgesamt 42 bekannten Typen infrage. Es könne aber auch ein ganz neuer Typ des Erregers sein.

Der EHEC-Experte, der seit fast 30 Jahren an der Erforschung des Bakteriums arbeitet, geht davon aus, dass es bundesweit ein einziger Erregerstamm ist, der für den Ausbruch verantwortlich ist. Über die Quelle der Infektionen liegen Karch keine Informationen vor. Bei großen Ausbrüchen in der Vergangenheit seien die Ursachen nie aufgeklärt worden, sagte er.

Am UKM werden Proben aus dem gesamten Bundesgebiet auf den Erreger untersucht. Das Problem dabei ist nach Aussage von Karch, dass sich die Erreger unter dem Mikroskop nicht von normalen E.coli-Bakterien unterscheiden, die natürlich im Darm vorkommen.

(RTR/felt)
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