Durchfall-Krankheit breitet sich aus EHEC-Infektion: Gülle verseuchte offenbar Gemüse

Düsseldorf (RPO). Die Zahl der durch den aggressiven EHEC-Erreger an Durchfall erkrankten Menschen steigt weiter. Mittlerweile gibt es deutschlandweit mehr als 200 registrierte Fälle. Die Infektion breitet sich auch in die südlichen Bundesländer aus. Unterdessen kommt der Verdacht auf, dass mit dem Keim verseuchte Gülle die Quelle der Erkrankungswelle sein könnte.

Wie schütze ich mich vor EHEC-Erregern?
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Foto: dapd

Eine eindeutig zu benennende Quelle der EHEC-Erreger gibt es noch nicht. Experten vermuten aber, dass die aktuelle Infektionswelle nicht, wie sonst üblich, durch den Verzehr von unzureichend erhitztem Rindfleisch oder Rohmilch ausgeht. Denn das Coli-Bakterium EHEC ist ein natürlicher Darmbewohner bei Wiederkäuern, etwa Rindern. Befragungen von Erkrankten legten den Verdacht nahe, dass der Genuss von ungekochtem Gemüse der Grund ist.

Doch wie können die Bakterien auf pflanzliche Produkte übergegangen sein? Professor Werner Solbach, Direktor am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Universität Lübeck, sprach im "ARD Morgenmagazin" davon, dass die Düngung der Felder mit kontaminierter Gülle die Keime auf Gemüse und Salat gebracht haben könnte. Der Verzehr von unzureichend gewaschener Rohkost, wie z.B. abgepackten Salatmischungen, ist also als ein Risikofaktor für die Durchfall-Erkrankung zu bedenken. Alle roh verzehrten Lebensmittel sollten gewissenhaft gewaschen werden.

Ausbrüche durch Rohkost in USA

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung wies bereits im Januar diesen Jahres in seinen "Verbrauchertipps zum Schutz vor Infektionen mit EHEC" darauf hin, dass die Infektion mit dem Durchfall-Erreger auch über verseuchtes Wasser und mit Fäkalien belastetes Obst und Gemüse übertragen werden kann. Ausbrüche der Erkrankungen wurden demnach auch in der Vergangenheit schon durch den Verzehr von nicht-pasteurisiertem Apfelsaft, rohem Blattgemüse (wie Spinat und Salate) und Sprossen ausgelöst — allerdings bislang nicht in Deutschland, sondern in den USA.

Die EHEC-Erreger (Enterohämorrhagische Escherichia coli) führen zu starken Durchfällen. Bei schwerem Verlauf der Krankheit können die Durchfälle blutig werden, spätestens dann sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden. In etwa 10 Prozent der Fälle kann sich die EHEC-Infektion zum sogenannten hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) ausweiten, bei dem starke Bauchkrämpfe, Fieber und blutige Durchfälle auftreten. Das von den Enterobakterien produzierte Gift greift Nieren, Blutgefäße und Blutzellen an. Im Extremfall kann dies zu tödlichem Nierenversagen führen.

Flächen desinfizieren

Das Gesundheitsministerium ruft zu regelmäßigem Händewaschen auf und warnt vor dem Verzehr von rohem Fleisch. Vor allem mit Fäkalien verunreinigte Flächen sollten unbedingt desinfiziert werden, empfiehlt das Robert-Koch-Institut. Auch alle Geräte und Flächen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, müssen gründlich und sorgfältig gereinigt werden, um die Übertragung der Keime, sogenannte Kreuzkontaminationen, zu vermeiden.

Die Zahl der EHEC-Infektionen in Deutschland ist seit dem Wochenende deutlich gestiegen. Die Behörden in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg gehen von mehr als 200 Erkrankten aus.

In Nordrhein-Westfalen vermuten Ärzte eine Infektion mit dem Bakterium bei insgesamt sieben Patienten, die an schweren Durchfallerkrankungen leiden. Seit dem 15. April sind hierzulande 15 Fälle gemeldet worden, darunter ein schwerer.

(RPO/RP)
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