Berufsserie Wie werde ich... Floristin?

Düsseldorf (RPO). Schon als Kind machen wir uns Gedanken über unseren späteren Beruf. Lokführer und Eiskunstläuferin stehen in jungen Jahren hoch im Kurs. Aber wie schaffe ich es später in meinen Traumjob? Antworten gibt unsere neue Serie "Wie werde ich?". Auftakt: Wie werde ich Floristin?

Ausbildung: Floristin
Foto: dpa, Mascha Brichta

"Die Kunst des Flüchtigen". So beschreibt Sylvia Krien ihre Arbeit. Die 33-Jährige ist Floristin und führt in Dresden drei Läden mit zwölf Mitarbeitern und hat den Titel einer Vizemeisterin im Bundeswettbewerb der Branche errungen. "Mich hat nie etwas anderes gereizt", sagt die Floristikmeisterin. Auch wenn zunehmend Männer in Blumengeschäften arbeiten - das Gestalten von Gestecken, Sträußen und Kränzen ist derzeit noch weitgehend eine Domäne der Frauen.

Man muss auch Diplomat sein

Überholt ist das Vorurteil, dass die Liebe zur Natur die Haupteigenschaft eines Floristen sein muss. Auch Geschmack und Diplomatie gehören dazu. Das weiß auch Manfred Lorenz vom Fachverband Deutscher Floristen in Gelsenkirchen: "Wir erfüllen Kundenwünsche in dessen Beisein." Bewerber müssen manuell geschickt sein. Frühaufsteher sind im Vorteil, denn Blumen werden oft lange vor Verkaufsbeginn auf Blumengroßmärkten gehandelt. Die Bereitschaft zu Schichtarbeit und Überstunden wird vorausgesetzt.

Floristin Sylvia Krien bildet seit zehn Jahren aus und legt bei Azubis auch auf solide Rechenkenntnisse Wert. "Sie müssen einen Strauß berechnen können. Bewerber mit einer Vier in Mathe nehme ich nicht", sagt sie. Farbenblindheit gilt als Ausschlusskriterium. Blumenfachgeschäfte, der Großhandel, Gartenmärkte und Gärtnereien bilden aus, heißt es bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Bis zu fünf Bewerber kommen auf einen Platz, sagt Lorenz. Einem jungen Mann stehen im Schnitt 20 junge Frauen gegenüber.

Der Wille zur Dienstleistung

Während der dreijährigen Ausbildung lernen angehende Floristen Sträuße, Gestecke und Kränze zu binden, Tische für Anlässe zu schmücken und Kunden mit Blick auf ihre Kaufmotive zu beraten. Kaufmännische und werbliche Themen gewinnen mit höheren Lehrjahren an Gewicht.

Um Floristin zu werden muss man nicht nur Blumen mögen. Experten betonen den Willen zur Dienstleistung als Voraussetzung für den Beruf. "Kunden wollen beim Floristen selten 20 Blumen im Bund kaufen, sondern erwarten das Besondere", erläutert Lorenz. "Wer einfallslos arbeitet, ist schlecht fürs Geschäft", sagt Krien. Sie schätzt bei Floristen den "Willen, sich auf den Beruf einzulassen". Neben der Tätigkeit im Geschäft haben nach ihrer Ansicht Floristen viele Möglichkeiten in zahlreichen Branchen bis hin zu Hotellerie oder Innendekoration.

Die Ausbildungsvergütung ist niedrig

Der Andrang auf Lehrstellen hat in den vergangenen Jahren nachgelassen. In 2007 waren rund 7000 Lehrverträge registriert, 1999 waren es 9200. Die Ausbildungsvergütung zählt nach Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Bonn zu den niedrigsten in Deutschland. Lehrlinge im Westen bekommen im Schnitt 424 Euro im Monat, im Osten werden 312 Euro gezahlt. Das tarifliche Einkommen für Berufsanfänger beziffert die Bundesagentur für Arbeit mit 1188 Euro bis 1573 Euro. Niedrigere Löhne sind im Osten keine Seltenheit. "Zum Ernähren einer Familie reicht das Einkommen knapp", sagt Sylvia Krien nüchtern. Erschüttern lässt sie sich davon nicht: "Mein Beruf erfüllt mich."

Infos: www.fdf.de

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