Gastbeitrag Johan Simons „Wir brauchen Theater, um sich berühren zu lassen“

Bochum · „Wir brauchen die Theater mehr denn je: für die kulturelle Daseinsvorsorge, für die Reflexion der Gesellschaft, für Diskussionen“, schreibt uns der Bochum Schauspiel-Intendant Johan Simons zum Beschluss, die Theater im November bundesweit wieder zu schließen.

 Der Bochumer Schauspiel-Intendant Johan Simons.

Der Bochumer Schauspiel-Intendant Johan Simons.

Foto: dpa/Maja Hitij

(los) Die Theaterwelt hierzulande schaute nach Bochum, als am dortigen Schauspielhaus nach dem ersten Lockdown eine der ersten „Theater-Wiederöffnungen“ zu erleben war. Das war im Juni dieses Jahres. Mit der Inszenierung von „Die Befristeten“ wollte Intendant Johan Simons auch zeigen, wie widerstandsfähig und -willig Theater ist und wie schnell es sich auf neue Lebenslagen einzustellen weiß. Der Beschluss, die Theater im November wieder zu schließen, machte Johan Simons auch aus diesem Grund wütend – und schrieb uns diesen Kommentar:

„Seit über einem halben Jahr müssen wir Abstand voneinander halten. Das hat gute Gründe, macht mich aber auch sehr traurig und unsicher. Meine Sehnsucht nach einer Umarmung, danach berührt zu werden, wächst mit jedem Tag. Im Theater war es wenigstens noch möglich, sich von der Kunst berühren zu lassen, Gemeinschaft zu erleben – wenn auch auf Distanz. Dass es diese Möglichkeit nun in den nächsten Wochen nicht mehr geben wird, deprimiert mich zutiefst und macht mich auch sehr wütend. Wir brauchen die Theater mehr denn je: für die kulturelle Daseinsvorsorge, für die Reflexion der Gesellschaft, für Diskussionen. Vor allem aber, um sich berühren zu lassen – gerade in dieser Zeit.“

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