Oskar Roehlers fragwürdiges Drama Oskar Roehlers fragwürdiges Drama "Der Alte Affe Angst"

Frankfurt/Main (rpo). In "Der Alte Affe Angst" stellt Oskar Roehler ein Paar mit Beziehungsproblemen und sexuellen Schwierigkeiten vor. Ein Film, der zur Spielfläche von Obsessionen wird - aber nicht überzeugen kann.

Die Frau will, der Mann kann, aber er kann nicht mehr mit der Frau. Das macht die Frau traurig und den Mann zum sexuellen Streuner. Diese Geschichte ist nicht unbekannt, sie ereignet sich täglich in vielerlei Variationen, wovon ja nicht zuletzt die Profession der Prostitution profitiert. Auch das Kino umkreist dieses Problem immer wieder schon deshalb, weil nun einmal die allermeisten Menschen auf einem Regiestuhl Männer sind. Oskar Roehlers neuer Film "Der Alte Affe Angst" kommt ab 24. April in die Kinos.

Bei Roehler heißt der Mann Robert, ist Theaterregisseur und lebt in Berlin. Seine Freundin ist die sanfte Kinderärztin Marie, die überzeugt ist, zu Robert zu gehören, weshalb sie auch mit ihm in einer riesigen Wohnung zusammenlebt. Nichts lässt die gute Marie unversucht, ihren Robert erotisch auf Touren zu bringen, mal mit schriller Perücke, mal mit provokanter Reizwäsche. Doch auch das lässt den Regisseur nicht das inszenieren, was im Geschlechtsleben nun einmal eine notwendige Bedingung beiderseitiger Erfüllung ist. Keine Schwierigkeiten indessen hat Robert in dieser Hinsicht bei käuflichem Sex.

Das Doppelleben allerdings stresst den armen Mann, dazu erkrankt auch noch sein Vater an Krebs. Robert hatte kein allzu gutes Verhältnis zu diesem granteligen Romanschreiber, dessen Sterben ihn aber doch erschüttert. Außerdem muss er sich vom Therapeuten analysieren lassen, dass er Sex und Gefühle strikt zu trennen versucht. Wundersamerweise wird Marie plötzlich schwanger, es hat also doch mal geklappt mit ihrem Robert. Doch der verdirbt alles mit einer Affäre zu einer Peepshow-Tänzerin, deren aidskrankes Kind rein zufällig auf der Station liegt, die von der Kinderärztin betreut wird. Maries Schwangerschaft endet tragisch, ist das auch das Ende mit Robert?

Oskar Roehler hat 1999 mit dem ergreifenden Kinoporträt seiner durch Selbstmord geendeten Mutter Gisela Elsner unter dem Titel "Die Unberührbare" einen der besten deutschen Filme der 90er Jahre geschaffen. Und leider hat der Sohn eines früh auseinander gegangenen Schriftstellerpaares 2000 mit dem unsäglichen Machwerk "Suck my Dick" einen der garantiert schlechtesten Streifen des jetzigen Jahrzehnts geschaffen. Warum es zu solch extrem unterschiedlichen Ergebnissen kam, lässt sich leicht erklären: Einmal hatte Roehler eine packende Geschichte zu erzählen, das andere Mal hatte er nur wirre Fantasien in Bilder gepresst, was natürlich schief ging.

In "Der Alte Affe Angst" trägt er als Drehbuchautor wieder über alle Maßen dick auf. Offenbar benutzt Roehler reichlich schamlos die Leinwand als Spielfläche seiner Obsessionen, um sich eine extrem teure Selbsttherapie zu gewähren. Dagegen wäre noch nicht einmal viel einzuwenden, wenn das Resultat von psychologisch-künstlerischem Interesse wäre. Doch das ist es nur sehr bedingt: Zweifellos kann Roehler inszenieren, auch sein Mut zum großen Cinemascope-Bild ist zu loben.

Und wie er den immer etwas zu kaputt wirkenden Andre Hennicke als Robert und die so sehr an Romy Schneider erinnernde Marie Bäumer zu allerlei Selbstentblößungen vor der Kamera treibt, ist auch eine Leistung. Doch steht der Aufwand in keinem Verhältnis zur mangelnden Substanz des Geschehens. Der Mann hat Erektionsschwierigkeiten bei der Partnerin - na und? Die Frau will Sicherheit und ein Kind - na und? Roehler will um jeden Preis Dinge aufregend gestalten, die so aufregend gar nicht sind. Allzu offensichtlich ist Roehler auch in seiner neuen Produktion auf der Suche nach einer so starken Geschichte wie in "Die Unberührbare". Gefunden hat er sie in "Der Alter Affe Angst" abermals nicht.

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