Comedy-Star Adam Sandler spielt in Komödie P.T. Andersons "Punch-Drunk Love"

Frankfurt/Main (rpo). Die Geschäfte des selbstständigen Verkäufers Barry Egan laufen schlecht. Sein trostloses Dasein fristet er in einer kalifornischen Lagerhalle, bis zwei Ergeinisse sein Leben verändern: Eine Werbekampagne für Billigpuddings, und eine junge Frau, die plötzlich mit ihrem Wagen auf dem Parkplatz vor der Lagerhalle steht.

Die Frau mit Namen Lena Leonard ist attraktiv, zwischen ihr und Barry bahnt sich etwas an. Doch nicht nur von ihr ist der Verkäufer fasziniert, sondern ebenso vom geradezu fieberhaften Sammeln der Billigpudding-Bonusmeilen. Ihr Besitz gibt ihm die Hoffnung, aus seinem trostlosen Dasein entfliehen zu können, um fernab von diesem mit Lena ein neues Leben zu beginnen.

Noch aber hat er es mit den unangenehmen Folgen seines tölpelhaften Telefonsexanrufs zu tun, auch die Schwestern bereiten ihm Stress. Dem begegnet Barry mit der irritierenden Angewohnheit, regelmäßig auszurasten und alles kurz und klein zu schlagen.

Für eine solche Rolle kommt derzeit in Hollywood nur einer in Betracht, nämlich Adam Sandler. Der dunkelhaarige Mann aus Brooklyn ist gewiss kein begnadeter Komiker, aber halt ein Comedy-Star, der mit seiner schlichten Variante von Brachialhumor den Zeitgeist bedient. Fast jeder seiner Filme der letzten Jahre war ein Kassenerfolg, wenngleich in den USA viel mehr als in Deutschland. Richtig überzeugen konnte er mit seinen sehr limitierten Fähigkeiten hier zu Lande nur die wenigsten.

Es überrascht deshalb, warum ein so begabter Nachwuchsregisseur wie der erst 32-jährige Anderson in seinem neuen, ab 17. April in die Kinos kommenden Film "Punch-Drunk Love" ausgerechnet auf Sandler setzt. Doch Anderson, mit den Filmen "Boogie Nights" und "Magnolia" berühmt geworden, hat seinen Hauptdarsteller richtig ausgewählt. Denn der immer etwas ungelenk wirkende Sandler passt präzise in die absichtsvolle Leere, die Anderson als Handlungsplätze der Verkaufs- und Konsumgesellschaft ins Bild bringt, oft in distanzierten Kamera-Totalen.

Sandler läuft in diesem grellbunten amerikanischen Kapitalismus so verloren herum, dass seine plötzlichen Gewaltausbrüche einfach als Notwehr erscheinen müssen. Anderson gelingt es beeindruckend, gesellschaftliche Zustände visuell zu veranschaulichen. Das macht ihn zu einem wichtigen amerikanischen Filmemacher, von dem noch viel zu erwarten ist.

Wie hoch er im Kurs steht, zeigt sich darin, dass er die britische Schauspielerin Emily Watson für die Rolle der Lena gewinnen konnte. Watson wirkt zwar ein wenig unterfordert im Vergleich zu früheren Rollen. Aber man kann sich schon vorstellen, welche Faszination eine Frau wie sie auf den Verkäufer ausüben muss.

Philip Seymour Hoffman, Luis Guzman und Mary Lynn Rajskub in Nebenrollen sind keineswegs nur Nebenfiguren, sondern können eigene Persönlichkeiten entwickeln. Wie in den anderen Anderson-Filmen hat die von Jon Brion entwickelte Musik - eine Verschmelzung von Komposition und Sounddesign - wichtige Bedeutung für den Rhythmus der Handlung. Und in Robert Elswit hat Anderson einen Kameramann, der bislang in all seinen Werken die etwas anderen Bilder einfing, die auch "Punch-Drunk Love" zu einem cineastischen Erlebnis machen.

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