Düsseldorf Alexander Kluge erhält Heine-Preis in Düsseldorf

Düsseldorf · Wer will schon felsenfest behaupten können, was Alexander Kluge eigentlich ist? Ein promovierter Rechtsanwalt? Ein Filmemacher oder TV-Produzent mit eigener Plattform fürs Privatfernsehen? Ganz aktuell jedenfalls ist Kluge der Heine-Preisträger der Stadt Düsseldorf - ein Persönlichkeitspreis, der mit 50 000 Euro nicht nur spektakulär dotiert ist, sondern seit dem Preis-Verzicht von Peter Handke 2006 auch unter besonderer Beobachtung steht. Jetzt also der 82-jährige Kluge, den man nicht allein wegen des Namensgebers der Düsseldorfer Ehrung vor allem als Schriftsteller bezeichnen sollte.

Dabei ist Kluge gar kein großer Geschichtenerfinder; er ist ein Chronist der Welt, in der die Wirklichkeit seine Erzählerstimme ist. "Zeitgeschichte ist besser als Homer", hat er einmal gesagt.

Das ist ein großer Satz, der so kaum zu halten sein dürfte. Der aber als Schreib-Programm sehr wohl seine Berechtigung hat. Damit erinnert Kluges Arbeit durchaus an das Schaffen von Walter Kempowski. Und bei beiden ist das Fragmentarische kein Zeichen eines Defizits, sondern Ausdruck des stets offenen und beweglichen Blicks auf die Welt. Weil für Kluge vor diesem Hintergrund der Lebenslauf zum Sammelbecken von Welterfahrung wird, hat er fünf dicke Bände damit gefüllt. All das sind Versuche, an etwas zu erinnern, wovon die meisten kaum noch etwas wissen wollen. Kluges Leidenschaft fürs Protokoll mag seiner Juristen-Herkunft geschuldet sein. Und als Referendar begegnete er zunächst Adorno, später dann Regisseur Fritz Lang, der ihn zum Film brachte. Kluge nahm das alles auf und gab alles weiter. Dass daraus bis heute eine große Wundertüte wurde, scheint folgerichtig zu sein. Der Heine-Preis 2014 schmückt einen Richtigen.

(los)
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