Song des Spieltags Ein bisschen Talent

Düsseldorf · Unser Autor Andreas Buchbauer stellt an jedem Montag den Song des Spieltages und seine Geschichte vor. Denn an jedem Wochenende lehren die TV-Kommentatoren : "Solche Geschichten schreibt nur der Fußball" – und jede hat einen Soundtrack verdient. Diesmal: "Money, Money, Money" von Abba.

 Mit seiner ausgeglichenen Art hat sich Felix Magath bei seinen Spielern sehr beliebt gemacht.

Mit seiner ausgeglichenen Art hat sich Felix Magath bei seinen Spielern sehr beliebt gemacht.

Foto: dapd, Ronny Hartmann

Unser Autor Andreas Buchbauer stellt an jedem Montag den Song des Spieltages und seine Geschichte vor. Denn an jedem Wochenende lehren die TV-Kommentatoren : "Solche Geschichten schreibt nur der Fußball" — und jede hat einen Soundtrack verdient. Diesmal: "Money, Money, Money" von Abba.

Wenn man beim Zappen nach monatelanger Abstinenz mal wieder in einer TV-Seifenoper landet, geht es einem ein bisschen wie einem Anhänger des VfL Wolfsburg: überall neue Gesichter. Der Unterschied besteht bloß darin, dass die Wolfsburger Anhänger dafür keine monatelange Abstinenz benötigen. Felix Magath besetzt die Rollen in seiner Mannschaft ja in einer solch atemberaubenden Geschwindigkeit neu, dass selbst TV-Seifenopern-Produzenten schwindelig würde und die Wolfsburg-Fans bei jeder Mannschaftsaufstellung zweimal hingucken müssen. Als TV-Zuschauer wartet man eigentlich nur darauf, dass sich Hape Kerkeling irgendeinen unaussprechlichen Namen zulegt, als Profikicker ausgibt, ein Wolfsburg-Trikot überstreift und einfach mal mit aufläuft. Wenn er keine allzu plumpen Fehlpässe spielt, fällt das vermutlich nicht mal Felix Magath auf Anhieb auf.

Acht Spieler hat Felix Magath formerly known as Magier Magath formerly known as Quälix in den vergangenen Tagen gekauft. Es hatte ein bisschen was von Kaufwut, und manch einer, der immer schon davon träumte, Fußballprofi zu werden, mag gehofft haben, dass er Felix Magath über den Weg läuft, weil es auf Außenstehende schien, um von Magath verpflichtet zu werden, bedürfe es vor allem eines Kriteriums: einer auch nur irgendwie gearteten Verfügbarkeit. Aber ganz so einfach ist es dann doch nicht. Vielleicht sitzen Angelos Charisteas und Ali Karimi auch deshalb noch nicht auf gepackten Koffern nach Wolfsburg.

Knapp 30 Millionen Euro hat Magath für seine Winterpausen-Neuzugänge bislang auf den Tisch gelegt. Das verleitete ihn zu der ebenso überraschenden wie exklusiven Sichtweise, er habe "günstig talentierte Spieler" eingekauft. Vielleicht sollten sie in Wolfsburg Abbas "Money, Money, Money" zur neuen Stadionhymne machen. "Money, Money, Money must be funny in a rich man's world", sang die schwedische Band, und bei jedem anderen Bundesligisten wäre es wohl nicht ganz so funny, wenn der Trainer/Sportdirektor/Manager 30 Millionen nur für ein paar talentierte Spieler auf den Kopf hauen würde — und nicht für Leistungsträger, die dem Klub sofort weiterhelfen. Die Frage ist zudem, wie sich Fans mit einer Mannschaft identifizieren können, bei der ein Kommen und Gehen wie in einer Bahnhofshalle am ersten Tag der Winterferien herrscht.

Immerhin bringt der "Money, Money, Money"-Soundtrack den Wolfsburger Fans den Spaß, dass bis zum Ende der Transferperiode jeder Tag ein bisschen wie Memory-Spielen ist. Wer war noch mal die 14, und wer die 25? Und hat der neue Stürmer nicht große Ähnlichkeit mit Hape… nein, das kann nicht sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort