Feuergefecht in afghanischer Hauptstadt Bewaffnete Männer stürmen Geburtsklinik in Kabul

Kabul · Bewaffnete Männer haben in Kabul eine Geburtsklinik gestürmt. Sicherheitskräfte hätten am Dienstag mehr als 80 Neugeborene und ihre Mütter in Sicherheit gebracht. In der ostafghanischen Stadt Nangarhar starben zehn Menschen bei einem Selbstmordattentat.

 Schwarzer Rauch steigt auf, nachdem bewaffnete Männer eine Geburtsklinik in Kabul angegriffen haben.

Schwarzer Rauch steigt auf, nachdem bewaffnete Männer eine Geburtsklinik in Kabul angegriffen haben.

Foto: AP/Rahmat Gul

Afghanistan ist am Dienstag von zwei schweren Anschlägen erschüttert worden: Bei einem Angriff auf eine Entbindungsklinik in der Hauptstadt Kabul wurden mindestens 14 Menschen getötet, darunter zwei Babys. Unter den Toten seien auch Mütter und Krankenschwestern, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Fast zeitgleich sprengte sich im Osten des kriegsgeplagten Landes ein Selbstmordattentäter bei einer Beerdigung in die Luft. Bei dem Anschlag in der Provinz Nangarhar wurden mindestens 24 Menschen getötet.

Am frühen Morgen stürmten nach Angaben des Innenministeriums drei bewaffnete Männer das Bartschi-National-Krankenhaus in Kabul, das von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen unterstützt wird. Nach einem stundenlangen Einsatz erschossen Sicherheitskräfte die Angreifer. Mindestens 15 Menschen seien verletzt worden, sagte der Sprecher. Mehr als hundert Menschen wurden demnach gerettet, darunter drei Ausländer. Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte trugen Babys und Kleinkinder aus dem Gebäude – mindestens eines davon in eine blutgetränkte Decke gewickelt.

Ein Kinderarzt, der aus dem Krankenhaus entkam, sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe am Eingang des Gebäudes eine laute Explosion gehört. „Das Krankenhaus war voll von Patienten und Ärzten, es herrschte totale Panik“, sagte er und bat darum, anonym zu bleiben.

Das Krankenhaus befindet sich im Westen der Hauptstadt, wo die schiitische Minderheit der Hasara lebt. Die Hasara sind häufiger Zielscheibe von Angriffen sunnitischer Kämpfer, die für die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) kämpfen.

Etwa eine Stunde nach dem Angriff in Kabul tötete ein Selbstmordattentäter mindestens 24 Menschen bei einer Beerdigung in der östlichen Provinz Nangarhar. Der Angreifer habe während der Zeremonie mit rund tausend Menschen seinen Sprengstoff gezündet, sagte der Sprecher der Provinz. 68 Menschen seien verletzt worden. Die radikalislamischen Taliban bestritten eine Beteiligung an beiden Angriffen.

Erst am Vortag waren bei mehreren Bombenexplosionen in einem nördlichen Bezirk von Kabul vier Menschen verletzt worden, darunter ein Kind. Die IS-Miliz bekannte sich nach Angaben der auf die Beobachtung islamistischer Netzwerke spezialisierten US-Gruppe SITE zu den Anschlägen.

Erst im März waren mindestens 25 Menschen von einem bewaffneten Mann in einem Tempel der Sikh- und Hindugemeinschaft in Kabul bei einem Angriff getötet worden. Der IS reklamierte den Anschlag für sich. Die Dschihadistenmiliz musste in jüngster Zeit Rückschläge hinnehmen, nachdem sie von US- und afghanischen Streitkräften sowie bei Taliban-Offensiven zurückgedrängt worden war.

Die USA und die Taliban hatten am 29. Februar in Doha ein historisches Abkommen unterzeichnet. Es soll den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan ebnen. Das Abkommen sieht unter anderem vor, dass die Taliban große Städte und internationale Truppen nicht mehr angreifen.

In den vergangenen Wochen kamen die geplanten Friedensgespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban jedoch ins Stocken. Landesweit nahm im März die Zahl der Anschläge in Dörfern und kleinen Städten nach Angaben der Vereinten Nationen zu. Dutzende afghanische Sicherheitskräfte, Zivilisten und Kämpfer der Taliban wurden getötet.

(anst/dpa)
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