Zeckenzeit in Deutschland Die richtige Behandlung bei Borreliose und FSME

Ein Zeckenbiss kann Borreliose übertragen, welche unbehandelt den ganzen Organismus befallen und zu Komplikationen führen kann. Damit die Erkrankung ausheilen kann, ist die richtige Behandlung wichtig.

Borreliose: 10 Fakten zu den Behandlungs-Möglichkeiten
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Das sind die effektivsten Behandlungs-Möglichkeiten bei Borreliose

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Foto: dpa/Daniel Karmann

Borreliose - was ist das?

Bis zu 30 Prozent der Zecken tragen Borrelien in sich. Diese können Borreliose auslösen. Allerdings führt nicht jeder Zeckenstich zu einer Infektion und nicht jede Infektion zum Ausbruch der Krankheit. Das Risiko nach einem Zeckenstich zu erkranken, liegt bei 0,3 bis 1,4 Prozent.

Jährlich erkranken schätzungsweise 40.000 bis 80.000 Menschen an einer Borreliose-Infektion. Die Krankheit, die auch Lyme-Borreliose genannt wird, bricht meist in den Sommermonaten aus. Einige Tage bis Wochen nach dem tückischen Zeckenstich treten die ersten Symptome auf. Wird Lyme-Borreliose jedoch nicht erkannt und nicht behandelt, können die klinischen Symptome noch Jahre später auftreten.

Werden Borrelien über einen Zeckenstich übertragen, breiten sie sich über die Blutbahnen im Körper aus und greifen den ganzen Organismus an. Sie befallen das Nervensystem, das Herz oder setzen sich in den Gelenken fest. Deswegen können sich die Symptome in ganz unterschiedlichen Manifestationen zeigen.

Übertragen wird Lyme-Borreliose ausschließlich über Zeckenbisse. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch oder von Haustier zu Mensch ist nicht möglich. Patienten sind zu keiner Zeit ansteckend, auch nicht in der akuten Phase einer Neuroborreliose.

Welche Symptome verursacht Borreliose?

Lyme-Borreliose äußert sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Sie kann sich durch grippeähnliche Symptome, Hautinfektionen, Entzündungen des Nervensystems und Gelenkentzündungen äußern und sogar das Herz betreffen. Unbehandelt kann eine Lyme-Infektion chronisch werden und in Schüben immer wieder Beschwerden verursachen.

Das erste typische Symptom einer Lyme-Borreliose ist die sogenannte Wanderröte. Diese tritt in 90 Prozent der Fälle nach einer Infektion mit Borrelien auf und zeigt sich durch einen roten Ring, der von der Stichstelle ausgeht und sich immer weiter vergrößert. Aus diesem Grund sollte die Einstichstelle nach einem Zeckenstich über längere Zeit beobachtet werden.

In zehn Prozent der Fälle bildet sich keine Wanderröte und die Erkrankung bleibt bis zum Ausbruch der ersten klinischen Symptome unbemerkt. Treten die Symptome jedoch erst Monate oder sogar Jahre nach dem Zeckenstich auf, schließen nur wenige Betroffene auf die Zeckenkrankheit. Wird Lyme-Borreliose dagegen rechtzeitig entdeckt, ist die Prognose gut: Nach frühzeitiger antibiotischer Behandlung verschwinden die Symptome innerhalb von zwei bis vier Wochen.

Achten Sie nach einem Zeckenstich auf folgende Symptome:

Im ersten Stadium:

  • Wanderröte
  • Grippeähnliche Symptome

Im zweiten Stadium:

  • Beginnende Neuroborreliose mit Nervenschmerzen
  • Leichte Lähmungen
  • Gefühlsverlust und Taubheitsgefühle
  • Mögliche Hirnhautentzündung bei Kindern mit einhergehender Gesichtslähmung
  • Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung

Im dritten Stadium:

  • Chronische Neuroborreliose
  • Lyme-Arthritis mit chronisch oder in Schüben verlaufenden Gelenkentzündungen
  • Schwellungen und Schmerzen der Gelenke
  • Hautentzündungen
  • Epilepsie (in seltenen Fällen)
  • Organisches Psychosyndrom mit Konzentrationsstörungen und Halluzinationen

Wie wird Borreliose behandelt?

Nach der Diagnose Neuroborreliose wird der Arzt in der Regel ein Antibiotikum verschreiben. Das Mittel der Wahl ist Doxycyclin. Die Borreliose-Therapie dauert in der Regel zwei Wochen. Im fortgeschrittenen Stadium von Lyme-Borreliose wird das Antibiotikum intravenös für zwei bis vier Wochen verabreicht.

Damit sich die Borreliose-Erreger nicht ausbreiten, sollte das Antibiotikum so schnell wie möglich nach der Diagnose eingenommen werden. Erfolgt eine schnelle Behandlung, heilt die Erkrankung meist ohne Komplikationen ab.

Treten Monate nach der antibiotischen Behandlung nochmals akute Symptome einer Neuroborreliose auf, kann die Therapie wiederholt werden. Eine Langzeittherapie mit Doxycyclin oder einem anderen Antibiotikum wird nicht empfohlen. Eine Langzeittherapie bringt nicht mehr Nutzen als die kurzzeitige Einnahme von Antibiotika, sie erhöht lediglich das Risiko von Nebenwirkungen.

Wurden Sie von einer Zecke gestochen, sollten Sie sicherheitshalber abklären, ob Sie sich mit Lyme-Borreliose angesteckt haben. Antibiotika werden jedoch erst bei einer akuten Borreliose mit klinischen Symptomen verabreicht, nicht bei Verdachtsfällen.

Welcher Arzt ist der Ansprechpartner für die Borreliose-Behandlung?

Haben Sie den Verdacht, sich mit Borreliose infiziert zu haben, besuchen Sie den Arzt. Bei einer akuten Neuroborreliose ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Bei chronischer Borreliose oder Komplikationen wird dieser Sie gegebenenfalls an einen Borreliose-Experten, einen Experten für Infektiologie, überweisen.

Nach einem Zeckenstich sollten Sie spätestens den Arzt aufsuchen, wenn Sie eine Wanderröte in der Nähe der Einstichstelle entdecken oder unter einer Sommergrippe leiden. Die Symptome einer Sommergrippe erweisen sich oft als die typischen Symptome einer Borreliose, auch wenn vorher keine Wanderröte aufgetreten ist oder entdeckt wurde.

Besteht die typische Hautrötung, kann der Arzt meist stell eine Diagnose stellen. Bei Unklarheiten kann der Antikörperwert im Blut bestimmt werden oder die Rückenmarks- oder Gehirnflüssigkeit untersucht werden. Allerdings können auch bei gesunden Menschen Borrelien-Antikörper nachgewiesen werden, ohne dass eine aktive Neuroborreliose vorliegt.

Laut des Robert Koch-Instituts liefert der sogenannte ELISA-Test viele falsche positive Ergebnisse. Die nachgewiesenen Antikörper gegen Borrelien könnten von einer früheren, unbemerkten Borreliose-Erkrankung stammen.

In Neben einem positiven Test müssen auch klinische Symptome wie Kopf- oder Gelenkschmerzen bestehen.

Welche Antibiotika werden bei der Behandlung von Borreliose eingesetzt?

Das Mittel der Wahl bei einer Borreliose-Diagnose ist Doxycyclin. Dieses Antibiotikum wird Erwachsenen und Kindern ab dem vollendeten neuntem Lebensjahr verschrieben. Schwangeren und Kindern unter neun Jahren wird Amoxicillin verabreicht. Die Therapie dauert je nach schwere der Symptome zwei bis vier Wochen.

Bei einer Unverträglichkeit gegen Doxycyclin können auch Antibiotika wie Cefuroximaxetil oder Azithromycin eingesetzt werden. Wird das Antibiotikum intravenös verabreicht, werden meist Ceftriaxon, Cefotaxim oder Penicillin G verwendet.

Abgeraten wird von einer Langzeittherapie mit Antibiotika. Diese bringt nach aktuellem Kenntnisstand keine zusätzlichen Nutzen und erhöht das Risiko von Nebenwirkungen. Bei einer akuten Neuroborreliose heilt die Krankheit nach der Antibiotika-Therapie meist vollständig ab.

Ist die Borreliose jedoch chronisch geworden, haben sich die Bakterien dort angesiedelt, wo die Antibiotika nicht mehr vollständig wirken können. Die Krankheitszeichen können nach einer latenten Phase immer wieder aufflammen. Trotzdem wird empfohlen, die Antibiotika-Therapie nach Auftreten erneuter Beschwerden zu wiederholen.

Wie erfolgt die Behandlung von Lyme-Borreliose bei Kindern?

Bei Borreliose-Verdacht bei Kindern sollten Sie so schnell wie möglich den Arzt aufsuchen. Anders als bei Erwachsenen kann Lyme bei Kindern zu einer Hirnhautentzündung führen, die lebensbedrohlich werden kann. Nach Auftreten der Wanderröte werden Kinder meist mit einem geeigneten Antibiotikum behandelt.

Bei Kindern bis neun Jahre erfolgt die antibiotische Therapie mit Wirkstoffen wie Amoxicillin oder Cefuroxim. Diese werden in Tablettenform verabreicht und sind in der Regel gut verträglich. Alternativ können auch Antibiotika wie Azithromycin oder Clarithromycin verabreicht werden. Nach dem vollendeten neunten Lebensjahr werden Kinder mit Doxycyclin behandelt – also dem gleichen Antibiotikum, dass auch Erwachsenen bekommen.

Je nach schwere der Symptome werden die Antibiotika für eine Dauer von zwei bis vier Wochen verschrieben. Das Medikament muss in jedem Fall bis zum Ende genommen werden, damit die Borrelien-Bakterien vollständig absterben und sich nicht weiter im Körper ausbreiten. Eine frühzeitige Behandlung mit Antibiotika ist bei Kindern in jedem Fall anzuraten. Eine Langzeitgabe von Antibiotika oder die vorsorgliche Gabe nach einem Zeckenstich ist jedoch nicht erforderlich.

Wie wird chronische Lyme-Borreliose behandelt?

Eine unentdeckte und unbehandelte Lyme-Borreliose kann noch Jahre nach der Infektion zu chronischen Beschwerden führen, die schubweise auftreten. Die Behandlung der Neuroborreliose im dritten Krankheitsstadium ist nicht ganz einfach. Die Antibiotika-Therapie ist weniger wirksam als bei der Neuroborreliose im frühen Stadium.

Treten trotz der wiederholten Antibiotika-Behandlung immer wieder Schübe auf, können alternative Heilmethoden helfen, die Beschwerden zu lindern. Borreliose-Experten empfehlen, neben der konservativen Therapie mit Antibiotika auch das Immunsystem durch eine gesunde und vitaminreiche Ernährung zu stärken. Es sollten reichlich Vitamin B12, Vitamin C und verschiedene Nährstoffe aufgenommen werden.

Welche Behandlung erfolgt bei Lyme-Arthritis und Lyme-Karditis?

Lyme-Arthritis ist eine Komplikation der Borreliose-Infektion. Sie tritt im dritten Stadium der Erkrankung, oftmals Jahre nach der Erstinfektion auf. Dabei handelt es sich bei dieser Art der Arthritis um eine von Borrelien ausgelöste Gelenkentzündung. Oft betrifft sie die Knie- und Sprunggelenke.

Die Lyme-Arthritis kann aber auch die Finger oder den Kiefer betreffen. Die Gelenkentzündungen treten in Schüben auf und klingen dann wieder ab. Mal betreffen sie das eine Gelenk, dann das andere. Allerdings gestaltet sich die Diagnose von Lyme-Arthritis schwierig, da ein Nachweis von Borreliose-Antikörpern nichts über die Aktivität der Borrelien in den Gelenken aussagt.

Die konservative Behandlung der Lyme-Arthritis erfolgt durch die Gabe von Antibiotika, meist Doxycyclin. Allerdings bessern sich die Symptome der Gelenkentzündung erst bis zu drei Monate nach der Therapie. Gegebenenfalls kann der Arzt auch NSAR (nicht-steroidale Antirheumatika) wie Ibuprofen und Diclofenac zur Entzündungshemmung und Schmerzlinderung verschreiben.

Bei etwa einem Prozent der Patienten kann die chronische Borreliose das Herz befallen. Die sogenannte Lyme-Karditis äußert sich in Reizleitungsstörungen und Perimyokarditis (Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung). Unbehandelt sind diese Herzstörungen gefährlich. Nach einer antibiotischen Behandlung klingen die Beschwerden meist schnell ab.

Bei einer Reizleitungsstörung werden die elektrischen Impulse im Herzen nicht richtig weitergeleitet. Der Herzschlag verlangsamt sich, Patienten haben Schwindelgefühle und sind blass. Im schlimmsten Fall kommt es zur Ohnmacht, zu Krampfanfällen oder zum Atemstillstand. Eine Reizleitungsstörung mit AV-Block 3 kann lebensgefährlich werden.

Bei einer Perimyokarditis handelt es sich um eine Entzündung des Herzmuskels und des Herzbeutels. Sind Borrelien für die Entzündung verantwortlich, handelt es sich um eine infektiöse Perimyokarditis. Sie äußert sich in leichten grippeähnlichen Symptomen oder verläuft asymptomatisch. Kommt es zu Komplikationen, kann eine Herzrhythmusstörung, eine Herzinsuffizienz oder sogar ein Herzinfarkt ausgelöst werden.

Da beide Herzerkrankungen durch Bakterien ausgelöst werden, ist auch hier die zeitige Therapie mit Antibiotika das Mittel der Wahl. Bei Lyme-Karditis werden Patienten meist mit dem Antibiotikum Ceftriaxon behandelt. Zusätzlich sollten Herzstörungen im Krankenhaus beobachtet werden, bis eine Besserung eintritt.

Wie hilft Naturheilkunde bei der Borreliose-Behandlung?    

Neben der antibiotischen Therapie können alternative Behandlungswege bei Borreliose eingesetzt werden. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichenden Nährstoffen, Spurenelementen und Vitaminen und Homöopathie können die Heilung unterstützen. Allerdings ist vor allen in den frühen Krankheitsstadien eine Therapie mit Antibiotika dringend zu empfehlen.

Wenn die Schulmedizin nicht zum gewünschten Erfolg führt, können alternative Heilungsmethoden zum Einsatz kommen. Meist ist das bei chronischer Lyme-Borreliose im dritten Stadium der Fall, wenn die Therapie mit Antibiotika nicht angeschlagen hat.

In der Naturheilkunde werden schwere und chronische Verläufe der Lyme-Krankheit als Vergiftung und Verschlackung des Körpers angesehen. Eine erste Maßnahme der Naturheilkunde ist daher die Entschlackung und Entgiftung des Körpers durch Fasten und eine basische Ernährung.

Außerdem soll eine nährstoff- und vitaminreiche Ernährung helfen, das Immunsystem zu stärken und dem Körper helfen, die Borrelien-Erreger in Schach zu halten. Zusätzlich können Heilkräuter wie Johanniskraut, Karde und Beinwell Entzündungen und Schmerzen lindern.

Wie kann man eine Borreliose-Infektion verhindern?

Eine Infektion mit Borrelien-Bakterien können Sie nur verhindern, indem Sie sich vor Zeckenstichen schützen. Bei Spaziergängen durch den Wald oder hohes Gras sollten Sie sich mit Anti-Zecken-Spray einsprühen, lange Kleidung tragen und den gesamten Körper nach dem Spaziergang absuchen.

Hat trotz aller Vorsicht eine Zecke gebissen, entfernen Sie diese so schnell wie möglich und desinfizieren Sie die Bissstelle. Markieren Sie dann die Stichstelle mit einem Stift und beobachten Sie, ob Wanderröte entsteht. Haben Sie die Zecke in weniger als 12 Stunden entfernt, ist das Infektionsrisiko sehr gering.

Nach einer durchgemachten Borreliose-Erkrankung sind die Patienten nicht vor erneuten Infektionen geschützt. Eine Immunität besteht nicht. Eine Impfung gegen die Viruserkrankung Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die ebenfalls über infizierte Zecken übertragen wird, schütz nicht vor Lyme-Borreliose. Es gibt keine vorsorgliche Impfung gegen Lyme.

Wann muss man zur Borreliose-Behandlung ins Krankenhaus?

Eine Zecke hat gebissen? Zunächst einmal: keine Panik. An einem Sonntagmorgen wegen eines Zeckenstiches ins Krankenhaus zu fahren, ist nicht nötig. Wichtig ist, die Zecke so schnell wie möglich richtig zu entfernen und die Einstichstelle die nächsten Tage und Wochen zu beobachten.

Denn: Wird die Zecke innerhalb der ersten 12 bis 24 Stunden entfernt, ist das Infektionsrisiko gering. Entfernen Sie die Zecke also lieber gleich, als bis zum nächsten Arztbesuch zu warten. Greifen Sie dafür möglichst die gesamte Zecke nah an der Haut und ziehen Sie diese heraus. Behandeln Sie die Einstichstelle mit einem Desinfektionsmittel.

Bei Verdacht auf Lyme-Borreliose oder wenn Wanderröte auftritt, sollten Sie allerdings lieber früher als später ihren Hausarzt aufsuchen. Wird Lyme-Borreliose schnell erkannt und behandelt, klingt sie schnell und komplikationslos ab.

Treten Monate nach einem Zeckenbiss starke Symptome auf, lassen Sie die Ursache so schnell wie möglich abklären. Bei plötzlich akuten Herzstörungen wie einem langsamen Herzschlag, Schmerzen im Brustbereich, Ohnmacht oder anderen schwerwiegenden Symptomen, sollten Patienten sofort ein Krankenhaus aufsuchen. Es könnte sich um eine Lyme-Karditis handeln, die ärztlich beobachten werden sollte.

 Dieser Artikel ist vom 18. Juli 2019 und wurde aktualisiert.

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