Schutz gegen die Infektionskrankheit Was bringt die Borreliose-Impfung?
Eine Impfung gehört zu den wirksamsten Präventivmaßnahmen, um gefährlichen Infektionskrankheiten vorzubeugen. In Deutschland stehen uns daher verschiedene Impfstoffe zur Verfügung. Stellt sich jetzt die Frage: Gibt es eine Impfung gegen Borreliose?

10 Fakten zur Impfung gegen Borreliose
Zeckenalarm in Deutschland. Mehrere tausend Menschen erkranken hierzulande jedes Jahr an einer Lyme-Borreliose, im schlimmsten Fall sogar an einer Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Daher wird es höchste Zeit, sich mit dem Thema Impfung gegen eine der beiden Infektionskrankheiten näher zu beschäftigen.
Die Zecke gehört zu den Spinnentieren. Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen erwacht der lästige Gefährte aus seinem langen Winterschlaf und ist hungrig…hungrig nach Blut. Sie krabbelt zur Nahrungssuche aus ihrem Versteck - erklimmt Grashalme, tummelt sich auf Büschen und klettert im Unterholz. Doch auch im eigenen Garten ist der Mensch vor den winzigen Blutsauger nicht gefeit. Quasi überall dort, wo sie auf ein Tier oder Menschen trifft.
In Lauerposition abwartend verharrt die Zecke, mitunter auch mehrere Wochen. Wenn ein attraktives Opfer ihren Weg kreuzt, heißt es: Klar zum Entern! Mit ihren Spinnenbeinen schwingt sie sich in Richtung Hosen, Socken und Haaren. Sofern es die Zecke auf die Kleidung oder Haut geschafft hat, begibt sie sich auf die Suche nach einer geeigneten Stelle zum Stechen. Gewöhnlich bevorzugt sie weiche und warme Körperstellen wie Achseln, Kniekehlen, Bauchnabel, Leisten, Kopf oder den Genitalbereich.
Bis die Zecke einen kuscheligen Platz gefunden hat, kann es mehrere Stunden dauern. Dann erfolgt der gefährliche Zeckenbiss. Mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen schneidet sie die Haut auf. Sobald aus der Wunde das erste Blut hervorquillt, steckt sie ihren Rüssel hinein und fängt an zu saugen. Spätestens jetzt kann die Zecke das Leben ihres Wirtes dramatisch auf den Kopf stellen. Denn durch das Blutsaugen kann sie Infektionskrankheiten wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen.
Wie kann man sich vor Zecken schützen?
Um das Risiko eines Zeckenbisses zu mindern, kann es bei Ausflügen in die Natur oder bei Arbeiten im Grünen helfen, einige praktische Tipps zu berücksichtigen:
- geschlossene Schuhe
- lange Hosen
- Socken über die Hosenbeine stülpen
- Anti-Zecken-Spray auf die Haut auftragen
- hohes Gras und Buschwerk meiden
- Kleidung, Haare und Haut absuchen
Wenn die Zecke bereits zugebissen hat, heißt es erst einmal Ruhe bewahren und tief durchatmen. Anschließend sollte das Insekt schnell entfernt werden, damit das Blutsaugen ein Ende hat. Die besten Hilfsmittel sind entweder eine Zeckenkarte oder eine Zeckenzange.
Die gute Nachricht: Nicht jeder Zeckenstich macht krank. Das ist der Tatsache geschuldet, dass nur etwa jede dritte Zecke die gefährlichen Erreger für eine Borreliose oder einer FSME in sich trägt. Ebenso muss nicht jeder Stich oder Biss zu einer Ansteckung führen. Nichtsdestotrotz sollte die Einstichstelle in den Folgetagen beobachtet werden, ob die für eine Borreliose typische Wanderröte auftritt.
Kurz zur Erklärung, was man unter einer Borreliose versteht: Die Borreliose oder Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit ist eine Infektionskrankheit, die durch Zecken übertragen wird. Durch das Saugen der Zecken gelangen die Borreliose-Bakterien, die Borrelien, vom Darm über die Speicheldrüsen hin zu den Mundwerkzeugen der Zecke. Aufgrund dieser Entfernung zur Wundstelle findet eine Infektion in den ersten 24 bis 36 Stunden nach Saugbeginn statt. Bis die ersten Symptome auftreten, können Tage bis Wochen vergehen. Alles gute Gründe, um sich über eine mögliche Impfung Gedanken zu machen.
Gibt es eine Borreliose-Impfung?
Denkt man an Zecken, schießt dem einen FSME und dem anderen Borreliose durch den Kopf. Während die FSME nicht medikamentös behandelt werden kann, sondern nur mit einem Impfstoff, gibt es gegen Borreliose keine präventive Impfung. Bei frühzeitiger Diagnose lassen sich die Beschwerden wirkungsvoll nur mit Antibiotika behandeln. Sollte sich die Erkrankung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befinden, kommt es leider vor, dass die medikamentöse Behandlung nicht mehr anschlägt. Dafür ist das Immunsystem verantwortlich. Es reagiert auf die Borrelien im Grunde genommen viel zu spät, sodass sich die Erreger im Körper ausbreiten können und verschiedene Organe des Menschen befallen. Davon betroffen sind gewöhnlich die Nerven, die Gelenke und der Herzmuskel. Und da sich die Borreliose äußerst tückisch verhält oder sich erst spät manifestiert, erweist sich die Herstellung eines Impfstoffes als schwierig.
Wenn man heutzutage nach den Begriffen Borreliose und Impfung googelt, tauchen Ergebnisse auf, die etwas anderes behaupten. Tatsächlich wurde in den USA bereits an einem möglichen Impfstoff gegen Borreliose geforscht und auch zur Impfung zugelassen. Doch der Hersteller hatte den Wirkstoff nach kurzer Zeit wieder vom Markt genommen. In der Zwischenzeit beschäftigen sich einige Impfstoffhersteller damit, ein präventives Mittel gegen die Infektion zu finden. Bisher bleibt der Wunsch nach einer Impfung aber unerfüllt.
Bis eine Impfung gegen Borreliose möglich ist, muss der Arzt auf konventionelle Mittel zurückgreifen. Hierzu gehört erst einmal ein Anamnesegespräch mit gezielten Fragen nach der Krankheitsgeschichte des Patienten. Ebenso wird im Arzt-Patienten-Gespräch der mögliche Zeitpunkt des Zeckenbisses ermittelt, sofern dieser überhaupt bemerkt wurde. Im Anschluss folgt eine körperliche Untersuchung nach den typischen Symptomen einer Borreliose wie der Wanderröte.
In manchen Fällen kann der behandelnde Arzt durch die klaren Symptome und Zusammenhänge schnell eine Borreliose diagnostizieren und mit einer Therapie mit Antibiotika beginnen. Es gibt allerdings auch Fälle, bei denen sich eine Diagnose als schwierig erweisen - oftmals dann, wenn die Symptome atypisch auftreten oder gar nicht. Sollte der Arzt noch unschlüssig mit seiner Diagnose sein, können klinische Untersuchungen des Bluts, der Gelenkflüssigkeiten, des Gehirnwassers oder Hautproben helfen. Hierbei geht es darum, die Proben auf Antikörper bzw. Borrelien Fragmente zu untersuchen. Anzumerken ist bei all den ganzen Borreliose-Tests, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Sie dienen lediglich dazu, die Diagnose zu stützen.
Warum gibt es keine Borreliose-Impfung?
Mittlerweile wissen wir, dass es (noch) keinen Impfstoff gegen die Infektion mit Borrelien, sprich der Borreliose, gibt. Dennoch stellt sich hier die Frage, warum das so ist. Schließlich erleben wir in den letzten Jahren aufs Neue ein 'Zecken-Blutrausch im Grünen'. Der Mensch wird von Zecken, in Deutschland vor allem vom Gemeinen Holzbock, befallen und mit der Krankheit Borreliose oder FSME angesteckt.
Die Antwort liegt uns aber quasi zu Füßen: Es hat sich herauskristallisiert, dass als Erreger der Lyme-Borreliose das Bakterium Borrelia burgdorferi sensu stricto verantwortlich ist. Im Laufe der Zeit haben Forscher noch weitere Krankheitserreger dieser Borrelien-Art gefunden, die eine Borreliose hervorrufen können. Allein in Europa tauchen noch B. afzelii, B. garinii, B. spielmanii, B. valaisiana, B. lusitaniae und B. bavariensis auf. Obendrein gibt es aber im Rest der Welt noch mehr Borreliose-Erreger dieser Familie.
Die Fülle an Borreliose-Erregern stellt die Forscher allerdings vor eine große Herausforderung, einen universalen Impfstoff gegen die Krankheit Borreliose zu entwickeln.
Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich daraus, dass der Krankheitsverlauf einer Borreliose von Patient zu Patient unterschiedlich geprägt ist. So kann das Bild der Krankheit symptomlos, akut oder chronisch geprägt sein.
Symptome im Frühstadium
- Wanderröte (Erythema migrans)
- grippeähnliche Symptome (zB. Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit)
- geschwollene Lymphknoten
- Neuroborreliose (Nervenschmerzen, Lähmungen, Hautveränderungen)
- Herzrhytmusstörungen
- Meningitis

Tückische Infektionskrankheit - 10 Fakten zur Borreliose
Symptome im Spätstadium
- Erschöpfung
- Störung der Hirnleistung
- Magen-Darm-Beschwerden
- Augensymptome
- Lyme-Arthritis
- chronische Neuroborreliose
- chronische Hautentzündung
Da die Symptome einer Borreliose atypisch und diffus auftreten, die sich sogar erst nach Monaten manifestieren können, erweist sich eine Diagnose von Seiten des Arztes als relativ schwer. Die Schwierigkeit besteht nämlich zunächst darin, erst einmal das Stadium der Erkrankung herauszufinden. Vor diesem Hintergrund muss der behandelnde Arzt den Patienten nach seinen Beschwerden befragen und andere Erkrankungen ausschließen. Um der Diagnose näherzukommen, können klinische Bluttests auf Antikörper den Verdacht auf eine Borreliose untermauern.
Einige der Zecken tragen das FSME-Virus in sich, das für die gefährliche Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) verantwortlich ist. Im Vergleich zu den Borrelien-Bakterien befindet sich dieser Erreger im Speichel der Zecke, sodass eine Infektion unmittelbar nach dem Zeckenbiss eintreten kann. Die Folgen sind allerdings keine Lappalie. Denn der Virus greift die Hirnhaut sowie das zentrale Nervensystem des Menschen an. Im Extremfall kann die FSME sogar tödlich enden. Der beste Schutz vor einer FSME ist eine Impfung. Denn im Gegensatz zur Lyme-Borreliose wirkt eine Therapie mit Antibiotika bei FSME nicht.
Was lernen wir daraus? Der beste Schutz vor einer Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist, so lange wie es keine Impfung gibt, die Prävention. Nur so lässt sich das Risiko einer Infektion mit den gefährlichen Borrelien-Bakterien und FSME-Viren
reduzieren. Wer eine Zecke an sich entdeckt, sollte sie so schnell wie möglich entfernen.
Dieser Artikel ist vom 18. Juli 2019 und wurde aktualisiert.