Heimtückische Infektionskrankheit Diese Borreliose-Symptome sollten Sie kennen

Zecken sind gierige Blutsauger, die mit ihren Bissen schwerwiegende Erkrankungen für den Menschen auslösen können. Das Tückische: Man kann sich an Borreliose oder FSME infizieren, noch bevor man bemerkt, dass man krank ist. Wichtig ist, die Symptome frühzeitig zu erkennen.

Tückische Infektionskrankheit - 10 Fakten zur Borreliose
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Tückische Infektionskrankheit - 10 Fakten zur Borreliose

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Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Schluss mit der Winterstarre. Pünktlich mit dem Frühling erwachen die kleinen, schwarzen Zecken zum Leben und begeben sich auf die Suche nach einer leckeren Blutmahlzeit. Sie lauern im kniehohen Gras, im Unterholz am Waldesrand oder buschigen Sträuchern. Quasi, überall dort, wo sie sich an ihre Opfer anheften. Spaziergänger, Jogger, Radfahrer - respektive alle, die sich in ihrer Nähe aufhalten.

Im Unterschied zu Insekten verursacht der Biss einer Zecke keine Schmerzen. Entsprechend bleibt dieser oft lange unbemerkt. Das liegt wohl auch daran, dass sich die winzigen Blutsauger an Stellen niederlassen, die für den Menschen nur schwer zugänglich sind. Dazu gehören neben der Achselhöhle auch die Intimzone oder die Kniebeuge.

Der Zeckenstich und das Blutsaugen an sich sind wenig bedrohlich. Gefährlich wird es dann, wenn Erreger wie die Borrelien-Bakterien beim Saugen übertragen werden. Bis es jedoch soweit kommt, muss die Zecke zwölf bis 24 Stunden lang saugen. Erst dann ist der Erreger aus dem Darm der Zecke über die Speicheldrüse in die stechend-saugenden Mundwerkzeuge gewandert. In dieser Zeit ist die Gefahr einer Infektion relativ gering. Nur ein Teil der Zecken kann auch das gefährliche FSME-Virus übertragen.

Um das Risiko einer Erkrankung zu mindern, sollte der Parasit dennoch so früh wie nur möglich entfernt werden.

Borreliose: Welche Symptome kommen vor?

Zecken wie der Gemeine Holzbock sind vor allem von Februar bis Juni und von Mitte August bis Oktober besonders aktiv. Rund 5 bis 30% der heimischen Zecken tragen das Bakterium Borrelia burgdorferi in sich. Entsprechend ist davon auszugehen, dass etwa jeder dritte Biss eines  Holzbocks zu einer Infektion führt. Es ist daher empfehlenswert, Zeckenstiche möglichst zu vermeiden. Geht das schief, dann muss der saugende Holzbock mit einer Pinzette, Zeckenschlinge oder Zeckenkarte sanft aber beständig aus der Haut gezogen werden. Nach der Entfernung ist es ratsam, die Einstichstelle der Zecke zu desinfizieren.

Nun heißt es erst einmal abwarten. Denn eine Infektion macht sich oftmals erst nach Tagen bemerkbar. Allerdings gibt es auch Fälle, bei denen die Borrelien unbehandelt im Körper überdauert haben. Dann treten die Symptome erst nach Wochen, Monaten oder gar Jahren auf.

Ob sich jemand durch einen Zeckenstich infiziert hat, erweist sich bei der Diagnose einer Lyme-Borreliose nicht immer als leicht. Die Symptome können nämlich sehr vielfältig ausfallen und lassen sich nicht eindeutig der Borreliose zuordnen. Dennoch gibt es ein paar wenige Symptome, die auf eine Borrelien-Infektion hinweisen.

Borreliose-Symptom: Wanderröte

Ein typisches Symptom bei einer Borreliose ist eine ringförmige Hautentzündung rund um den Zeckenstich: die Wanderröte (Erythema migrans). Sie ist charakteristisch für das Frühstadium der Erkrankung. Bei der Wanderröte handelt es sich um eine eine handtellergroße Entzündung der Haut, die kreisförmig oder unregelmäßig um zum Vorschein kommt. Optisch wirkt die Wanderröte wie eine Zielscheibe - da die Hautläsion aus einem roten Punkt und einem roten Ring besteht. In einigen Fällen verändert sich die Form der Wanderröte, in anderen tritt sie an mehreren Stellen auf. Beim Letzteren spricht der Arzt von einer Multiple Erythemata migrantia.

Obwohl die Wanderröte ein charakteristisches Symptom einer Borreliose im Frühstadium ist, tritt sie aber nicht zwingend bei allen Patienten auf. Daher gibt es keinen Grund zur Entwarnung, wenn sich nach einem Zeckenstich keine Wanderröte manifestiert.  

Borreliose-Symptom: Borrelien-Lymphozytom

Die Wanderöte allein ist als Symptom nicht aussagekräftig genug, um eine Lyme-Borreliose-Erkrankung zu bestimmen. Dementsprechend werden zur Diagnose auch weniger offensichtliche Symptome berücksichtigt. Dazu gehört das Borrelien-Lymphozytom. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine Hautveränderung. Sie macht sich dadurch bemerkbar, dass sich an den Ohrläppchen, Brustwarzen oder im Intimbereich kleine, blaurote Hautknoten bilden. Diese wiederum sind als Reaktion auf eine Ansammlung von Lymphozyten anzusehen. Übrigens: Das Borrelien-Lymphozytom zeigt sich oftmals bei Kindern.

Borreliose-Symptom: Neuroborreliose

Im weiteren Verlauf der Erkrankung kann es vorkommen, dass Borrelien sich über Blut- und Lymphbahnen im menschlichen Körper ausbreiten. Dadurch besteht die Gefahr, dass das Nervensystem oder Organe ernsthaft geschädigt werden kann. In seltenen Fällen treten sogar Erkrankungen des Herzens auf. In diesem Stadium sprechen Ärzte von einer Neuroborreliose.

Oftmals treten die Symptome einer Neuroborreliose erst Wochen oder Monate nach dem Zeckenbiss auf. Patienten leiden unter Taubheitsgefühle, Seh- und Hörstörungen sowie Schmerzen und Kribbeln in den Extremitäten. Darüber hinaus tauchen Lähmungen auf, vor allem der Gesichtsnerven, der Arme und Beine. Und manchmal kann eine Lyme-Borreliose auch das Herz der Patienten gefährden - Herzrhythmusstörungen machen sich bemerkbar (Lyme-Karditis).

 Borreliose-Symptom: Lyme-Arthritis

Die Lyme-Borreliose kann auch der Auslöser für Schmerzen in den Gelenken wie Knie, Hüfte oder Schulter sein. Wegen der Borrelien kommt es zu schmerzhaften Entzündungen, mit denen häufig ein Gelenkerguss einhergeht.  Von Seiten des Arztes ist abzuklären, ob die Diagnose Lyme-Arthritis oder Arthrose heißt. Ein eindeutiges Ergebnis liefert eine Gelenkpunktion, bei der dem Patienten Flüssigkeit aus dem Gelenk entnommen wird. Der Verdacht wird bestätigt, wenn das Laborergebnis die DNA der Borrelien nachweisen konnte.

Wie macht sich Borreliose bemerkbar?

Die Lyme-Borreliose weist nur in den seltenen Fällen ein einheitliches Krankheitsmuster auf. Dennoch lässt sich der Verlauf der Erkrankung anhand von Entwicklungsstadien und deren stark oder schwach ausgeprägten Symptomen relativ gut einordnen.

Stadium I: Frühstadium (Lokalinfektion)

Nach der Infektion des Menschen durch den Zeckenbiss zeigt sich das bekannteste Symptom einer Lyme-Borreliose. Es ist die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans) mit ihrer auffälligen Hautrötung. Zudem können Beschwerden auftreten, die einer Sommergrippe ähneln - und zwar mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber oder Kopf- und Gliederschmerzen. Diese können unterschiedlich ausgeprägt sein; gleichwohl können sie auch spontan abklingen. Sie kommen oft bei der eher selten auftretenden Viruserkrankung FSME vor.

Prinzipiell gilt im Frühstadium einer Borrelien-Erkrankung: Eine Infektion mit Borrelien-Bakterien oder FSME-Viren lässt sich im Rahmen einer Behandlung mit Antibiotika gut kurieren. Die Dauer einer Therapie in diesem Stadium hängt vom Verlauf und der Schwere der Borreliose ab.

Stadium II: Frühstadium nach Ausbreitung der Borrelien

Problematisch kann es werden, wenn Hautrötungen entweder nicht wahrgenommen werden oder erst gar nicht in Erscheinung treten. Tritt dieser Fall ein, kann sich die Lyme-Borreliose im Körper des Menschen ungehindert ausbreiten und schwere Krankheitsverläufe hervorrufen. Die Bandbreite der Erkrankungen erstreckt sich von starken Schmerzen über Probleme mit dem Herzen bis hin zur Hirnhautentzündung (Meningitis).

Im Frühstadium einer Lyme-Borreliose manifestiert sich gewöhnlich eine Neuroborreliose. Sie äußert sich dadurch, dass nächtliche Schmerzen einzelner Rückenmarksnerven auftreten. Diese stehen häufig im Zusammenhang mit einer ein- oder beidseitigen Gesichtslähmung.

Stadium III: Spätstadium (chronische Borreliose)

Bleibt die Borreliose unentdeckt, führt sie unweigerlich zu einer chronischen Borreliose, die nur schwer behandelt werden kann. Sicherlich kann ein Versuch mit einer Antibiotika-Therapie unternommen werden. Doch die Borrelien siedeln sich häufig an Stellen an, wo eine solche Therapie kaum Wirkung zeigt. Das wiederum führt dazu, dass die Bakterien der Gattung Borrelia das zentrale und periphere Nervensystem angreifen. In diesem Fall klagen Borreliose-Patienten über starke Nacken- und Rückenschmerzen. Typische Symptome einer chronischen Borreliose sind aber auch schmerzhafte Gelenkentzündungen, Störungen der Blasenfunktion sowie Gang- und Koordinationsstörungen. Darüber hinaus können epileptische Anfälle auftreten.

Wie sehen Borreliose-Symptome bei Kindern aus?

Im Falle einer Borrelien-Infektion tritt gewöhnlich die Wanderröte auf, auch bei Kindern. Diese Hautrötung kann in ihrem Erscheinungsbild stark variieren. Daher ist es ratsam, den Zeckenbiss von einem Kinder- und Jugendarzt untersuchen zu lassen. Gleichwohl können sich im Frühstadium einer Borreliose-Erkrankung wie bei einem Erwachsenen grippeähnliche Symptome bemerkbar machen. Werden Kinder rechtzeitig mit einer Antibiotika-Therapie behandelt, kann die Lyme-Borreliose recht schnell und vollständig auskuriert werden. Schäden bleiben in der Regel nur selten zurück.

Sollte der Verlauf einer Borrelien-Infektion schon weiter vorangeschritten sein, kommt es häufig zu einem Befall des Nervensystems (Neuroborreliose). Diese macht sich durch eine einseitige Gesichtslähmung bemerkbar. Damit einhergehend sind die jungen Patienten nicht in der Lage, das Augen auf der betroffenen Gesichtshälfte zu schließen. Gleichwohl lässt sich die Stirn nicht runzeln und der Mundwinkel hängt schief nach unten. Hin und wieder zeigen sich auch kleine, feste, blaurote Hauttumore an den Ohrläppchen, den Brustwarzen und im Intimbereich.

Im Spätstadium einer Borreliose leiden manche Kinder an einer Lyme-Arthritis, die von schubweisen Schmerzen in den Gelenken geprägt ist. Äußerst selten tritt eine chronische Hautveränderung auf.

Welche Borreliose-Symptome treten an den Augen auf?

Was weniger bekannt ist, dass eine Lyme-Borreliose auch für das Auge gefährlich sein kann - wenn auch relativ selten. So können sich im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf Entzündungen im Augeninneren zeigen. Davon betroffen sind die Bindehaut, Hornhaut, Lederhaut und die Gefäße der Netzhaut. Unter diesen Umständen leiden Patienten oftmals unter Sehstörungen.

Wie schnell zeigen sich Borreliose-Symptome?

Wer von einem Zeckenbiss betroffen ist, muss nicht sogleich in Panik geraten. Wichtig ist nur, dass die Zecke nach dem Entdecken frühestmöglich aus der Haut herausgezogen wird. Denn je schneller dieser Blutsauger entfernt wird, desto geringer ist das Risiko, mit den krankheitserregenden Bakterien, den Borrelien, infiziert zu werden.

Im Falle eines Zeckenbisses hängt das Auftreten der ersten Symptome einer Lyme-Borreliose von verschiedenen Faktoren ab. So zeigen sich diese bei Kindern und älteren Menschen recht zügig. Das trifft auch auf Menschen zu, die ein geschwächtes Immunsystem mitbringen. Bei gesunden Erwachsenen lässt sich sagen, dass es erst nach 24 Stunden zu einer möglichen Infektion kommen kann. Schließlich braucht die Zecke die nötige Zeit, um die Borrelien im Darm der Zecke durch mehrmaliges Saugen zur Einstichstelle zu transportieren. Das gilt aber nicht für FSME: Die FSME-Viren gelangen sofort nach dem Zeckenbiss ins Blut des Menschen.

Ist die Übertragung der Borrelien erfolgreich gewesen, breiten sich die Erreger vorerst einmal in der Haut rund um die Einstichstelle aus. Bis die ersten Symptome auftreten, liegt eine Inkubationszeit von drei bis 30 Tagen vor. In diesem Zeitfenster stellt sich gewöhnlich die Wanderröte ein. Die Inkubationszeit der frühen Neuroborreliose folgt marginal kurz darauf.

Trotz der wenigen typischen Merkmale einer Borreliose treten die Symptome gewöhnlich unterschiedlich und atypisch auf. Demzufolge fällt es vielen Betroffenen schwer, die verschieden auftretenden Symptome mit dem Stich oder Biss einer Zecke in Zusammenhang zu bringen. Ein Bluttest kann Aufschluss geben, ob eine Infektion zugrunde liegt. Doch auch hier mangelt es an konkreten Hinweisen auf Antikörper. Häufig ist die Menge noch nicht ausreichend, um die Erkrankung eindeutig zu bestimmen. Hinzu kommt, dass bereits Infektionen mit Borrelien vorliegen könnten. Somit lässt sich sagen, dass schon beim Verdacht auf einen Zeckenbiss auf die oben beschriebenen Symptome im Frühstadium geachtet werden muss.

Da die Borreliose eine Multisystemerkrankung ist, kann es auch vorkommen, dass sich Symptome auch erst spät im Verlauf der Erkrankung manifestieren. Die Rede ist von Monaten und Jahren nach dem Zeckenstich.

Wie sind die neurologischen, kardialen und sonstigen Symptome der Borreliose?

Zecken übertragen zwei Krankheitserreger: die Borreliose-Bakterien und das FSME-Virus. Im Fall einer Lyme-Borreliose, bei der sich im Verlauf der Erkrankung eine Neuroborreliose entwickeln kann, kommt es zu Entzündungen der Hirnhäute und der Rückenmarksnerven (Meningopolyradikulitis). Ebenso können von den Erregern auch die Gelenke wie Knie, Hüfte oder Schultern angegriffen werden. Weitaus schwieriger zu diagnostizieren, sind indes Erkrankungen des Herzens. Es drohen eine Herzmuskel- und Herzbeutelentzündung sowie Herzrhythmusstörungen.

Setzen die Borreliose-Bakterien dem Körper weiterhin zu, dann kann eine frühe Neuroborreliose bei fehlender Behandlung sogar zu einer chronischen Neuroborreliose führen. Betroffene beklagen in diesem Spätstadium oftmals chronische Gelenkentzündungen (Lyme-Arthritis), Lähmungen von Körperteilen sowie Epilepsie-Anfälle. Extrem selten kommen Schlaganfälle vor, wenn die Gehirngefäße von Borrelien befallen sind.

 Dieser Artikel ist vom 09. Juli 2019 und wurde aktualisiert.

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