Berlin Zalando mit Millionen-Verlust

Berlin · Der Online-Schuhhändler enttäuscht die Börse: Die Aktie bricht um 13 Prozent ein. Hohe Rabatte und die schlechte Zahlungsmoral der Kunden drücken das Unternehmen in die roten Zahlen.

Für den in seinem Werbemotto bemühten "Schrei vor Glück" hat der Online-Schuhhändler Zalando derzeit keinen Anlass. Im dritten Quartal rutschte das junge Unternehmen tief in die roten Zahlen: Der Betriebsverlust (vor Zinsen und Steuern, Ebit) betrage nach vorläufigen Zahlen bis zu 32 Millionen Euro, teilte das Unternehmen mit. Ein tiefer Fall: Im Vorjahreszeitraum hatte noch ein knapper Gewinn in der Bilanz gestanden.

Die Anleger straften Zalando entsprechend ab: Die im Nebenwertindex M-Dax notierte Aktie rutschte gestern zeitweise um 13 Prozent auf 26,55 Euro ab. Damit steuert sie wieder auf ihren Startkurs zu: Zalando war im vergangenen Herbst mit einem Ausgabekurs von 21,50 Euro an die Börse gegangen.

"Das dritte Quartal ist in unserem Geschäft von der Marge her das schwierigste", versuchte Zalando-Chef Rubin Ritter die schlechten Zahlen zu verteidigen. Tatsächlich aber hat Zalando derzeit auch spezielle Probleme:

Rabattschlacht Der Sommerschlussverkauf hatte zwar dafür gesorgt, dass die Lager leer wurden und die Zalando-Umsätze im dritten Quartal zwischen 41 und 43 Prozent auf 707 bis 717 Millionen Euro kletterten. Doch funktionierte dies nur, indem das Unternehmen die ohnehin schon günstige Sommerkleidung mit Rabatten auf den Markt warf. Entsprechend drückte dies die Gewinnspanne. Nun muss Zalando seine Prognose senken. Die Marge (also der Anteil des operativen Ergebnisses am Umsatz) wird im Gesamtjahr jetzt maximal bei vier Prozent liegen und nicht mehr bei bis zu 4,5 Prozent.

Säumige Zahler Zudem drückte die schlechte Zahlungsmoral von Kunden den Gewinn. Betrugsfälle aus dem ersten Halbjahr 2015 hätten dazu geführt, dass die Einnahmen aus Inkasso-Forderungen geringer als angenommen ausgefallen sind, erklärte Zalando. Insgesamt gehe es dabei um einen Millionen-Betrag. Offenbar hat das Unternehmen auch dann noch Waren an Kunden auf Rechnung geliefert, wenn diese schon als notorisch säumige Zahler aufgefallen sind.

Investitionen Zalando verweist auf die Investitionen in Logistik und Marketing, die den Gewinn gedrückt hätten. Es sei in Werbung mit App-Downloads investiert worden, weil Zalando mehr Nutzer auf mobilen Geräten gewinnen wolle. Das werde sich in den nächsten Quartalen niederschlagen. Anhaltend Ärger hat Zalando zudem mit den hohen Retouren-Quoten.

Der 2008 gegründete Konzern ist stark gewachsen: Die Zahl der Kunden ist auf 16,4 Millionen gestiegen, die Zahl der Mitarbeiter auf 9000. Der Verband HDE prognostiziert für 2015 für die Branche ein Umsatzplus von zwei Prozent, vor allem der Online-Handel boomt weiter. Ritter kündigte an, Lieferungen noch am Tag der Bestellung ins Angebot aufzunehmen. Bisher gibt es diese testweise nur in Köln und Berlin.

(RP)
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