London Vodafone-Chef tritt vor Unitymedia-Deal ab

London · Vittorio Colao übergibt im Oktober sein Amt an den bisherigen Finanzchef Nick Read.

Vodafone-Chef Vittorio Colao räumt nach der jahrelang ausgehandelten Übernahme des deutschen Kabelkonkurrenten Unitymedia überraschend das Feld. Der 56-jährige Italiener, der seit rund einem Jahrzehnt an der Spitze des britischen Telekommunikationskonzerns steht, übergibt im Oktober an Finanzchef Nick Read.

Colao hatte erst vergangene Woche die 18,4 Milliarden Euro schwere Übernahme europäischer Kabelgesellschaften vom Rivalen Liberty Global eingetütet. 10,8 Milliarden Euro wollen die Briten in bar zahlen, der Rest des Unternehmenswerts sind Schulden. Abgeschlossen werden soll das Geschäft Mitte 2019. Kartellbehörden müssen die Übernahme aber noch genehmigen. Es wäre die größte Transaktion in der europäischen Telekom-Branche seit Jahren. Allerdings gibt es auch Gegenwind: Konkurrenten wie die Deutsche Telekom wettern wegen angeblicher Übermacht in einzelnen Märkten gegen den Deal.

Vodafone selbst hat nach zwei Jahren mit Milliardenverlusten im abgelaufenen Geschäftsjahr (Ende März) wieder schwarze Zahlen geschrieben. Die Briten verdienten 2,79 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatten Abschreibungen in Indien den Verlust auf 6,1 Milliarden Euro getrieben. Davor hatte der Telekom-Rivale ein Minus von mehr als fünf Milliarden eingefahren.

Der Umsatz sank im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro. Das lag vor allem an der Ausgliederung des niederländischen Geschäfts sowie unvorteilhaften Wechselkursen. Die Serviceerlöse (sie gelten als Maßzahl für den wirtschaftlichen Erfolg im Wettbewerb und klammern Umsätze aus dem Verkauf von Handys und Tablets aus) steigerte Vodafone im vierten Quartal deutlicher, als das von Analysten erwartet worden war.

Vodafone berichtet seit einiger Zeit in Euro, weil das Unternehmen schon den Großteil der Geschäfte auf dem Kontinent macht, vor allem in Deutschland, dem wichtigsten Einzelmarkt. Hier lief es weiter rund. Die deutsche Tochter steigerte die Serviceerlöse im Gesamtjahr um 2,6 Prozent, weil das Unternehmen im Kabelgeschäft einen Lauf hat. Im Mobilfunk wuchsen die Serviceerlöse im vierten Quartal nur um 0,3 Prozent. Die Deutsche Telekom hatte im gleichen Zeitraum deutlich, die O2-Mutter Telefonica Deutschland etwas besser abgeschnitten.

Das um Sondereffekte bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte im Gesamtjahr um rund vier Prozent auf 14,7 Milliarden Euro. Das war etwas mehr als von Analysten gedacht. Im gerade angelaufenen Geschäftsjahr soll der operative Gewinn aus eigener Kraft um ein bis fünf Prozent zulegen.

(dpa)
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