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Zentralen auf dem Prüfstand Stellenabbau bei Eon trifft auch Düsseldorf

(RP). Der geplante Abbau von weltweit 9000 bis 11.000 Stellen beim Energiekonzern Eon trifft auch die Zentrale in Düsseldorf. Durch die geplanten Standort-Schließungen dürften zwar Stellen in die NRW-Hauptstadt verlagert werden, doch Arbeitsplatzverluste scheinen unvermeidlich.

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Foto: AP

"Der Vorstand hat gegenüber Konzernbetriebsräten und Gewerkschaftsvertretern angekündigt, dass auch Größe und Aufstellung der Konzernleitung angepasst wird. Damit trifft der Stellenabbau auch Düsseldorf", sagte Hans Prüfer, Chef des Konzernbetriebsrates, unserer Redaktion.

Zwar dürften durch die geplante Schließung von Standorten auch Arbeitsplätze nach Düsseldorf verlagert werden, doch auch hier werden Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren, meint Prüfer. Der Konzernsprecher sagte dazu: "Zu einzelnen Standorten und etwaigen Arbeitsplatz-Verlagerungen gibt es bislang noch keine Entscheidung."

Spekulationen, wonach Eon erwäge, seine Zentrale aus Düsseldorf zu verlegen, hatte Eon-Chef Johannes Teyssen klar zurückgewiesen: "Wir bleiben mit der Konzernzentrale in Deutschland."

Altmaier kritisiert "Managementfehler"

Teyssen hatte den Abbau der Stellen vor allem mit der Energiewende begründet. Das stieß in der Bundespolitik auf Kritik. Der Geschäftsführer der Unionsfraktion, Peter Altmaier, sagte, es sei eine "ganz durchsichtige Ausrede des Managements", Gewinneinbruch und Stellenabbau mit dem Atomausstieg zu begründen. Das Unternehmen habe versäumt, rechtzeitig den Einstieg in erneuerbare Energien vorzunehmen. Diese Managementfehler würden nun auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen. Eon bekomme die Quittung für eine falsche Unternehmenspolitik, sagte Grünen-Chef Cem Özdemir unserer Redaktion. "Insgesamt hat sich Eon in den letzten Jahren viel zu sehr auf den sprudelnden Atomkraft-Profiten ausgeruht, anstatt auf die Energiewende und Zukunftstechnologien zu setzen."

Der Energieexperte der CDU im Europaparlament, Herbert Reul, dagegen nannte die Kritik heuchlerisch: "Erst die Energiewende zu feiern und dann die Folgen zu kritisieren, ist verlogen." Die Politik habe den Atomausstieg beschlossen, sie habe die drastischen wirtschaftlichen Konsequenzen gekannt und in Kauf genommen. SPD-Chef Sigmar Gabriel und NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) wollen am Freitag den Konzernbetriebsrat in Düsseldorf besuchen.

Mitarbeiter sind besorgt

Hunderte Mitarbeiter kamen am Donnerstag zu den Betriebsversammlungen in die Düsseldorfer Konzernzentrale und ins Atrium von Eon Ruhrgas nach Essen. Dort stellte sich Johannes Teyssen, der am Tag zuvor einen massiven Stellenabbau angekündigt hatte, seinen Mitarbeitern. "Manche wollten einfach sehen, wer ihnen das alles eingebrockt hat", hieß es in der Belegschaft. Teyssen habe sich redlich bemüht, alle Fragen zu beantworten. "Ich habe gerade gebaut. Was wird aus meiner Stelle? Was wird aus meinem Haus?", fragte ein Mitarbeiter in Düsseldorf. In Essen wollten Mitarbeiter wissen, wie Teyssen sich die Zukunft des Gasgeschäfts vorstellt. Zwei Stunden sprachen hier Teyssen und Ruhrgas-Chef Klaus Schäfer. "Manchmal war es ein bisschen wie in der Kirche", meinte ein Mitarbeiter.

Das Gasgeschäft will Eon nach bisher bekannten Plänen zwar nicht verkaufen, aber kräftig straffen. So sollen das Handelsgeschäft der Töchter Ruhrgas und Energy Trading zusammengelegt werden. Wo und wie, steht noch nicht fest. Eon prüft einerseits, was es kostet, die erst jüngst in Essen bezogene, 180 Millionen Euro teure Ruhrgas-Zentrale aufzugeben oder zu vermieten. Ebenso schaut man sich an, was es kostet, die moderne Zentrale von Energy Trading im Düsseldorfer Medienhafen zu verlassen.

Dass Eon sich gleich zwei Handelstöchter leistet, hat — wie vieles andere der Organisation in dem traditionsreichen Konzern — historische Gründe. Eon hatte die Ruhrgas im Jahr 2003 übernommen. Das Kartellamt war zunächst dagegen, am Ende machte eine umstrittene Ministererlaubnis den Weg frei. Im Gegenzug hatte Eon Zusicherungen für den Standort Essen geben müssen. Doch auch solche Zusagen verlieren irgendwann ihre Gültigkeit. Das wissen die Beschäftigten in Essen ebenso wie in München.

In München sitzt die Eon Energie, die die regionalen Vertriebstöchter steuert und 400 Mitarbeiter hat. Auch für diesen Standort gibt es Zusagen. Diese hatten der bayerische Energieversorger Viag und der in Düsseldorf sitzende Mischkonzern Veba der bayerischen Landesregierung machen müssen, als sie zur Eon AG fusionierten. Doch das ist elf Jahre her. Und Eon prüft nun, ob sie an diese Zusagen noch gebunden ist. "Unsere Zukunft ist wichtiger als historische Standorte", hatte Teyssen bereits am Mittwoch gesagt. Viele Strukturen seien durch die Geschichte des Konzerns begründet, inzwischen aber überkommen. "Ich selbst habe an vielen dieser Standorte gearbeitet", so Teyssen. Doch im Interesse des künftigen Geschäfts müssten alle auf den Prüfstand.

In der Tat scheint eine nationale Steuerung der regionalen Vertriebstöchter in München wenig sinnvoll, da es ja auch noch eine konzernweite Steuerung in Düsseldorf gibt. "Der Standort München soll definitiv aufgelöst werden", sagte gestern Martin Cegla, der Vizechef des Konzernbetriebsrats.

Auch das Schicksal des Standortes Hannover gilt vielen als besiegelt. Dort sitzt Eon Energie mit mehreren hundert Mitarbeitern, die das nationale Kraftwerksgeschäft steuern — zudem gibt es noch eine konzernweite Steuerung in Düsseldorf.

(RP)
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