Konjunkturumfrage IW hält höheres Wachstum für realistisch

Berlin (rpo). Die Stimmungskurve in deutschen Wirtschaftskreisen gleicht einer Achterbahnfahrt - mal hoch, mal runter. Wenn es nach dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht, hat sich die Gemütslage in bundesdeutschen Unternehmen nun wieder deutlich erhellt. Im nächsten Jahr hält das IW ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,5 Prozent für möglich.

Die deutsche Wirtschaft beurteile ihre Lage deutlich positiver als noch im Frühjahr und sei mit Blick auf 2006 "sehr zuversichtlich", teilte das Institut am Montag bei der Vorstellung seiner Konjunkturumfrage vom Herbst 2005 in Berlin mit. Bislang war das arbeitgebernahe Institut von einem Zuwachs von 1,1 Prozent ausgegangen.

Die Hoffnungen auf eine einschneidende Besserung am Arbeitsmarkt sind allerdings weiter begrenzt. "Die Beschäftigungsperspektiven in Deutschland sind besser, aber nicht gut", sagte IW-Direktor Michael Hüther. Unterm Strich überwiege die Anzahl der Unternehmen mit der Absicht eines Stellenabbaus (25 Prozent) diejenigen, die neues Personal einstellen wollen (20 Prozent). Am besten seien die Perspektiven von Investitionsgüterherstellern, am schlechtesten die der Baufirmen.

Steigende Produktionszahlen

Laut Umfrage hätten in diesem Herbst 38,5 Prozent der westdeutschen Unternehmen für das laufende Jahr eine steigende und nur 22 Prozent eine sinkende Produktion gemeldet. In Ostdeutschland beurteilten 35 Prozent der Betriebe ihre Lage heute besser, 28 Prozent eher schlechter.

Die Aussichten für 2006 seien noch günstiger. Im Westen hätten 45 Prozent der befragten Betriebe positive Produktionserwartungen und lediglich 15 Prozent negative Aussichten bekundet. Im Osten betrüge das entsprechende Verhältnis 38 zu 22 Prozent, erklärte das IW. Vor allem die Exportaussichten seien von Zuversicht geprägt. Fast 42 Prozent der deutschen Unternehmen rechneten 2006 mit noch besseren Auslandsgeschäften.

Auch die Bundesbank gibt sich in ihrer aktuellen Einschätzung der Wirtschaftslage in Deutschland verhalten optimistisch. Nach den vorliegenden Daten könne davon ausgegangen werden, dass die Wirtschaft im Gesamtjahr ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von etwa 1,0 Prozent erreicht, wie die Bundesbank in ihrem am Montag in Frankfurt am Main veröffentlichten Monatsbericht für November festhält. Positiv werde vor allem die jüngste BIP-Entwicklung im dritten Quartal gesehen, als ein "bemerkenswert kräftiges Wachstum" von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal verzeichnet wurde.

Monatsbericht der Bundesbank

Wesentlichen Anteil an der Entwicklung "hatte erneut die günstige außenwirtschaftliche Entwicklung". Zudem sei es im Inland zu stärkeren Impulsen gekommen, betonte die Bundesbank. So sei bei den Anschaffungen von Maschinen und Ausrüstungen wieder ein deutliches Plus verzeichnet worden. Aber auch die Bauinvestitionen seien erstmals seit längerem saisonbereinigt etwas gestiegen. Weiter sehr zurückhaltend blieben dagegen die privaten Haushalte mit ihren Konsumausgaben.

Belastet werde der Konsum vor allem von der schwierigen Lage am deutschen Arbeitsmarkt. Der seit Frühjahr verzeichnete Anstieg der Beschäftigung sei dabei weniger Ausdruck eines von der Wirtschaft ausgehenden Arbeitskräftebedarfs, sondern gehe vielmehr auf die Auswirkungen arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen zurück.

Mit Blick auf die Entwicklung der Teuerung spricht die Bundesbank von einem "etwas" beschleunigten Anstieg der Verbraucherpreise. Hierzu beigetragen hätten neben der Energie, deren Preisanstieg zuletzt jedoch etwas an Dynamik verloren habe, speziell die gewerblichen Waren. Im Oktober waren die deutschen Verbraucherpreise auf Jahressicht um 2,3 Prozent gestiegen.

(afp)
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