Hängepartie in Issum Verkauf der Brauerei Diebels geplatzt

Issum · Der Finanzinvestor CK Corporate Finance sollte den Bierbrauer aus Issum übernehmen. Doch daraus wird nichts – zumindest vorerst nicht. Der Diebels-Eigner ABInbev verhandelt nun mit mehreren Interessenten.

 Die Diebels-Zentrale in Issum am Niederrhein.

Die Diebels-Zentrale in Issum am Niederrhein.

Foto: Diebels

Der geplante Verkauf der Brauereien Diebels und Hasseröder an den Finanzinvestor CK Corporate Finance hat sich zerschlagen – zumindest vorerst. Man führe parallel zur Zusammenarbeit mit CK „erneut Gespräche mit ausgewählten Interessenten“, teilte ABInbev mit, weltgrößter Bierbrauer und Eigentümer von Diebels und Hasseröder. Der Finanzinvestor aus dem hessischen Kronberg habe bisher nicht alle Vertragsanforderungen für den geplanten Abschluss erfüllt.

Deshalb kann der Deal nicht wie beabsichtigt zur Jahresmitte über die Bühne gehen. Geplant war der Verkauf der beiden Brauereien rückwirkend zum Jahresbeginn. Doch schon zweimal war der Versuch gescheitert, das Geschäft unter Dach und Fach zu bringen. Erst sollte dies Ende März der Fall sein, dann einen Monat später. Beide Male hatte es geheißen, es seien noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt.

Unbestätigten Meldungen zufolge ist es beide Male um die Finanzkraft des Investors Daniel Deistler gegangen, dem CK Corporate Finance gehört. Sogar der Kaufpreis, den Insider im Frühjahr auf weniger als 200 Millionen Euro veranschlagt hatten, soll zweimal verringert worden sein. Seither haben sich die Zweifel an der Seriosität des Deistler-Angebotes eher verstärkt. Der Investor war bisher ohnehin mehr als Berater denn als Investor in Erscheinung geraten; zudem hatten Jahresabschlüsse im Bundesanzeiger mit „nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbeträgen“ in sechsstelliger Höhe Zweifel an seiner Finanzkraft genährt. CK war von der Deutschen Bank als möglicher Käufer für die Bierbrauer in Issum und Wernigerode ausgeguckt und von AB Inbev akzeptiert worden.

Jetzt glauben die Belgier offensichtlich auch nicht mehr daran, dass das Geschäft mit CK funktioniert, und haben nach eigenen Angaben neue Gespräche gestartet. „Uns ist es jetzt wichtig, für alle Beteiligten Klarheit darüber herzustellen, dass wir aktiv an Alternativen arbeiten und Angebote prüfen – besonders mit Blick auf unsere Mitarbeiter, Marken und Standorte“, erklärte Harm van Esterik, Deutschlandchef von AB Inbev.

CK war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. „Wir wollen uns auf die Stärken von Hasseröder und Diebels konzentrieren, um das Wachstum dieser bedeutenden Traditionsmarken zu fördern und diese in der Öffentlichkeit wieder präsenter aufzustellen“, hatte Deistler im Januar erklärt und von neuem Glanz für „etwas verstaubte Bier-Juwelen“ gesprochen. Es wurden Investitionen in die Marken und Brauereistandorte angekündigt. Die mochte Inbev nicht mehr tätigen. Die Belgier wollen sich stattdessen auf die Marken Beck’s, Franziskaner und Corona konzentrieren und diese weiterentwickeln. Corona ist im Heimatland Mexiko das meistverkaufte Bier und zählt in 180 Ländern zu den führenden importierten Premium-Biersorten, Franziskaner und Beck’s (das nicht nur in Bremen, sondern aus Kostengründen auch in Bayern und sogar in den USA gebraut wird) versprechen zumindest mehr Profit als Diebels und Hasseröder.

Deshalb ist Inbev auch an einem raschen Verkauf seiner beiden Problemtöchter in Deutschland interessiert. Gerüchten zufolge haben sich die Belgier sogar bereit erklärt, einen Teil der Finanzierung für den Kauf durch CK Corporate Finance abzusichern. Bei den Mitarbeitern dürfte nun erneut Verunsicherung herrschen. Die Belegschaft in Wernigerode (etwa 250 Mitarbeiter) und Issum (rund 200 Beschäftigte) wurde bereits über die neue Situation informiert.

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