Töchter hoffen auf Rettung Bei Schlecker beginnt der Ausverkauf

Ulm · Die Rettung der Schlecker-Töchter IhrPlatz und Schlecker XL könnte am Freitag unter Dach und Fach gebracht werden. Im Laufe des Tages wollen sich der Münchner Investor Dubag und der Hauptgläubiger Euler Hermes zu Gesprächen über einen Einstieg von Dubag treffen, wie aus Verhandlungskreisen verlautete.

Chronologie der Schlecker-Pleite
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Dubag will die 490 IhrPlatz-Filialen übernehmen und die 342 Schlecker XL-Märkte dort eingliedern. Dafür hatten die Schlecker-Gläubiger in Gesprächen am Dienstag und Mittwoch bereits grundsätzlich die Weichen gestellt.

In den verbliebenen Schlecker-Märkten beginnt gleichzeitig der Ausverkauf. In jedem noch geöffneten Laden wird es anfangs Rabatte zwischen 30 und 50 Prozent auf das gesamte Sortiment geben.

Ein Datum für das endgültiges Ende der Schlecker-Läden gibt es noch nicht; zuletzt war von Ende Juni die Rede gewesen. Die Abwicklung des Konzerns - der Ausverkauf der restlichen Ware sowie etwa der Verkauf von Immobilien und Auslandsgesellschaften - könnte laut Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz zwischen 500 und 700 Millionen Euro bringen. Dem stehen bislang Forderungen in Höhe von 665 Millionen Euro entgegen.

Die Märkte von IhrPlatz und Schlecker XL haben - anders als das Mutterunternehmen Schlecker - eine Zukunftschance. Dort arbeiten noch rund 5000 Mitarbeiter. 13.200 Schlecker-Beschäftigte haben dagegen schon die Gewissheit, ihre Jobs zum Monatsende zu verlieren. Insgesamt sind rund 25.000 Schlecker-Mitarbeiter von der Insolvenz betroffen.

Die gekündigten Mitarbeiter, vor allem Frauen, sollen nach dem Willen von Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und Arbeitsagenturchef Frank-Jürgen Weise Fachkräftelücken in anderen Branchen füllen. Besonders gesucht würden Erzieher und Altenpfleger.

Die Arbeitsagenturen wollten ihnen vollwertige Umschulungen in diese Mangelberufe anbieten, hatten von der Leyen und Weise zuvor angekündigt. Von den 11.190 in der ersten Welle im Frühjahr Entlassenen seien bislang rund 5000 in Arbeit oder Fördermaßnahmen vermittelt worden. Weniger als 2500 hätten einen vollwertigen Job angetreten.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) begrüßte die Initiative für eine Umschulung von Schlecker-Mitarbeiterinnen zu Kita-Erzieherinnen. "Es geht hier nicht darum, jemanden in eine Umschulung zu pressen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass unter diesen lebenserfahrenen Frauen viele mit Freude und Engagement diese neue berufliche Chance ergreifen wollen", sagte die Ministerin der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag).

Zugleich gebe es im Einzelhandel bei 25.000 offenen Stellen derzeit aber rund 360.000 Arbeitssuchende, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske. Viele Schlecker-Frauen seien nach der ersten Kündigungswelle lediglich in unbezahlte Praktika oder Urlaubsvertretungen vermittelt worden.

(dpa)
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