Fotos Chronologie der Schlecker-Pleite

Schlecker war einst nach Anzahl der Filialen und nach Umsatz die größte Drogeriekette Deutschlands. Ein Niedergang war bereits in den vergangenen Jahren zu beobachten. Im Januar meldete das Ehinger Unternehmen Insolvenz an. Wir haben eine Chronologie der Ereignisse erstellt:

19. November 2010:
Schlecker kündigt Investitionen von 230 Millionen Euro in das Filialnetz an sowie ein "Fit for future"-Programm, mit dem die Märkte freundlicher und einheitlicher gestaltet werden sollen. Damit will das Unternehmen den Umsatzrückgang der vergangenen Jahre stoppen.

12. Juni 2011:
Lars Schlecker, der seit 2010 mit seiner Schwester Meike mehr Verantwortung im Unternehmen übernommen hat, kündigt an, dass Schlecker an die zehn Prozent seiner mehr als 8.000 Filialen in Deutschland schließen werde.

2. August 2011:
Der Geschäftsführer der Karlsruher Drogeriekette dm, Erich Harsch, sagt, er gehe davon aus, dass sein Unternehmen Schlecker bei den Umsätzen bereits überholt habe.

19. Dezember 2011:
Berichte über finanzielle Schwierigkeiten häufen sich. Die Gewerkschaft ver.di teilt mit, dass Schlecker um einen Beitrag der Mitarbeiter an der Sanierung gebeten habe.Gespräche werden aufgenommen.
20. Januar 2012:
Schlecker kündigt an, sich über ein Insolvenzverfahren sanieren zu wollen. Grund dafür sei, dass eine geplante Zwischenfinanzierung gescheitert sei.
23. Januar 2012:
Schlecker meldet Insolvenz beim Amtsgericht Ulm an. Betroffen sind 5.400 Märkte mit etwa 25.000 Mitarbeitern. Die Auslandsgesellschaften und die Tochter Ihr Platz sind davon zunächst ausgenommen.

26. Januar 2012:
Auch Ihr Platz stellt einen Insolvenzantrag. Betroffen sind rund 670 Filialen und etwa 5.800 Mitarbeiter.
30. Januar 2012:
Schlecker gibt die erste Pressekonferenz seit über 20 Jahren. Der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz tritt erstmals öffentlich auf.

29. Februar 2012:
Geiwitz kündigt härtere Einschnitte an als zunächst gedacht. Er will 2.400 Filialen schließen und 11.750 Mitarbeiter entlassen.
2. März 2012:
Auch für die Mitarbeiter von Ihr Platz wird es bitter: 142 Märkte sollen schließen, 908 Stellen wegfallen.

8. März 2012:
Geiwitz will einem Zeitungsbericht zufolge bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein Darlehen für die Drogeriekette beantragen. Auch ver.di sowie der baden-württembergische Finanzminister Nils Schmid (SPD) hatten sich für ein solches Darlehen ausgesprochen. Zum Internationalen Frauentag gehen zahlreiche Schlecker-Mitarbeiter auf die Straße. Von den Entlassungen sind vor allem Frauen betroffen.
11. März 2012:
Das Bundeswirtschaftsministerium erteilt wegen des Darlehens eine Absage. Schlecker erfülle nicht die Kriterien für einen Kredit der Förderbank, sagt ein Ministeriumssprecher.

13. März 2012:
Die zu schließenden Schlecker-Filialen erhalten ein Fax. "Wir müssen Ihnen heute leider mitteilen, dass Ihre Verkaufsstelle nach vorläufigem Stand zum 24. März 2012 geschlossen wird", heißt es darauf.
Der Schlecker-Gesamtbetriebsrat, die Gewerkschaft ver.di und der Insolvenzverwalter kommen in Oberhof/Thüringen zu Verhandlungen zusammen. Auf dem Programm stehen ein Sozialplan für die zu entlassenden Mitarbeiter sowie Vorbereitungen zur Einrichtung einer Transfergesellschaft.
14. März 2012:
Schlecker veröffentlich seine Schließungsliste für die Läden. Etwa 2.000 Märkte machen demnach zum 24. März dicht. Hinter weiteren 282 steht noch ein Fragezeichen.
29. März 2012:
Das Amtsgericht Ulm eröffnet das Insolvenzverfahren für die Schlecker-Gesellschaften. Zugleich verhandelt Stuttgart über eine Bürgschaft aller Bundesländer für eine Transfergesellschaft, aber eine gemeinsame Lösung scheitert. Vor allem die FDP-Wirtschaftsminister leisteten Widerstand.
1. April 2012:
Die verbliebenen Schlecker-Beschäftigten hoffen auf den Erhalt ihrer Jobs. Insolvenzverwalter Geiwitz berichtet von drei bis fünf Investoren mit konkretem Interesse am Unternehmen. Aber schon am 19. April springt die osteuropäische Penta-Gruppe als potenzieller Investor ab.

2. Mai 2012:
Schlecker findet einen Käufer für seine 145 Filialen in Tschechien. Geiwitz bestätigt die Übernahme durch das Unternehmen P.K. Solvent (PKS). Der Kaufpreis für das tschechische Filialnetz mit rund 460 Mitarbeitern wurde nicht bekanntgegeben.
4. Mai 2012:
Bisher reichten rund 3850 Ex-Schlecker-Beschäftigte Klage gegen ihre Kündigung ein.

24. Mai 2012:
Der einstige Karstadt-Retter Berggruen-Holdings interessiert sich für Schlecker. Ein Sprecher der Nicolas Berggruen Holdings GmbH bestätigte Gespräche mit Schlecker-Insolvenzverwalter Geiwitz. Die Nachricht schürt noch einmal große Hoffnungen auf eine Rettung.

1. Juni 2012:
Die größten Schlecker-Gläubiger kommen in Berlin zusammen und stimmen für die Abwicklung des Unternehmens. Es wird bekannt, dass Berggruen bereits in der Nacht vor der Gläubigerversammlung absagte. Vor allem das große Medieninteresse und die rund 4500 Kündigungsschutzklagen hätten ihn abgeschreckt.
Das bedeutet das Aus für die Drogeriemarktkette.

Weltgeschehen in einem Bild Die neuesten Karikaturen aus der Rheinischen Post
