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Russische Großbank VTB-Kunden bangen um Einlagen

Düsseldorf · Die Europa-Tochter der russischen Bank ist telefonisch vorübergehend nicht mehr erreichbar. Zu groß war der Andrang, den Kunden mit ihren Anfragen auslösten. Dabei ist die VTB Europe gar nicht vom Swift-Ausschluss betroffen.

         

        

Foto: dpa/Jens Büttner

Düsseldorf Wer am Montag die Website der VTB Direktbank aufrief, bekam als erstes den Hinweis „Aktuell keine telefonische Erreichbarkeit“ zu lesen. Die Begründung für den Telefonstopp: Es habe eine Flut von Anfragen gegeben, die auch durch Überstunden und Arbeit am Wochenende nicht mehr zu bewältigen sei. „Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, vorübergehend die telefonische Erreichbarkeit einzustellen, und bitten Sie, Ihre Anfragen per E-Mail an uns zu richten“, schreibt die Bank.

Und weist darauf hin, dass sich manche Kunden im Ton vergriffen hätten. Deren Nervenkostüm ist, je nach Höhe der bestehenden Einlage, vermutlich genauso angespannt wie das der Banker in Frankfurt. Rund 160.000 Kunden mit Ersparnissen von insgesamt vier Milliarden Euro hat die zur VTB Europe SE (Frankfurt) gehörende Direktbank in Deutschland eingeworben. Die erscheinen manchen nach dem Ausschluss der russischen Muttergesellschaft vom Zahlungsverkehrssystem Swift (der allerdings erst am Samstag wirksam wird) extrem gefährdet – auch wenn die Geschäftszahlen der VTB  Europe  in Ordnung sind und sie auf ihrer Website unter anderem beteuert, dass keine Kundengelder „für die aktuellen Handlungen Russlands in der Ukraine verwendet“ würden.

Zudem ist die europäische Tochter vom Swift-Ausschluss gar nicht getroffen. Und nationale Zahlungen müssten ohnehin ohne das  System möglich sein, weil Swift  nur für den grenzübrschreitenden Zahlungsverkehr von Bedeutung ist. Trotzdem hat es Irritationen ausgelöst, dass beispielsweise Commerzbank-Kunden, die Geld an die VTB überweisen wollten, den Hinweis „Auftrag nicht bearbeitet aufgrund der Situation bei der empfangenden Bank/Land“ bekommen haben sollen.

Jedenfalls überlegt angeblich die russische Mutter selbst, das Geschäft in Europa einzustellen, das neben dem Privatkundengeschäft in Deutschland/Österreich noch eine Investmentbanking-Sparte in London umfasst. Das Problem der Muttergesellschaft: Ihre Vermögenswerte im Ausland sind eingefroren.  Danach sei es als unmöglich eingestuft worden, das Geschäft fortzusetzen, berichtete die „Finacial Times“.

Ein Rückzug aus dem Europa-Geschäft  hätte eine Abwicklung der VTB Europe zur Folge mit einer Auszahlung der Kundengelder. Zu den Kunden der VTB  zählen dem Vernehmen nach nicht nur Privatkunden, sondern auch deutsche Städte und Gemeinden, Hunderte Unternehmen und weit mehr als 100 Finanzhäuser. Die Einlagen der  Kunden scheinen derzeit nicht gefährdet, zumal jene der Privatkunden einerseits durch die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro und den Sicherungsfonds des privaten Bankenverbandes BdB geschützt sind, bei dem die VTB Europe Mitglied ist.

Russlands Finanzwirtschaft wird andererseits nicht nur durch den Swift-Auschluss einiger Häuser getroffen, sondern auch dadurch, dass sich mehrere private Finanzdienstleister nach dem Angriff auf die Ukraine abwenden. Dazu gehören die Kreditkartenanbieter Mastercard, Visa und American Express, die ihre Dienste im Russland genauso eingestellt haben wie Paypal. Dass Karten, die Banken außerhalb Russlands ausgestellt haben, in Russland keine Gültigkeit mehr haben, dürfte in erster Linie Geschäftsleute treffen, die dort nicht mehr zahlen können und sich erst eine von einer einheimischen Bank ausgestellte Karte besorgen müssten – nur die funktionieren in Russland. Russische Kunden können mit den in ihrer Heimat ausgestellten Karten somit weiterhin zahlen (so lange sie gültig sind), weil es das alternative System NSPK gibt, über das inländische Zahlungen in großen Teilen abgewickelt werden.

 Und dann wäre da noch das Schlupfloch Kryptowährungen. Deren Börsen ziehen sich nämlich nicht aus Russland zurück. Seit Ausbruch des Krieges und dem Absturz des Rubel investieren Russen stärker in Bitcoin und Co. Angeblich wurden vor einer Woche Kryptowährungen im Volumen von 15,3 Milliarden Rubel (126 Millionen Euro) gehandelt, drei Mal so viel wie in der Vorwoche.Solche Schlupflöcher will die EU stopfen.

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